In der chemischen Analytik verlangen deshalb immer mehr Kunden, Akkreditierstellen und Behörden, dass Messunsicherheiten anzugeben und die Messergebnisse auf anerkannte Bezugspunkte zurückzuführen sind. Dies findet seinen Ausdruck auch in der Anwendung der weltweit akzeptierten Norm ISO/IEC 17025 „Allgemeine Anforderungen an Kalibrier- und Prüflaboratorien“. Ein metrologisches Rückführungssystem in der Chemie gibt es bis jetzt in Teilbereichen: etwa für die klinische Chemie, für bestimmte Bereiche der Elektrochemie (pH-Wert, elektrolytische Leitfähigkeit) und für die Gasanalytik. Für die Elementanalytik wird ein solches Rückführungssystem gerade aufgebaut. Die Laboratorien auf der Arbeitsebene erhalten die für die Rückführung benötigten Kalibriermittel über eine Zwischenebene (z. B. im Deutschen Kalibrierdienst (DKD) akkreditierte chemische Kalibrierlaboratorien) oder direkt von den Instituten der nationalen Bezugsebene (z. B. in Form von zertifizierten Referenzmaterialien).
Bisher kann in der Chemie nur ein Bruchteil der notwendigen Rückführungsketten mit den vorhandenen Strukturen abgedeckt werden. Das Rückführungssystem wird daher weiter ausgebaut. Im Rahmen des Netzwerks wird dabei die dezentral vorhandene Fachkompetenz auf dem Gebiet der chemischen Analytik gebündelt. Die PTB als gesetzlich beauftragtes Institut, verantwortlich für Darstellung, Bewahrung und Weitergabe der Einheiten, hat darin eine Steuerungsfunktion. Innerhalb des Netzwerks werden die Aufgaben zwischen den Partnern nach Kompetenz und Kapazität aufgeteilt und alle Partner beteiligen sich selbstständig an internationalen Schlüsselvergleichen im Rahmen eines Abkommens der nationalen Metrologieinstitute. Neben dem Effizienzgewinn ermöglicht diese Struktur eine besonders zeit- und praxisnahe Einschätzung des metrologischen Bedarfs, der kontinuierlich mit den Anwendern abgestimmt wird. Ein nationales Netzwerk für die Metrologie in der Chemie ist ein neuer Ansatz zur Bewältigung der Vielfalt der Aufgaben in der Chemie. Die Strategie in Deutschland wird deshalb weltweit mit Interesse verfolgt.