Logo der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt

14. Fachgespräch zur Überwachung der Umweltradioaktivität

Kategorien:
  • Metrologie für die Gesellschaft
29.05.2009

Vom 24. März bis 26 März 2009 fand an der Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg das 14. Fachgespräch (FG) zur Überwachung der Umweltradioaktivität statt. Das Fachgespräch wurde gemeinsam vom Bundesamt für Strahlenschutz, dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und dem Baden-Württembergischen Umweltministerium organisiert und stand unter dem Thema "IMIS - Integrierendes System zur Umweltüberwachung und Notfallvorsorge". Da das "Integrierende Mess- und Informationssystem (IMIS)" als zentrales informationstechnologisches Werkzeug zur Messdatenerfassung, Plausibilisierung, Berichterstattung und Lagedarstellung von allen beteiligten Messstellen und Behörden genutzt wird, fand das FG das rege Interesse der ca. 250 Teilnehmer, von denen einige aus den Nachbarländern kamen, mit dem es eine Vereinbarung zum Daten- und Informationsaustausch gibt (Österreich, Schweiz, Frankreich, Niederlande). Zur Unterstreichung des Charakters eines Gespräches mit den IMIS-Anwendern und den IMIS-Messstellen wurden erstmalig neben den etwa 50 wissenschaftlichen Plenarvorträgen auch 8 Workshops angeboten. Dort wurden der aktuelle Sachstand spezieller Arbeits-Teilgebiete von den damit befassten Messstellen-, Leitstellen- und Behördenvertretern diskutiert und Möglichkeiten zur Fortentwicklung eruiert. Die Ergebnisse der Workshops wurden am letzten Veranstaltungstag in einer eigens dafür vorgesehenen Sitzung vom Workshop-Moderator in einem Kurzvortrag präsentiert. Für den Tagungsband, der im Herbst erscheinen wird, sind detaillierte Workshopberichte in Vorbereitung.

Aus metrologischer Sicht ist bemerkenswert, dass im Verlauf des FG aus dem Kreis der IMIS-Nutzer und der Workshopteilnehmer der Wunsch nach einer weiteren Vereinheitlichung bzw. Harmonisierung der Messungen und deren Bewertung geäußert wurde. Das betrifft nicht nur elektronische Daten-Austauschformate, z. B. für das europäische Frühwarnsystem im Rahmen der Datenaustauschplattform EURDEP, oder die Harmonisierung von Dosisgrenzwerten im Notfallschutz. Harmonisierungsbedarf wurde auch für Analyse- und Messverfahren gesehen, um Messergebnisse international besser vergleichbar zu machen, z. B. im Rahmen der Berichterstattung nach den Artikeln 35 und 36 des EURATOM-Vertrages. Eng damit ist die Durchführung von Ringversuchen zur Qualitätssicherung der Messungen verbunden, für die ein eigener Workshop "Ringversuche" stattfand, der von einem Vertreter der PTB moderiert wurde. Dieser Workshop fand nach dem Workshop "Radiochemische Trennverfahren" statt, so dass ein großer Teil der ca. 25 Teilnehmer an beiden Workshops teilgenommen hatte.

Unter den Teilnehmern des Workshops herrschte Übereinstimmung, dass regelmäßige Ringversuche (RV) zum Nachweis zuverlässiger und durch Qualitätsmanagementsysteme abgesicherter Messungen radioaktiver Stoffe in der Umwelt unverzichtbar sind. Zahl und Häufigkeit der im Rahmen der Umweltüberwachung nach StrVG durchgeführten RV wurden als angemessen empfunden. Die Leitstellen sollten die RV zeitlich entzerrt durchführen, so dass es keine Häufung verschiedener RV-Materialien in den Labors gibt. Die Durchführung etwa eines RV pro Jahr wird als angemessen erachtet. Für die Organisation, die Durchführung und Auswertung (Messunsicherheiten, Ausreißertests), sowie zur Bewertung (Akzeptanzkriterien, Ausreißerbehandlung) der RV-Ergebnisse wurde eine Anpassung an die aktuelle internationale Normung gewünscht, um die internationale Vergleichbarkeit, z. B. mit Ergebnissen aus anderen EU Ländern, zu verbessern. Nach internationalen Standards durchgeführte RV sind ein zentrales Element zum Nachweis eines auch international anerkannten Qualitätssicherungssystems. Zur Pflege und Aktualisierung der in den Spektrometrie-Programmen verwendeten Radionuklid-Zerfallsdaten wurden die vom Internationalen Büro für Maß und Gewicht Bureau International des Poids et Mesures (BIPM, Paris) aktuell im Internet angebotenen Daten des "Decay Data Evaluation Project" empfohlen: www.nucleide.org/DDEP_WG/DDEPdata.htm.

Nach dem, nach Einschätzung sowohl der Teilnehmer, der Leitstellen als auch der Vertreter der ausstellenden Firmen, sehr erfolgreichen 14. Fachgespräch sind nun die Leitstellen des Bundes zur Überwachung radioaktiver Stoffe in der Umwelt und der externen Dosis aufgerufen, die Wünsche und Anregungen der IMIS-Nutzer angemessen umzusetzen. Für den Bereich der Ringvergleiche hat die PTB die Aufgabe übernommen, einen der internationalen Normung entsprechenden Vorschlag zur Harmonisierung der RV zu erarbeiten. Weiterführende Informationen zu den Leitstellen, den Analyse- und Messverfahren finden sich unter dem Link www.bmu.de/strahlenschutz/ueberwachung_der_umweltradioaktivitaet/leitstellen/doc/38038.php auf dem Internetserver des Bundesumweltministeriums.

Kontakt

Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Dr. Dr. Jens Simon

Telefon: (0531) 592-3005
E-Mail:
jens.simon(at)ptb.de

Anschrift

Physikalisch-Technische Bundesanstalt
Bundesallee 100
38116 Braunschweig