
(Digitale) QI – Ein Instrument der Nachhaltigkeit
Metrologie, Normung/Standardisierung, Akkreditierung, Konformitätsbewertung und Marktüberwachung sind die fünf Pfeiler von Qualität bzw. Qualitätssicherung. Deutschland genießt in diesem Bereich mit etablierten Spitzeninstitutionen und führenden Forschungseinrichtungen weltweit hohe Anerkennung.
Die fünf Pfeiler bilden zusammen die bisherige Qualitätsinfrastruktur (QI). Deren digitale und nachhaltige Transformation ist Aufgabe des Themenfelds "Digitalisierung der QI". Ziel ist eine interoperable integrierte "Qualitätssicherung 4.0" im Rahmen der Plattform Industrie 4.0.

Die United Nations Industrial Development Organisation (UNIDO) hat vor kurzem eine Übersicht nationaler Qualitätsinfrastrukturen von 137 Ländern unter dem Titel
QI4SD – Quality Infrastructure for Sustainable Development Index publiziert. Die deutsche QI steht darin weltweit auf Platz 1. Wichtig dabei ist, dass die Pflege und der Ausbau der Qualitätsinfrastruktur auf viele der insgesamt siebzehn
UN-Nachhaltigkeitsziele (SDG) einzahlt, etwa auf die Ziele 1 (Armutsbekämpfung), 2 (Hungerbekämpfung), 3 (Gesundheit), 9 (Industrie, Innovation, Infrastruktur) und 12 (Nachhaltigkeit von Verbrauch und Produktion).





Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und das
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) fördern im Rahmen der Initiative
GPQI die Implementierung bzw. den Ausbau der Qualitätsinfrastruktur in den Ländern des Globalen Südens, ähnlich wie das die
Gruppe Internationale Zusammenarbeit der PTB (9.3) seit Jahren vorantreibt. Gemeinsames Ziel ist der Transfer der im Rahmen der deutschen QI und ihrer Digitalisierung gewonnenen Erkenntnisse dorthin, wo sie am dringendsten benötigt werden.
Die Digitalisierung der Qualitätsinfrastruktur
Automatisch ablaufende Prüfungen, überall auf der Welt abrufbare Qualitätsnachweise und zügig ausgearbeitete Bewertungsmethoden für neue Produkte – die Digitalisierung bietet für die Qualitätsinfrastruktur (QI) enormes Potential, Prozesse zu verschlanken und zu beschleunigen. Damit „Made in Germany“ auch in Zukunft für Vertrauen in Qualität und Sicherheit steht, arbeiten wir seit 2021 in der Initiative QI-Digital mit weiteren zentralen Akteuren der deutschen Qualitätsinfrastruktur: BAM, DAkkS, DIN und DKE und mit Unterstützung durch das BMWK. Koordinator des PTB-Anteils an der Initiative und des PTB-Themenfelds Digitalisierung der Qualitätsinfrastruktur ist Dr. Jens Niederhausen.
Wir schaffen ein Innovationsökosystem, in dem wir mit einem Netzwerk aus Wirtschaft, Forschung und Gesellschaft digital vernetzte Strukturen, Verfahren und QI-Werkzeuge entwickeln. Grundlage unser praxisnahen Fallbeispiele sind die Testumgebungen für die „Qualitätssicherung in der Additiven Fertigung“, „Verlässliche Wasserstofftankstelle“ sowie „KI in der Medizin“. An der PTB ist außerdem die QI-Digital-Geschäftsstelle angesiedelt, die von
Helga Hansen geleitet wird.
IT-Plattform für das strukturelle Fundament der QI
Mit der European Metrology Cloud arbeitet die PTB seit 2018 im Rahmen ihrer Digitalisierungsstrategie an einem föderiertem Datenraum für die transnationale Metrologie. Auf dieser Basis schaffen wir mit Quality-X eine neue Struktur interoperabler Verknüpfungen für allgemein akzeptierte QI-Prozesse, die für die deutsche
Plattform Industrie 4.0,
Manufacturing-X,
Catena-X und das europäische Projekt
Gaia-X nutzbar sein wird.
Digitale Prozesse für eine effektivere und effizientere QI
Ebenfalls auf Basis der Digitalisierungsstrategie werden an der PTB seit 2017 digitale Zertifikate entwickelt. Das Digital Calibration Certificate (DCC) wird inzwischen in der Praxis erprobt und soll die Kalibrierscheine auf Papier ablösen. Im QI-Digital-Pilotprojekt Verlässliche Wasserstofftankstelle setzen wir die Arbeiten fort, um auch die Zertifikate im Bereich der Konformitätsbewertung (Digital Certificate of Conformity, D-CoC) digital und maschinenlesbar zu gestalten. Die Entwicklungsarbeit konzentriert sich dabei zunächst auf das gesetzliche Messwesen und den gesetzlich-geregelten Bereich des Explosionsschutzes.
Über das Projekt hinaus fördert die PTB die technologische Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft metrologisch und sicherheitstechnisch und trägt zur Etablierung einer verlässlichen Qualitätsinfrastruktur bei. Wie Messungen, Analysen und Explosionsschutz rund um den Energieträger Wasserstoff funktionieren, können Sie in der interaktiven Stadt am Beispiel von Wohnhäusern, Industrie und Tankstellen nachvollziehen:
QI für Vertrauen in Künstliche Intelligenz
Die Einführung von Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI) beschleunigt zunehmend die Entwicklung digitaler Produkte und Dienstleistungen. Mit dem wachsenden Einsatz von KI steigt die Notwendigkeit für klare Regeln und eine Berücksichtigung in der Qualitätsinfrastruktur. Die PTB forscht bereits seit einiger Zeit an Methoden zur Qualitätsbewertung und -sicherung für KI-Systeme im Gesundheitssektor. Im Rahmen von QI-Digital haben wir diese Aktivitäten erweitert und den Kompetenzbereich „Metrologie für KI in der Medizin (M4AIM)“ geschaffen. Das Ziel ist der Aufbau langfristiger KI-Kompetenzen an der PTB mit Fokus auf die Bewertung von KI-Methoden.
Im QI-Digital Pilotprojekt Künstliche Intelligenz in der Medizintechnik entwickeln wir nun Grundlagen für eine objektive Bewertung Künstlicher Intelligenz (KI) anhand von drei quantifizierbaren Leistungskriterien: Erklärbarkeit, Robustheit und Unsicherheit. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Qualität von Test- und Trainingsdaten, für deren Bewertung wir an neuen Methoden und Werkzeugen forschen. Schließlich erarbeiten wir Verfahren zur Generierung synthetischer Referenzdaten und bauen Referenzdatensätze für Anwendungsfälle in der Intensivmedizin und Dosimetrie auf.
QI für neue Produkte und Herstellungsverfahren
Additive Fertigung (auch bekannt als 3D-Druck) bietet neue Möglichkeiten für die flexible Herstellung komplexer Produkte. Insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen ergeben sich damit vielfältige wirtschaftliche Potenziale. Im Pilotprojekt Additive Fertigung für den Mittelstand erarbeiten wir Methoden für die zuverlässige und effiziente Qualitätssicherung additiv gefertigter Bauteile anhand beispielhafter Fertigungsprozessketten.
Der Fokus der PTB liegt auf der hybriden Fertigung. Dabei wird additive Fertigung mit konventioneller Nachbearbeitung kombiniert. Die Musterbauteile charakterisieren wir mit unterschiedlichen Methoden, wie etwa Computertomographie, um Kriterien für die Qualitätskontrolle zu ermitteln. Aus den Projektergebnissen werden Empfehlungen erarbeitet, welche Messgerätetypen und -klassen für den fertigungsbegleitenden Einsatz hybrider Systeme in kleinen und mittelständischen Unternehmen besonders geeignet sind.
Die Geschäftsstelle QI-Digital

Haben wir Ihr Interesse geweckt oder suchen Sie mehr Informationen? Sprechen Sie uns an! Die Geschäftsstelle QI-Digital steht Ihnen bei Fragen zur Verfügung.
2. Forum QI-Digital (10.-11.10.2023)

Energiewende, neue Fabrikationsmethoden und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Medizin - das alles und noch viel mehr stand im Mittelpunkt des 2. QI-Digital Forums, das dieses Jahr am 10. und 11. Oktober 2023 stattfand. Unter dem Motto "Gemeinsam für die Qualität der Zukunft" drehte sich alles um die Weiterentwicklung der Qualitätsinfrastruktur und die faszinierenden Möglichkeiten, die sich durch deren Digitalisierung ergeben.
Wann: 10. und 11. Oktober 2023
Wo: Deutsches Institut für Normung e.V. (DIN), Burggrafenstraße 6, 10787 Berlin
Und da nach dem Forum bekanntlich vor dem Forum ist, freuen wir uns schon jetzt auf das QI-Digital-Forum 2024, voraussichtlich im Oktober 2024 in Berlin.
Konsortialpartner der Initiative QI-Digital

Unterstützt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz