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Start des Projekts „Einfluss hochfrequenter Felder des Mobilfunks auf das blutbildende System in vitro“

08.11.2012

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, mögliche Wirkungen elektromagnetischer Felder auf das blutbildende System, das Immunsystem und die Kanzerogenese im Frequenzbereich des Mobilfunks zu untersuchen. Angesichts der Tatsache, dass die Nutzung des Mobilfunks weltweit nach wie vor zunimmt, ist es von großer Bedeutung, mögliche Auswirkungen der verwendeten elektromagnetischen Wellen auf biologische Systeme genau zu untersuchen. In der Vergangenheit sind bereits zahlreiche Studien zu diesem Thema durchgeführt worden. Insbesondere das Deutsche Mobilfunk-Forschungsprogramm hat sehr stark zum derzeitigen Stand des Wissens beigetragen. Zwei Fragestellungen konnten bisher jedoch noch nicht abschließend beantwortet werden: die Frage nach Langzeitwirkungen und die Frage nach der besonderen Wirkung auf Kinder, die oft deutlich länger und teilweise auch höher exponiert sind und eventuell empfindlicher auf solche Einflüsse reagieren. Das Projekt soll dazu beitragen, die vorhandenen Wissenslücken zu schließen.

In dem Projekt werden blutbildende Zellen mit unterschiedlich modulierten Feldern exponiert, die den verschiedenen aktuellen und zukünftigen Mobilfunkstandards (GSM, UMTS, LTE) entsprechen. Die Exposition erfolgt in einer sogenannten µTEM-Zelle (Bild 1), die als Feldgenerator dient. Dabei werden Intensitäten untersucht, die typischerweise bei Handytelefonaten auftreten. Mit Hilfe numerischer Feldberechnungsverfahren wird die spezifische Absorptionsrate als Maß für die Intensität der Exposition ermittelt. Zu untersuchende biologische Endpunkte beziehen sich auf Zellfunktion und -differenzierung, Reparatur- und Kontrollmechanismen, gentoxische bzw. epigenetische Effekte und Apoptose.

Im Rahmen des Projektes wurde bereits ein geeigneter Versuchsaufbau erstellt und nach Würzburg transportiert. Nach Inbetriebnahme der Feldexpositionsapparatur erfolgt die Durchführung der Versuche an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Die Exposition erfolgt verblindet mit Hilfe eines an der PTB erstellten Computerprogramms, das für jede Probe die genauen Expositionsparameter und die Umgebungsbedingungen codiert abspeichert. Die korrekte Funktionsweise des Versuchsaufbaus wird von der PTB laufend kontrolliert. Erst nach Auswertung der biologischen Endpunkte werden die Expositionsbedingungen offengelegt, um einen bewussten oder unbewussten menschlichen Einfluss auf Probenbehandlung und Auswertung auszuschließen. Erste Ergebnisse werden in einem Jahr erwartet.

 

Bild 1: Computermodell der µTEM-Zelle mit zwei Probenbehältern zur Berechnung der spezifischen Absorptionsrate bei der Feldexposition.

 

 

 

Ansprechpartner: T. Kleine-Ostmann
Fachbereich 2.2:  Hochfrequenz und Felder