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Bezugs-Hörschwellen für Gehörgangssonden zur Messung otoakustischer Emissionen

29.06.2012

Für eine handelsübliche Gehörgangssonde zur Messung otoakustischer Emissionen wurden Bezugs-Hörschwellen ermittelt. Das erlaubt zukünftig den Einsatz dieser Sonde auch bei subjektiven Hörtests.

Distorsionsprodukt-Otoakustische Emissionen (DPOAE) sind im Gehörgang messbare Signale, die das gesunde Innenohr als Antwort auf zwei wohldefinierte Töne generiert. Um die Ergebnisse von DPOAE-Messungen mit der subjektiven Hörschwelle eines Patienten zu vergleichen, ist es vorteilhaft, dieselbe Sonde in beiden Messungen zu verwenden. Bislang gibt es allerdings keine allgemein anerkannten Bezugs-Hörschwellen für DPOAE-Sonden.

Was ist eine Bezugs-Hörschwelle?
Eine Bezugs-Hörschwelle spiegelt die mittlere Hörschwelle von hörgesunden Erwachsenen wider. Sie wird mit einer repräsentativen Gruppe junger normalhörender Probanden ermittelt. Einheitliche Bezugs-Hörschwellen sind Voraussetzung für die Vergleichbarkeit der Ergebnisse von Hörschwellenmessungen in verschiedenen HNO-Kliniken und -Praxen.

Unsere Studie
In unserer Studie [1] haben wir Bezugs-Hörschwellen für die handelsübliche DPOAE-Sonde "Etymotic Research ER-10C" ermittelt (Bild 1). Dafür wurden Reintöne verschiedener Frequenzen mit der Sonde dargeboten. Die Versuchspersonen hatten die Aufgabe, die Hörbarkeit der Töne per Tastendruck zu signalisieren. So wurden die individuellen Hörschwellen der Probanden für jede Testfrequenz mit einem automatisierten Algorithmus ermittelt. Anschließend wurden die gemittelten Reizamplituden an der Hörschwelle am Ohrsimulator reproduziert und die frequenzabhängigen Bezugs-Hörschwellen für die DPOAE-Sonde bestimmt.

Bild 1: Ablauf zur Bestimmung der Bezugs-Hörschwellen für die DPOAE-Sonde. Die Testsignale wurden über einen der Sondenlautsprecher dargeboten. Die Reizamplituden wurden für eine Gruppe von Normalhörenden an der Hörschwelle in Form von Eingangsspannungspegeln protokolliert. Die zugehörigen Schalldruckpegel wurden in einem weiteren Schritt am Ohrsimulator reproduziert, wodurch die Bezugs-Hörschwellen für diese Sonde festgelegt wurden. Die Hörtests wurden im ruhigen reflexionsarmen Raum der PTB durchgeführt.

Die Kenntnis der Bezugs-Hörschwellen eröffnet den Weg, (objektive) DPOAE-Messungen und (subjektive) Reinton-Audiometrie mit derselben Sonde durchzuführen. Dadurch werden systematische Unterschiede, die durch die Verwendung unterschiedlicher Sonden auftreten, eliminiert. Die ersten Daten für die Normung der Bezugs-Hörschwellen dieser Sonde liegen damit nunmehr vor.

Literatur:

[1] Zebian M, Hensel J, Fedtke T, Vollbort S (2012). “Equivalent hearing threshold levels for the Etymotic Research ER-10C otoacoustic emission probe”. International Journal of Audiology, doi:10.3109/14992027.2012.669050 : http://informahealthcare.com/doi/abs/10.3109/14992027.2012.669050

Ansprechpartner:

Makram Zebian, FB 1.6, AG 1.61, E-Mail: makram.zebian(at)ptb.de