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Arbeitsökonomisches Kalibrier-Konzept für die objektive Audiometrie

25.05.2010

Bislang musste für jedes neu für die Audiometrie entworfene Kurzzeitsignal die Bezugshörschwelle einzeln an einer Versuchspersonengruppe ermittelt werden. Durch geeignete Zusammenfassung von Signalen in Klassen kann der Aufwand für die Kalibrierung vermindert werden.

Kurzzeitsignale für die objektive Audiometrie sollen möglichst große objektiv messbare physiologische Reaktionen des Menschen bei geringem Schallpegel und kurzer Messzeit erzeugen.
Bislang erfolgt die Festlegung von "Normal-Hörschwellen" für die Kalibrierung der audiometrischen Geräte in Form des sogenannten "Spitze-Tal-äquivalenten Bezugs-Schwellenschalldruckpegels", der sich an der Spanne zwischen kleinstem und größtem Momentanwert des Schalldrucks orientiert. Sowohl bei der von der PTB durchgeführten Ermittlung der Bezugs-Hörschwelle an einer Versuchspersonengruppe (A und B) als auch bei der Kalibrierung der Audiometer (B) in der Praxis erfordert dies nur wenig apparativen Aufwand: einen Signalgenerator, einen akustischen Kuppler oder Ohrsimulator mit kalibriertem Messmikrofon, ein Sichtgerät für die zeitliche Kurvenform und einen einfachen Schallpegelmesser (Bild 1).

Ermittlung der Bezugs-Hörschwelle an einer Versuchspersonengruppe (A und B) bzw. Kalibrierung der Audiometer (B)

Bild 1: Ermittlung der Bezugs-Hörschwelle an einer Versuchspersonengruppe (A und B) bzw. Kalibrierung der Audiometer (B)

Ein Nachteil des Verfahrens ist, dass es auf Grund seiner Abhängigkeit vom Spitzenwertfaktor des Signals keinen hörphysiologisch interpretierbaren Zusammenhang zur Hörschwelle herstellt. Trotz sehr ähnlicher Amplitudenspektren verschiedener Signale ergeben sich weit auseinander liegende Bezugs-Schwellenschalldruckpegel-Werte. Deshalb forderten Entwickler und Forscher seit langem ein Kalibrierverfahren, das Bezugswerte mit hörphysiologisch adäquater Relation zur Hörschwelle erzeugt. Ein Schritt in diese Richtung ist, das Kalibrierverfahren zu vereinfachen, indem Signale mit völlig gleichem Amplitudenbetragsspektrum auch denselben Kalibrier-Bezugswert zugewiesen bekommen, indem sie in Klassen zusammengefasst werden (Bild 2). Dies ist gerechtfertigt, weil solche Signale bei Verwendung üblicher Audiometrie-Kopfhörer tatsächlich dieselbe Hörschwelle hervorrufen, wie in einer früheren PTB-Untersuchung gezeigt wurde.

Klassifizierung von Spektren

Bild 2: Klassifizierung von Spektren

Ansprechpartner:

Johannes Hensel, FB 1.6, AG 1.61, E-Mail: johannes.hensel@ptb.de