Logo der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt

Neues Messverfahren für Gehgeräusche

19.01.2010

Menschliches Gehen ist auf unterschiedlichen Bodenbelägen unterschiedlich laut. Da es Länder mit Vorschriften hierzu gibt, hatte die europäische Normungsorganisation CEN einer Arbeitsgruppe den Auftrag erteilt, ein entsprechendes Mess- und Beurteilungsverfahren für Gehgeräusche zu entwickeln.

In der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt, deren Mitarbeiter den Vorsitz der entsprechenden Arbeitsgruppe inne hat, wurde daher ein neues Messverfahren hierzu mit folgenden Vorteilen entwickelt:

1) Anstelle einer ohnehin nicht existenten europaweit typischen gehenden Person mit den passenden Schuhen wurde als Quelle für Gehgeräusche auf das Trittschall-Normhammerwerk zurückgegriffen. Dies hat den großen Vorteil, dass es in praktisch allen bauakustisch tätigen Laboratorien schon vorhanden ist.

2) Die sehr aufwändige Vorab-Bestimmung der oft leider erheblichen und außerdem bodenbelagsabhängigen Eigengeräusche der eingesetzten Hammerwerke wurde durch eine einfache Differenzmessung ersetzt, bei der das Hammerwerk beide Male denselben Fußbodenbelag zu seinen Füßen "sieht", dieser aber wegen unterschiedlich gewählter Probenabmessungen einmal Luftschall abstrahlen kann und einmal nicht.

3) Zu messen ist in beiden Räumen eines Deckenprüfstandes nach ISO 140-1. Auch solche Prüfstände sind bereits in großer Zahl für Standard-Trittschallmessungen nach ISO 140 vorhanden. Mit dieser Art Prüfstand kann dann "nebenbei" der laborspezifische Beitrag der Rohdecke zum Gehgeräusch durch einheitliche Werte einer Bezugsdecke ersetzt werden.

4) Eine für dieses Verfahren obligatorische Unsicherheitsberechnung zeigt schließlich an, inwieweit das Hammerwerk für die vorgenommene Messung hinsichtlich seiner Eigengeräusche brauchbar war.

Erste Messungen mit drei sehr verschiedenen Bodenbelägen und Hammerwerken verliefen viel versprechend. Nicht nur ergab sich für die geprüften Beläge - PVC-Belag, Laminatboden und Teppich - die subjektiv als richtig empfundene Reihenfolge, sondern es lagen die Messergebnisse für jeden einzelnen Belag dicht beieinander, selbst bei Verwendung sehr lauter Hammerwerke (s. Bild 1).

Das neue Messverfahren wird zur Zeit in der Normungsgruppe diskutiert und soll in einem Ringversuch überprüft werden.

A-bewerteter* Gehschall-Pegel dreier Bodenbeläge (carpet = Teppich) mit unterschiedlichen Trittschall-Normhammerwerken (TM) gemessen (* hierbei werden spezielle Bewertungsfilter auf das Schalldrucksignal angewendet).

Bild 1: A-bewerteter* Gehschall-Pegel dreier Bodenbeläge (carpet = Teppich) mit unterschiedlichen Trittschall-Normhammerwerken (TM) gemessen (* hierbei werden spezielle Bewertungsfilter auf das Schalldrucksignal angewendet).

Ansprechpartner:

Werner Scholl, FB 1.7, E-Mail: Werner.Scholl@ptb.de