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CHIRP: Das nützliche Zwitschern - PTB-Forschungsergebnisse unterstützen Neugeborenen-Hörscreening

14.10.2009

Seitdem 2009 das Neugeborenen-Hörscreening gesetzliche Krankenkassenleistung geworden ist, hat die Nachfrage nach zuverlässigen und schnellen Geräten für die objektive Audiometrie stark zugenommen. Die Bestimmung der Hörschwellen für hochwirksame neue "Chirp"-Testsignale in der PTB ermöglicht die verlässliche Kalibrierung der eingesetzten Geräte und unterstützt damit den Verkauf großer Stückzahlen.

Nach dem Prinzip des Elektro-Enzephalogramms (EEG), das mit Elektroden auf der Kopfhaut die Gehirnströme misst, kann man auch die Funktion des Gehörs testen. Weil der Patient dabei nicht aktiv werden muss, eignet sich das Verfahren auch für ganz kleine Kinder, die sogar im Schlaf untersucht werden können. Da das Hören sehr wichtig für den Spracherwerb ist, gehört dieser Test seit 2009 zu den Routineuntersuchungen von Neugeborenen.

chirpDamit die Test-Schallsignale, mit denen die kleinen Ohren dabei beschallt werden, auch dann noch zu eindeutig nachweisbaren Hirnstrom-Reaktionen führen, wenn sie leise dargeboten werden, sollen die Schallreize möglichst wirksam bei der Auslösung von auswertbaren Reizantworten sein. Seit jeher benutzt man deshalb, anstelle der in der konventionellen Audiometrie normalerweise verwendeten reinen Töne, Serien von Klick-Geräuschen. Eine weitere wesentliche Verbesserung der Wirksamkeit stellen neu entwickelte "Chirps" (deutsch "Zwitschern") dar.

Das Hörvermögen wird in einer Skala dargestellt, deren "Null-Linie" die mittlere Hörschwelle von jungen "ohrgesunden" Menschen abbildet. Diese "Bezugshörschwelle" ist für jeden Signaltyp und für jeden Kopfhörertyp verschieden und muss jeweils in aufwendigen Testserien mit Versuchspersonengruppen bestimmt werden.

Für eine Reihe unterschiedlicher Chirp-Signale wurden in der PTB in Kooperation mit einem mittelständischen Audiometriegeräte-Hersteller Bezugshörschwellen ermittelt. Im Rahmen der Untersuchungen wurden außerdem grundlegende Eigenschaften der Signale erforscht. Die Bezugshörschwellen können zum präzisen Kalibrieren der modernsten Screening-Audiometer verwendet werden. Erst dadurch werden Untersuchungsergebnisse verschiedener Kliniken und Ärzte vergleichbar und aussagekräftig.

Hier können Sie die Signale anhören (Symbol anklicken). Bemerken Sie den Unterschied?

click                                            chirp

Köpfhörer-Klemmenspannung des Klick-Signals (links) und des Chirp-Signals (rechts)

Bild 1: Köpfhörer-Klemmenspannung des Klick-Signals (links) und des Chirp-Signals (rechts)

Übrigens: Die Chirp-Signale klingen nicht wirklich wie Vogelzwitschern - sie würden es aber, wenn man sie verlangsamt wiedergeben würde. Sowohl Chirp als auch Click hören sich, da in schneller Wiederholung abgespielt, eher wie ein Knattern an. Verblüffend ist, dass die Chirp-Signale sich sehr ähnlich wie die Click-Signale anhören, und dennoch wesentlich stärkere Gehirnströme auslösen.

Ansprechpartner:

Johannes Hensel, FB 1.6, AG 1.61, E-Mail: Johannes.Hensel@ptb.de