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Neues Laserscanverfahren für große Lagertanks vorgestellt

29.06.2009

Erfreulich große Resonanz fand der Internationale Workshop „Calibration of storage tanks by optical scanning”, der am 17. und 18. Juni 2009 in Hamburg veranstaltet wurde und den vorläufigen Abschluss einer sehr erfolgreichen Zusammenarbeit von PTB, Eichdirektion Nord und der Trimble Holdings GmbH (früher CALLIDUS precision systems GmbH) bei der Entwicklung eines neuartigen Verfahrens zur laseroptischen Vermessung von großen Lagertanks bildete.

Lagertanks prägen überall dort das Bild, wo große Flüssigkeitsmengen eine Rolle spielen. Sie dienen neben der Aufbewahrung der Flüssigkeiten meist gleichzeitig auch als Volumenmessgerät. Werden sie für geschäftliche Transaktionen (Kauf oder Verkauf der Flüssigkeiten) oder für amtliche Bestandsaufnahmen der gelagerten Mengen (z.B. zur Festsetzung der Steuer) verwendet, unterliegen sie in Deutschland der Eichpflicht.

Typische Lagerbehälter im Bereich des Freihafens in Hamburg

Bild 1: Typische Lagerbehälter im Bereich des Freihafens in Hamburg

Die PTB, die Eichdirektion Nord und die Trimble Holdings GmbH hatten nach Hamburg zu einem Workshop eingeladen, um eine gemeinsame Entwicklung – ein neues Laserscanverfahren zur geometrischen Vermessung solcher Lagertanks – einem interessierten Fachpublikum vorzustellen.

Teilnehmer des Workshops

Bild 2: Teilnehmer des Workshops

Neben Beschreibung und Vorführung des Verfahrens wurde insbesondere auch auf die Aspekte des gesetzlichen Messwesens eingegangen, d.h. auf die Rückführbarkeit der Messungen des Laserscanners und auf die Ermittlung der Messunsicherheit für das jeweilige Flüssigkeitsvolumen im Tank ebenso wie auf die Wiederhol-, Reproduzier- und Vergleichbarkeit der jeweiligen Messergebnisse. Ausführlich diskutiert wurde auch die Herangehensweise der PTB zum Nachweis der Einhaltung der entsprechenden gesetzlichen Anforderungen und damit der Einsetzbarkeit des Laserscanverfahrens im eichrechtlichen Verkehr.

Erstaunlich war die große Resonanz auf die Einladung zum Workshop. Gekommen waren mehr als 60 Teilnehmer aus 16 Ländern. Neben unseren europäischen Nachbarn hatten beispielsweise auch Fachexperten aus Tansania, Brasilien, China und Usbekistan den Weg nach Hamburg gefunden. Weit mehr als die Hälfte aller Teilnehmer waren Vertreter staatlicher Einrichtungen und Behörden, die in ihren Ländern verantwortlich für die Einhaltung der jeweiligen gesetzlichen Regelungen sind.

Aufnahmen aus dem Inneren eines Lagertanks während der Vorführung des neu entwickelten Laserscanverfahrens

Bild 3: Aufnahmen aus dem Inneren eines Lagertanks während der Vorführung des neu entwickelten Laserscanverfahrens

Der zweite Tag des Workshops war vor allem praktischen Vorführungen gewidmet. Die Holborn Europa Raffinerie GmbH hatte hierfür einen Lagerbehälter zur Verfügung gestellt, der gemeinsam mit den Teilnehmern mit dem Laserscanner vermessen wurde.

Der Workshop in Hamburg hat sehr deutlich gezeigt, dass national wie international ein großer Bedarf sowohl an moderner, effizienter Messtechnik für Lagertanks als auch an Möglichkeiten der Kommunikation und des Erfahrungsaustauschs zwischen den entsprechenden Fachexperten besteht. Klar unterstrichen wurde die enorme wirtschaftliche Bedeutung von exakten Volumenmessungen in Lagerbehältern, sowohl im Bereich der Mineralölwirtschaft (z.B. zur Messung von Rohöl und seinen Produkten) als auch zunehmend für alternative flüssige Energieträger und Brennstoffe und – nicht zu vergessen – für flüssige Lebensmittel.

Eichbehörden und PTB werden im nächsten Schritt die geltende GM-P4.2 „Gesetzliches Messwesen – Prüfanweisung für Lagerbehälter in Form stehender Zylinder” um das neue Laserscanverfahren erweitern, was bereits im Arbeitsausschuss „Lagerbehälter” vorbereitet wurde. Darüber hinaus sollen Scannerverfahren zur Lagerbehälterkalibrierung auch generell in die internationalen Vorschriften aufgenommen werden, vorzugsweise im Rahmen der OIML im TC8/SC1 „Static volume and mass measurement”, dessen nächste Sitzung im Oktober 2009 in Wien stattfinden wird.

Ansprechpartner:

Gudrun Wendt, FB 1.5, E-Mail: gudrun.wendt@ptb.de