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Revision der OIML-Empfehlung R50 (Förderbandwaagen) kurz vor dem Abschluss

25.02.2009

Zurzeit wird die OIML-Empfehlung R50 für Förderbandwaagen überarbeitet und den aktuellen technischen Entwicklungen angepasst. Ziel ist unter anderem, die Förderbandwaagen in Bezug auf EMV (Elektromagnetische Verträglichkeit) und Prüfung von Softwareaspekten genauso zu behandeln wie andere Arten von Waagen.

Förderbandwaagen (FBW), auch „selbsttätige Waagen zum kontinuierlichen Totalisieren” genannt, werden zur Wägung von Massen- und Schüttgütern verwendet. Aufgrund ihrer vergleichsweise geringen Genauigkeit werden sie in der Regel für minderwertige Produkte wie z.B. Sand und Kies verwendet. Sie stellen eine besondere Kategorie von Waagen dar, weil sie keine Massebestimmung im klassischen Sinn ermöglichen. Statt die Masse einer konstanten Menge von Wägegut auf dem Lastaufnehmer zu bestimmen, wird der Verlauf der Belastung beim Rollen des beladenen Bandes über den Lastträger bestimmt. So wird die Belastung über die Bandlänge / die Zeit aufsummiert. Die Lastaufnehmer werden in der Regel in vorhandene Förderbänder eingebaut. Entweder sind es separate Lastaufnehmer, auf die Bandrollenträger montiert werden, oder die Lastaufnehmer werden von vornherein als Bandrollenlastträger ausgeführt. Diese besondere Art Waagen verlangt auch besondere Prüfverfahren, die in der OIML R50 [1] von 1997 niedergelegt sind. Die R50 ist jedoch in Bezug auf aktuelle EMV-Anforderungen (EMV = Elektromagnetische Verträglichkeit) und im Hinblick auf neuere Anforderungen bei der Prüfung von Software, gerade in Systemen auf offenen Plattformen (z.B. PC), veraltet. Daher beschloss man bereits im Jahr 2007, die R50 einer Revision zu unterziehen. Der Großteil der Arbeiten wurde im Jahr 2008 abgeschlossen und der voraussichtlich endgültige Entwurf steht im März 2009 zur Abstimmung in der entsprechenden Arbeitsgruppe der OIML.

Neben der Anpassung der EMV- und Softwareanforderungen an die Standards neuerer OIML-Empfehlungen, z.B. R76/2006 [2] (nichtselbsttätige Waagen), R51/2006 [3] (selbsttätige Waagen für Einzelwägungen) und R107/2007 [4] (selbsttätige Waagen zum diskontinuierlichen Totalisieren), wurde auch eine weitere, höhere Genauigkeitsklasse eingeführt. Um diese Genauigkeitsklasse in der Praxis zu erreichen, bedurfte es der Einführung einer neuen technischen Einrichtung zur Bestimmung des Bandprofils über die ganze Länge des Bandes, d.h. der unterschiedlichen Totlasten des leeren Bandes. Weiterhin wurde der modulare Ansatz, der bereits für alle anderen selbsttätigen Waagen Anwendung findet, prinzipiell auf die Förderbandwaagen übertragen. Förderbandwaagen konnten aufgrund ihrer Einbaubedingungen schon bisher nie als Ganzes, z.B. auf ihre Empfindlichkeit gegenüber Einflussgrößen (Temperatur, Feuchte, usw.), geprüft werden. Daher wurde in der Regel ein so genanntes Simulationssystem, bestehend aus den messtechnisch maßgeblichen Modulen einer Förderbandwaage (Auswertegerät, Lastaufnehmer und Weggeber) geprüft. Da die Waage aber dynamisch arbeitet, bzw. eine Integration der Last über die Bandlänge für die Prüfungen gefordert wird, wird der modulare Ansatz nur begrenzt zur Anwendung kommen können. Von der PTB wurde er in der Vergangenheit auf Wägezellen angewendet, die mit den bei Prüfung des Simulationssystems mitgeprüften Wägezellen annähernd äußerlich baugleich waren und deren innere generelle Struktur (Biegebalken, Scherbiegebalken, etc.) gleich war. Diese durften alternativ zu den im Simulationsmuster eingesetzten, später ebenfalls unter Beachtung zusätzlicher in den Bauartzulassungen festgelegten Bedingungen, verwendet werden.

Die Revision der R50 ermöglicht zukünftig eine erweiterte Anwendung des modularen Ansatzes. Gleichzeitig öffnet die Einführung einer höheren Genauigkeitsklasse die Verwendung solcher Waagen auch für höherwertige Wägegüter. Einen Schritt zur Vereinheitlichung der Anforderungen an alle Waagen stellt die Übernahme von EMV- und Softwareanforderungen aus kürzlich revidierten OIML-Empfehlungen für andere Waagenarten dar. Diese Vereinheitlichung erleichtert die Verwendung von Modulen, die schon gemäß einer anderen aktualisierten OIML-Empfehlung geprüft worden sind und reduziert daher den Aufwand für die Wiederholung von Prüfungen.

[1] OIML R50-1 (1997), "Continuous totalizing automatic weighing instruments (belt weighers) , Part 1: Metrological and technical requirements - Tests", OIML, Paris

[2] OIML R76-1 (2006) "Non-automatic weighing instruments. Part 1: Metrological and technical requirements - Tests", OIML, Paris

[3] OIML R51-1 (2006) "Automatic catchweighing instruments. Part 1: Metrological and technical requirements - Tests", OIML, Paris

[4] OIML R107-1 (2007) "Discontinuous totalizing automatic weighing instruments (totalizing hopper weighers). Part 1: Metrological and technical requirements - Tests", OIML, Paris

Ansprechpartner:

Karsten Schulz, FB 1.1, AG 1.13, E-Mail: karsten.schulz@ptb.de