Logo der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt

Vor-Ort-Prüfungen von Wohnungs- und Hauswasserzählern bald möglich

15.11.2005

Erste positive Ergebnisse eines gemeinsamen Forschungsvorhabens von PTB und Eichbehörden zeigen die technische Realisierbarkeit von Wasserzählerprüfungen am Einbauort und bilden die Grundlage für eine entsprechende Erweiterung der existierenden Vorschriften für Befundprüfungen.

Jeder, der Zweifel an der Richtigkeit der Funktionsweise seines zu Hause eingebauten Wasserzählers hat, kann beim zuständigen Eichamt oder dem Versorgungsunternehmen eine Befundprüfung beantragen. Für eine solche Befundprüfung wird der Wasserzähler ausgebaut und auf einem Prüfstand messtechnisch geprüft. Hierbei sind die Prüfbedingungen "idealisiert" und nicht immer identisch mit den tatsächlichen Einbau- und Betriebsbedingungen des Zählers vor Ort. Besonders brisant wird dieses Problem für so genannte Messkapselzähler. Deren Gehäuse ist oft unter Putz verlegt, so dass es nicht ausgebaut werden kann. In diesem Fall wird nur der Messeinsatz (z.B. Messbecher, Flügelrad und Zählwerk - siehe Bild 1) entnommen und dann in einem Ersatzgehäuse auf dem Prüfstand untersucht.

Schnitt durch einen Messkapsel-Flügelradzähler für Wasser

Bild 1: Schnitt durch einen Messkapsel-Flügelradzähler für Wasser

Die Unzulänglichkeit dieses Verfahrens veranlasste die Arbeitsgemeinschaft Mess- und Eichwesen bereits 2003 zu dem Beschluss, dass Wohnungswasserzähler, die nicht komplett ausgebaut werden können, im eingebauten Zustand zu prüfen sind. Zur Umsetzung dieses Beschlusses fehlten aber zu diesem Zeitpunkt sowohl die technischen als auch die rechtlichen Voraussetzungen.

An der Lösung dieser Problematik wird nunmehr erfolgreich im Rahmen eines Forschungsvorhabens gearbeitet, an dem neben dem Fachbereich Flüssigkeiten der PTB auch Vertreter der Eichbehörden beteiligt sind.
Anlässlich einer Zwischenberichterstattung wurden folgende Ergebnisse vorgestellt:

  • Nachweis der technischen Realisierbarkeit der Prüfung von Wohnungs- und Hauswasserzählern am Einbauort mittels unterschiedlicher Messverfahren
  • Entwicklung und Erprobung entsprechender Transfernormale
  • Erarbeitung zugehöriger Arbeitsanweisungen und Prüfablaufpläne
  • Abstimmung des grundsätzlichen Ablaufs einer Befundprüfung für Zähler, die nicht komplett ausgebaut werden können.

Die Grafiken von Bild 2 zeigen die Ergebnisse (Fehlerkurven) für zwei unterschiedliche Messkapsel-Wasserzähler, die sowohl vor Ort als auch auf dem Prüfstand der zuständigen Eichdirektion untersucht wurden. Insbesondere das zweite Beispiel illustriert die Unzulänglichkeit des bisherigen Verfahrens der Befundprüfung (Ausbau des Messeinsatzes und ausschließliche Prüfung in einem Ersatzgehäuse), wenn offensichtlich Installationseffekte Grund für die Fehlmessungen des Zählers sind. Obwohl der Zähler in diesem Fall im Einbauzustand zwischen 14 % und 18 % zuviel anzeigt, liegen die Messungen auf dem Prüfstand in einem Ersatzgehäuse deutlich innerhalb der zulässigen Verkehrsfehlergrenzen - die Fehlmessungen beim Verbraucher würden "unentdeckt" bleiben.

Fehlerkurven von Messkapsel-Wasserzählern im Einbauzustand und auf dem Prüfstand

 

Bild 2: Fehlerkurven von Messkapsel-Wasserzählern im Einbauzustand und auf dem Prüfstand

Die Gesamtaufgabenstellung des Forschungsvorhabens umfasst die Entwicklung von Transfernormalen nicht nur für die Vor-Ort-Prüfung von Wohnungs- und Hauswasserzählern, sondern darüber hinaus auch als Vergleichsnormale für Wasserzählerprüfstände der Eichbehörden, staatlich anerkannten Prüfstellen und der PTB sowie als Normale für die nasse Vermessung von Messgefäßen mit mehr als 10.000 Liter. Das Thema soll planmäßig mit allen Teilaufgaben im September 2006 abgeschlossen werden.

Ansprechpartner:

Gudrun Wendt, FB 1.5, E-Mail: gudrun.wendt@ptb.de