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Key Comparison für Hochdruckerdgas erfolgreich abgeschlossen

16.12.2005

Im Frühjahr 2005 wurde ein CIPM Key Comparison für Hochdruck-Erdgas erfolgreich abgeschlossen. Es stellte sich heraus, dass von allen weltweit existierenden Hochdruck-Prüfständen insgesamt nur drei bereit und technisch in der Lage waren, sich zu beteiligen. Bei diesem CIPM Vergleich hat sich ergeben, dass der Referenzwert identisch mit dem Harmonisierten Europäischen Erdgaskubikmeter ist, der seit Mai 2004 von der PTB, dem NMI-VSL und dem LNE bereitgestellt wird.

Am 4. Mai 2004 haben das deutsche, holländische und französische metrologische Staatsinstitut (PTB, LNE und NMi-VSL) in einem Vertag vereinbart, einen einheitlichen Gaskubikmeter für Erdgas unter hohen Drücken zu realisieren,, der als harmonisierter europäischer Gaskubikmeter bezeichnet wird. Bei diesem Verfahren der Harmonisierung wird ein gewichteter Mittelwert aus den drei unabhängigen und unterschiedlichen Realisierungen der beteiligten Partner gebildet. Dieser Gaskubikmeter wird in den Hochdruckprüfständen pigsar, Bergum und LADG von den drei NMIs verwirklicht, ist im Ergebnis stabil und hat eine kleinere Unsicherheit als die individuellen Einzeldarstellungen in den beteiligten Institutionen.

Der harmonisierte Erdgaskubikmeter wird in den Hochdruckprüfständen pigsar, Bergum und LADG von den drei NMIs verwirklicht.

Der harmonisierte Erdgaskubikmeter wird in den Hochdruckprüfständen pigsar, Bergum und LADG von den drei NMIs verwirklicht.

Das Verfahren der gewichteten Mittelwertbildung wurde 1999 zwischen PTB und NMi-VSL begonnen und 2004 durch die Aufnahme des LNE in Frankreich abgeschlossen. Allerdings ist diese Wichtung nicht für alle Zeiten festgeschrieben: Ein deutsch-niederländisch-französiches Expertenteam überwacht und kontrolliert die Güte und Zuverlässigkeit der Messungen auf beiden Seiten der Grenzen und kann, mit einstimmigem Beschluss, auch die in einem Anhang des Vertrages festgehaltenen Gewichtungen abändern.

Es gibt weder in Europa noch in Asien oder in den USA eine weitere metrologisch unabhängige Realisierung eines Erdgaskubikmeters durch ein Staatsinstitut.

Im Rahmen der internationalen Aktivitäten des CIPM/BIPM zur gegenseitigen Anerkennung von Kalibrierzertifikaten wurden Key Comparisons (Schlüsselvergleiche) in allen wichtigen metrologischen Bereichen organisiert, unter anderem auch im Hochdruck-Erdgasbereich. Im April 2005 wurde ein Vergleich für Hochdruckgas abgeschlossen und der sogenannte Key Comparison Reference Value (KCRV) festgelegt. Er gilt als die weltweit beste Realisierung der jeweiligen Messgröße. Es hat sich ergeben, dass der Europäische harmonisierte Gaskubikmeter mit diesem Referenzwert identisch ist.

Ursache dafür war, dass außer den europäischen Partnern PTB, NMi-VSL und LNE niemand anderes bereit oder in der Lage war, an einer solchen internationalen Vergleichsmessung teilzunehmen. Vom Pilotlabor (PTB) wurden die Betreiber staatlicher und privater Hochdruckprüfstände zur Teilnahme eingeladen, doch nach fast 5 jährigen Verhandlungen sagten alle bis auf die oben genannten europäischen Partner ab.

Seit etwa einem Jahr hat sich Kanada über das CNRC an den Harmonisierten Europäischen Gaskubikmeter angeschlossen und diesen auf seinem nationalen Erdgas-Kalibriernormal TCC implementiert. China (AQSIQ) ist in Verhandlungen mit der PTB, um den KCRV für den dortigen neuen WEPP-Prüfstand zu übernehmen. In der Zwischenzeit wird diese Realisierung des Gaskubikmeters auch nach Osteuropa und asiatische Länder weitergegeben. Westeuropa ist bereits weitestgehend angeschlossen.

In Anbetracht eines Erdgaskonsums in Europa von rund 400 Milliarden Kubikmeter pro Jahr ist es insbesondere für die Erdgasgesellschaften ein großer Gewinn, ihre Gasbilanzen weiterhin noch besser ausgleichen zu können. Schließlich wird auch der Endverbraucher so reell bedient. Für die Gasgesellschaften wie für den Endverbraucher sichert der nun gültige gemeinsame europäische harmonisierte Referenzwert, dass beiderseits der Grenzen dasselbe gemessen wird.

Die öffentliche Gaswirtschaft ist ein gigantischer Markt. Allein in Deutschland fließen pro Jahr etwa 100 Milliarden Kubikmeter Erdgas durch die Rohrleitungssysteme zu den Endkunden, entsprechend einem Geldwert von etwa 20 Milliarden EURO. Doch eben diese Erdgasmessung ist kein einfaches Geschäft. Die besten Prüfstände, die an Hochdruck-Erdgasleitungen die Durchflüsse messen, erreichen - unter optimalen Versuchsbedingungen - eine Messunsicherheit von etwa 0,15%. Angesichts dieser momentan technisch erreichbaren Genauigkeit ist es umso wichtiger, nicht noch zusätzlich mögliche Messunsicherheit beim Passieren einer Landesgrenze in Kauf nehmen zu müssen.

Ansprechpartner:

Dietrich Dopheide, FB 1.4, E-Mail: Dietrich.Dopheide@ptb.de