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Hörschall

Arbeitsgruppe 1.61

Bestimmung von Normalhörschwellen für die Reinton- und Sprachaudiometrie

Versuchsperson bei der Durchführung einer subjektiven Audiometrie

Die Audiometrie dient zur messtechnischen Bestimmung des menschlichen Hörvermögens. Zu den Basisverfahren zählen die Reinton- und die Sprachaudiometrie. Die Verfahren nutzen dabei zum einen reine Sinus-Töne zur Prüfung des Gehörs an der Hörschwelle und zum anderen in Listen erfasste Zahlwörter, Einsilber, Reime oder Sätze zur Messung der Verständlichkeit von Sprache. Der Patient wird dazu in einen ruhigen Raum gesetzt und bekommt Töne oder Sprache z.B. über einen Kopfhörer vorgespielt. Er muss angeben, ob er die Töne gehört bzw. was er von der Sprache verstanden hat. Durch Variation der Lautstärke wird die Schwelle des Reintonhörens bzw. die Verständlichkeits-grenze der Sprache ermittelt.

Zur Beurteilung der gemessenen Audiogramme braucht der Ohrenarzt Bezugs-Kenndaten, also mittlere Hörschwellenkurven bzw. mittlere Sprachverständlichkeitskurven, die eine Aussage darüber erlauben, ob bzw. wieweit die Audiogramme eines Patienten von denen eines mittleren normal hörenden Menschen abweichen. Für jeden Schallwandler (Kopfhörer oder Knochenleitungshörer) müssen diese Daten vorgehalten werden. Sprach-Audiometer benötigen zusätzlich den mittleren Frequenzgang des benutzten Schallwandlers am natürlichen Ohr. 

Diese Kenndaten werden mit Hilfe von Gruppen von normal hörenden Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren (otologisch normale Personen) bestimmt. Die Auswahl der Testpersonen erfolgt nach genormten Kriterien. Es werden Gruppen von 25 oder mehr Personen vermessen und die individuellen Kenndaten dann gemittelt.

Im nächsten Schritt werden die mit Hilfe der otologisch normalen Testgruppe gefundenen Kenndaten an Ohrsimulatoren bzw. "künstlichen Mastoiden" - hier handelt es sich um technische Nachbildungen des Außenohres bzw. des Knochens hinter der Ohrmuschel - vermessen. Erst damit stehen für alle Schallwandler-Exemplare desselben Typs gültige Schalldruckpegel zur Verfügung. Damit ist eine international einheitliche Festlegung der Kenndaten möglich, die in einer ISO-Normungsgruppe (TC43/WG1) vorgenommen wird. 

Schema zur Bestimmung des äquivalenten Bezugs-Schwellenschalldruckpegel (RETSPL).
(1.) Ermittlung der Reizamplituden an der Hörschwelle für otologisch normale Testpersonen.
(2.) Messung der Schalldruckpegel am künstlichen Ohr.
Versuchsaufbau zur Bestimmung des Schalldruckpegels. Der Schallwandler wird dazu auf den Ohrsimulator gesetzt.
Schema zur Bestimmung des äquivalenten Bezugs-Schwellenschalldruckpegel (RETSPL).

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