Logo der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt
Symbolbild "Zeitschriften"

Kalibrierscheine werden digital

Hoher Mehrwert durch leichte Nachnutzung aller Kalibrierdaten

PTB-News 2.2018
29.05.2018
Besonders interessant für

Grundlagen der digitalen Metrologie

Kalibrierlaboratorien

Qualitätsmanagement und Zertifizierung

Herkömmliche Kalibrierscheine könnten bald der Vergangenheit angehören. Um nachzuweisen, dass und wie ein Messgerät kalibriert wurde, könnten die metrologischen Institute weltweit statt der analogen Versionen zukünftig „Digitale Kalibrierscheine“ (DK) verwenden. Vor allem die Maschinenlesbarkeit würde Fertigungs- und Qualitätsüberwachungsprozesse, bei denen die Digitalisierung immer stärker Einzug hält, deutlich unterstützen. Das Ziel ist es, universelle DK-Austauschformate im gesamten Bereich der Metrologie zu entwickeln.

In der industriellen Produktion lässt sich eine gute Qualität der Produkte nur gewährleisten, wenn die eingesetzten Messmittel regelmäßig kalibriert, also direkt oder indirekt auf die nationalen Normale rückgeführt werden. Dies zu ermöglichen ist eine der Kernaufgaben der nationalen Metrologieinstitute. Kalibrierscheine sind dabei ein entscheidender Bestandteil jedes metrologischen Qualitätsmanagementsystems.

Der Digitale Kalibrierschein kann allerdings mehr leisten als den Nachweis der metrologischen Rückführung. Da der jetzt entwickelte DK auf dem international anerkannten und bewährten Austauschformat XML (Extensible Markup Language) beruht, ist er maschinenlesbar, und alle Angaben inklusive der numerischen Kalibrierkurven können direkt und automatisiert in alle digital unterstützten Prozesse übernommen werden. Zugleich sorgen kryptografische Signaturen als Sicherungsverfahren dafür, dass der Anspruch an die Integrität und Authentizität eines Kalibrierscheines gewahrt bleibt. Die beim DK eingesetzten kryptografischen Verfahren sind bereits seit langer Zeit in anderen Bereichen bewährt, beispielsweise bei der Anwendung des Personenstandsgesetzes (Standesamt), in der Abfallwirtschaft oder im Beschaffungswesen der Bundesverwaltung.

Beim Digitalen Kalibrierschein wird bereits an einer Fortentwicklung zum sogenannten Digitalen Zwilling gearbeitet, der noch weitergehende Daten und Software enthalten und somit eine Simulation des Messprozesses ermöglichen würde. Für Gewichtsstücke ist ein solcher Digitaler Zwilling bereits erfolgreich erprobt worden. Dieses „digitale Wägestück“ enthält sowohl die Informationen aus Kalibrierungen als auch Abschätzungen zum erwarteten Verhalten des Massestücks bei bestimmten Umgebungsbedingungen.

Ansprechpartner

Siegfried Hackel
Projekt 1.01
Digitalisierung in der Abteilung 1
Telefon: (0531) 592-1017
Opens window for sending emailsiegfried.hackel(at)ptb.de

Wissenschaftliche Veröffentlichung

S. Hackel, F. Härtig, J. Hornig, T. Wiedenhöfer: The digital calibration certificate. PTB-Mitteilungen 127 (4), 75–81 (2017)