Strahlenschutz beim Röntgen – bleiarm, aber trotzdem sicher
aktualisierte Norm verbessert den Personenschutz
Persönliche Strahlenschutzausrüstungen und Abschirmungen (etwa Schutzschürzen, -handschuhe und -brillen, Gonaden-, Hoden- und Ovarienschutz oder auch lichtdurchlässige Schutzscheiben wie z. B. Bleiglasscheiben) müssen der Normenreihe IEC 61331 genügen, in der Anforderungen, Prüfprozeduren und Kennzeichnungen definiert werden.
Die Schutzwirkung dieser Ausrüstungen beruhte lange Zeit ausschließlich auf Blei (z. B. in Bleigummi oder Bleiglasscheiben). Deshalb hat sich zu deren Kennzeichnung der „Bleigleichwert“ eingebürgert. Er bezeichnet die Dicke einer Schicht aus reinem Blei, die (in einem Strahl von festgelegter Strahlungsqualität und unter spezifizierten geometrischen Bedingungen) den gleichen Grad an Abschwächung ergäbe wie das tatsächlich eingesetzte Material.
Für die Herstellung der häufig eingesetzten Röntgenschutzschürzen werden seit vielen Jahren neben Bleigummi auch Materialien verwendet, die wenig oder kein Blei enthalten. Sie sind bei gleicher Schutzwirkung um bis zu 20 % leichter und einfacher zu entsorgen. Um die Schutzwirkung dieser neuen Materialien adäquat zu beschreiben, war die bisherige Bestimmung des Bleigleichwertes nicht mehr geeignet. Bei dem neuen in der PTB entwickelten Messverfahren, der inversen Breitstrahlgeometrie, erfasst eine flache Ionisationskammer neben der durch die Materialprobe geschwächten Primärstrahlung nun auch die Streu- und Fluoreszenzstrahlung an der Strahlenaustrittsseite der Probe. Da Röntgenschutzschürzen direkt am Körper getragen werden, kommt diese veränderte Geometrie der realen Situation sehr nahe.
In der aktuellen, zweiten Edition der Norm IEC 61331 ist das neue Verfahren zwingend vorgeschrieben. Weitere Verbesserungen in der Norm bestehen in der Erweiterung des Anwendungsbereiches auf photonenemittierende Radionuklide, der Definition besser geeigneter Strahlungsqualitäten für die Prüfungen, der Einbeziehung aller Arten von lichtdurchlässigen Strahlenschutzplatten (nicht nur Bleiglas) und der Einbeziehung weiterer Schutzausrüstungen wie Schutzhalsbändern für die Schilddrüsen, Schutzbrillen und Masken für die Augen sowie Schutzschürzen für den dentalen Röntgenbereich. Die konsequente Anwendung der zweiten Editionen der Normenreihe IEC 61331 bedeutet eine erhebliche Verbesserung des Strahlenschutzes des Personals und der Patienten in der medizinischen Röntgendiagnostik und der Nuklearmedizin.
Ansprechpartner
Ludwig Büermann
Fachbereich 6. 2 Dosimetrie für Strahlentherapie und Röntgendiagnostik
Telefon: (0531) 592-6250
E-Mail: ludwig.bueermann @ptb.de
Die Norm
IEC 61331:2014, Protective devices against diagnostic medical X-radiation. Part 1: Determination of attenuation properties of materials. Part 2: Translucent protective plates. Part 3: Protective clothing, eyewear and protective patient shields