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Strahlung am Auge: Welches Dosimeter?

Besonders interessant für:
  • Hersteller von Dosimetern
  • medizinisches Personal

Die Internationale Strahlenschutzkommission hat empfohlen, den Grenzwert der jährlichen Strahlendosis für Augenlinsen drastisch zu senken. Detaillierte Berechnungen aus der PTB zeigen, welche Dosimeterarten für die Überwachung der Dosis der Augenlinse geeignet sind.

Stilisiertes Modell des Auges (inklusive Details im Inneren der Linse),

Das menschliche Auge reagiert noch empfindlicher auf ionisierende Strahlung als bisher vermutet. Weil sich Hinweise darauf verstärkt haben, dass der bisherige Grenzwert nicht ausreicht, um einer Linsentrübung (Grauem Star) vorzubeugen, hat die Internationale Strahlenschutzkommission empfohlen, den Grenzwert der Strahlendosis für Augenlinsen drastisch zu senken: von 150 Millisievert (mSv) auf 20 mSv pro Jahr. Beim bisherigen Grenzwert ging man davon aus, dass es ausreicht, bei beruflich exponierten Personen routinemäßig die Grenzwerte für die Gesamtperson (mit Ganzkörperdosimetern) sowie der Haut (mit Hautdosimetern) zu überwachen. Sollte der Grenzwert für die Augenlinse auch in Deutschland gesenkt werden, könnte dies bedeuten, dass geeignete Dosimeter in unmittelbarer Nähe des Auges hinter einem entsprechenden Augenschutz getragen werden müssen. Mitarbeiter, die ihre maximale Jahresdosis erreicht haben, dürften für den Rest des Jahres nicht mehr im strahlungsbelasteten Arbeitsbereich eingesetzt werden. Die PTB hat mithilfe von Monte- Carlo-Simulationen die Dosis speziell an der Augenlinse ermittelt und dann die unterschiedlichen Dosimeterar ten auf ihre Eignung für diesen konkreten Einsatz untersucht. Geeignet sind demnach Hautdosimeter, jedoch nur bei reiner Röntgenstrahlung (z. B. in der Radiologie). Sie müssen direkt in Augennähe eingesetzt werden, und ihre Rückseite muss durchlässig für Röntgenstrahlung sein. Für Betastrahlung, die häufig in der Nuklearmedizin eingesetzt wird, können Hautdosimeter die tatsächliche Dosis um das Hundertfache und mehr überschätzen und sind daher ungeeignet. Grundsätzlich geeignet sind Augendosimeter, die die Dosis in dem besonders strahlungsempfindlichen Teil der Augenlinse abschätzen. Da die entsprechende Messgröße bisher nicht verwendet wurde, gibt es von den Augendosimetern jedoch bisher nur sehr wenige Typen. Deren Eignung für Betastrahlung muss noch geprüft werden. Ganzkörperdosimeter sind in keinem Fall geeignet, denn sie unterschätzen die Strahlungsdosis der Augenlinsen, insbesondere bei niederenergetischer Röntgenstrahlung und Betastrahlung.

Die PTB-Ergebnisse sollen, gefördert durch das BMWi-Projekt „Innovation mit Normen und Standards – INS: Verbesserung der Überwachung der Dosis der Augenlinse“, in nationale und internationale Normen eingehen.

Ansprechpartner:

Rolf Behrens,
Fachbereich 6.3 Strahlenschutzdosimetrie
Telefon: (0531) 592-6340
E-Mail: rolf.behrens(at)ptb.de