
Reisetauglicher Laser
Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) hat eine Frequenzverdopplungseinheit für transportable Laser entwickelt
Bereits Einstein fand heraus, dass zwei Uhren, die sich an unterschiedlichen Stellen im Schwerefeld der Erde befinden, unterschiedlich schnell ticken. Was sich zunächst nach einer Skurrilität anhört, hat ganz praktische Anwendungen: So lässt sich mit zwei optischen Atomuhren, die eine extrem kleine relative Messunsicherheit von 10–18 aufweisen, der Höhenunterschied zwischen beliebigen Punkten auf der Erde auf einen Zentimeter genau messen. Dieses sogenannte „chronometrische Nivellement“ stellt eine wichtige Anwendung von Uhren in der Geodäsie dar. Eine der Voraussetzungen dafür ist, dass sich die optischen Frequenzen der beiden Uhren z. B. über Glasfasern vergleichen lassen.
An der PTB werden gleich mehrere Atomuhren unterschiedlichen Typs entwickelt, die sich jeweils in einem Anhänger bzw. Container transportieren lassen. Der Betrieb außerhalb eines geschützten Labors bringt jedoch viele Herausforderungen mit sich: So ist die Umgebungstemperatur natürlich viel weniger stabil. Und beim Transport auf der Straße kann es zu erheblichen Erschütterungen kommen. Deshalb können optische Aufbauten, die im Labor tadellos funktioniert haben, am Zielort zunächst unbrauchbar sein. Sie müssen in mühevoller Kleinarbeit wieder einjustiert werden, wodurch wertvolle Forschungszeit verloren geht.
Das letzte Problem betrifft insbesondere die portable Aluminiumuhr, die am QUEST-Institut entwickelt wird. Für sie werden unter anderem zwei UV-Laser bei 267 nm benötigt. Für diese Wellenlänge lässt sich nicht einfach eine Laserdiode kaufen. Stattdessen muss jeweils ein langwelliger Infrarotlaser zweimal hintereinander frequenzverdoppelt werden. Hierbei wird das Licht in einem geschlossenen Ring aus vier Spiegeln eingekoppelt, sodass in ihm eine hohe optische Leistung zirkuliert. Ein darin platzierter nichtlinearer Kristall wandelt das zirkulierende Licht in Licht der halben Wellenlänge um. Es verlässt dank der dichroitischen Beschichtung der Spiegel den Resonator und wird dann zur Abfrage der Uhr verwendet. Für diesen sogenannten Frequenz-Verdopplungsresonator wurde am QUEST-Institut ein Design entwickelt, das auf einem monolithischen und damit hochstabilen Rahmen basiert, an dem alle Spiegel und der Kristall befestigt sind. Nach außen ist der Aufbau gasdicht abschlossen, um den gegenüber kleinsten Verunreinigungen hochempfindlichen Kristall zu schützen.
Die Entwickler des Resonators konnten an einem Prototyp demonstrieren, dass sie auch dann Laserlicht frequenzverdoppelt, während sie Beschleunigungen von 1 g ausgesetzt ist. Zusätzlich wurde gezeigt, dass selbst eine 30-minütige Beschleunigungsphase mit bis zu 3 g die Effizienz der Frequenzverdopplung nicht beeinträchtigt. Das entspricht dem Fünffachen des Wertes, der in der Norm ISO13355:2016 für Straßentransporte auf Lastkraftwagen angegeben ist. Jedoch ist der Resonator nicht nur mechanisch robust, sondern genauso effizient wie vergleichbare Systeme von Forschungsgruppen anderer Institute. Zudem wurde ein ununterbrochener Dauerbetrieb von 130 Stunden demonstriert.
Angesichts dieser Eigenschaften wurden mehrere dieser Verdopplungsresonatoren für verschiedene (nicht nur UV-) Wellenlängen am QUEST-Institut zum festen Bestandteil unterschiedlicher quantenoptischer Experimente, um diese zuverlässig mit Laserlicht zu versorgen. Zudem hat eine deutsche Optomechanik-Firma das Design lizenziert, um es als Basis für ein kommerzielles Produkt zu nutzen. Das Projekt wurde unterstützt durch die Deutsche Forschungsgesellschaft (Förderung CRC 1128 geo-Q, Projekt A03, CRC 1227 DQ-mat, Projekte B03 und B05) und die Leibniz-Gemeinschaft (SAW-2013-FBH-3).
es/PTB
Ansprechpartner
Prof. Dr. Piet O. Schmidt, QUEST, Telefon: (0531)592-4700, E-Mail: piet.schmidt(at)ptb.de
Die wissenschaftliche Veröffentlichung
S. Hannig, J. Mielke, J. Fenske, M. Misera, N. Beef, C. Ospelkaus, P. O. Schmidt: A highly stable monolithic enhancement cavity for second harmonic generation in the ultraviolet. Review of Scientific Instruments 89, 013106 (2018)
Zu der Veröffentlichung ist bei AIP auch ein sogenanntes „Scilight“ erschienen: http://scitation.aip.org/content/aip/journal/sci/2018/3/10.1063/1.5021479