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Gesetzliches Messwesen: Chirac gibt Startschuss für die nächsten 50 Jahre

Internationale Organisation für das Gesetzliche Messwesen" feiert Jubiläum in Lyon

16.06.2005

Ein funktionierender, internationaler Warenverkehr braucht viele Helfer - auch solche, die oft im Verborgenen arbeiten. Das Gesetzliche Messwesen gehört wesentlich dazu. Und so wird Frankreichs Präsident Jacques Chirac am Montag, 20. Juni 2005, in Lyon weitere 50 Jahre einer Organisation einläuten, die sich um alle Fragen des Messens weltweit verdient gemacht hat: Die "Internationale Organisation für das Gesetzliche Messwesen (OIML)" kann auf 50 erfolgreiche Jahre zurückblicken. Ein Erfolg, an dem Deutschland maßgeblich beteiligt ist - durch das Engagement zahlreicher PTB-Mitarbeiter von der Gründung der OIML bis heute. Die Jubiläumsfeierlichkeiten in Lyon finden im Umfeld der diesjährigen Sitzung des "Internationalen Komitees für das Gesetzliche Messwesen" und des "Internationalen Metrologie-Kongresses" statt - insgesamt 1000 Teilnehmer werden hier erwartet.

Am 12. Oktober 1955 unterzeichneten in Paris 24 Länder den Gründungsvertrag der OIML. Dieses internationale Abkommen ergänzte die bereits seit 1875 in Kraft stehende Meterkonvention. Während die Meterkonvention das internationale Messwesen auf wissenschaftlicher Ebene erfasst, zielt die OIML auf das anwendungsorientierte und gesetzliche Messwesen. So fördert die OIML die Zusammenarbeit sowie den Erfahrungs- und Wissensaustausch zwischen den Ländern, so dass das gegenseitige Vertrauen in Messergebnisse gestärkt wird. Dies mit dem Ziel, die Strukturen des gesetzlichen Messwesens in den Mitgliedsländern gemeinsam weiterzuentwickeln. Das gesetzliche Messwesen umfasst dabei alle durch ein gesetzlich verbindliches Regelwerk erfassten Aktivitäten von den verwendeten Maßeinheiten über die Messgeräte bis hin zu den Messmethoden. Insgesamt sollen Messresultate dadurch ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit gewinnen.

Das gesetzliche Messwesen ist der Schlüssel zu einem erleichterten oder freien Warenverkehr - national und international. Jeder, der Messungen ausführt oder an Messergebnissen interessiert ist, bekommt so den Nachweis über die Zuverlässigkeit der Messresultate. Außerdem können Kosten gespart werden, die durch Rechtsstreitigkeiten und Mehrfachmessungen entstehen.

Die OIML ist seit 1955 enorm gewachsen und tut dies weiterhin. Gegenwärtig gehören ihr 59 Vollmitglieder und 52 korrespondierende Mitglieder an. Zahlreiche Dokumente sind entstanden, die das gegenseitige Vertrauen und die gegenseitige Anerkennung von Messresultaten fördern: 120 internationale Empfehlungen (Modellvorschriften) und 28 internationale Dokumente (Informationsschriften) wurden erarbeitet und zahlreiche allgemeine Publikationen (Wörterbücher, Broschüren und Gutachten) veröffentlicht. 1991 wurde ein System etabliert, das OIML-Konformitätsbescheinigungen an Hersteller von Messgeräten ausstellt und derzeit 41 Messgerätekategorien umfasst. Dieses Zertifizierungssystem wird nun ergänzt durch ein Rahmenabkommen zur gegenseitigen Anerkennung von OIML-Typenprüfungen (Mutual Acceptance Arrangement, MAA), das in diesem Jahr eingeführt wird.

In den letzten 50 Jahren hat sich die OIML sehr gewandelt und muss sich nun den wichtigsten Herausforderungen seit Bestehen der Organisation stellen. So gilt es insbesondere, die internationalen Netzwerke weiter auszubauen - sowohl mit Regierungsorganisationen (wie WTO, United Nations Economic Commissions, UNIDO, Metre Convention, WHO, OIV, usw.) als auch mit Nichtregierungsorganisationen (wie lSO, IEC, IT-U, usw.). Zugleich haben sich auch die Arbeitsmethoden der OIML tiefgreifend verändert: Informationstechnik und elektronische Medien beschleunigen Arbeitsprozesse und Informationsflüsse.

In den nächsten Jahrzehnten steht für die OIML zusammen mit ihren Partnern ein großes Aufgabenpaket im Sinne eines weltumspannenden, gemeinsamen, globalen Metrologiesystem an. Die OIML wird daher ihre Mitglieder wirkungsvoll darin unterstützen, eine nationale messtechnische Infrastruktur aufzubauen, die den Anforderungen der Globalisierung gewachsen ist.