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Symbolbild "News"

Sonnenfinsternis im August

15.07.1999

ein Erlebnis für alle Sinne

Eines der spektakulärsten Himmelsschauspiele wird sich am 11. August dieses Jahres mitten über Deutschland ereignen. In einem mehr als 100 km breiten Streifen auf der Linie Saarbrücken-Stuttgart-München wird es um die Mittagszeit einige Grade kälter, Vögel werden verstummen, Blumenkelche sich schließen - das Licht wird verschwinden, dafür werden die Sterne am Himmel erscheinen und dort, wo die Sonne zu vermuten ist, wird rings um eine große schwarze Scheibe herum nur noch der leuchtende Kranz der Sonnenkorona mit ihren Protuberanzen zu sehen sein.

Eine totale Sonnenfinsternis gab es in Deutschland zuletzt am 19. August 1887 und wird es erst wieder am 7. Oktober des Jahres 2135 geben.
Kein Wunder also, daß sich viele Menschen die Möglichkeit nicht entgehen lassen wollen, das Jahrhundertereignis in allen Phasen zu verfolgen.

Doch Vorsicht ist beim Betrachten der Sonnenfinsternis geboten. Während wir sonst den direkten Blick in die Sonne unwillkürlich vermeiden, „verleitet“ die vom Mond verdeckte Sonnenscheibe dazu, den Fortschritt der Verdunkelung mit bloßem Auge zu verfolgen. Wer dies jedoch tut, gefährdet seine Augen. Denn die UV- und Infrarotstrahlung der Sonne kann irreparable Schäden auf der Netzhaut verursachen, und wer gar mittels herkömmlichen Fernglas oder Fernrohr auf Beobachtungsposten geht, kann Schäden bis zur Erblindung davontragen. Die gefährlichen Strahlen fallen nämlich trotzdem durch die Pupille ins Augeninnere und treffen dort gebündelt die empfindliche Netzhaut. Hier rufen sie thermische und photochemische Reaktionen hervor, das Gewebe vernarbt und Augenschäden sind die Folge.

Auch „alte Hausmittel“, wie das Tragen mehrerer Sonnenbrillen übereinander, die Benutzung mit Ruß geschwärzter Glasscheiben oder mit Nadelstichen gelochtem Karton sind absolut ungeeignet, und gefährlich. Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB), als benannte Prüfstelle für Augenschutzgeräte, empfiehlt daher, für das Betrachten der Sonnenfinsternis unbedingt zertifizierten Augenschutz, zu erkennen am CE-Zeichen, zu verwenden. Wer das Ereignis mit bloßem Auge betrachten wird, sollte eine Sonnensichtbrille benutzen und wer mittels eines Fernrohrs in Richtung „schwarze Sonne“ spähen will, sollte sein Gerät in jedem Falle mit einem Filter vor dem Objektiv ausstatten. Nur solch zertifizierter Augenschutz garantiert, daß die darin verwendeten Folien den vorgeschriebenen Schutzstufen entsprechen. Im sichtbaren Bereich (380 nm bis 780 nm) müssen die Folien, die für Sichtbrillen bestimmt sind, eine Transmission zwischen 0,0012 % und 0,00002 % aufweisen. Im ultravioletten Spektralgebiet zwischen 280 nm und 715 nm ist für die Brillen eine Transmission von 0,3 %, zwischen 315 nm und 380 nm von 1,5 % zulässig. Für Filter zur Fernrohrbenutzung betragen die entsprechenden Werte 0,3 % und 0,015 %. Für den nahen Infrarot-Bereich ist eine Transmission von < 30 % bzw. < 0,3 % für Fernrohrbenutzung notwendig.

Sonnensichtbrillen sind vielerorts, etwa bei Optikern, im Astrofachhandel, aber auch in Buchhandlungen, schon für ein paar Mark zu kaufen, Filter im entsprechenden Fachhandel. Eine sinnvolle Anschaffung ‑ wenn die Sonnenfinsternis auch ein Erlebnis für die Augen werden soll.