Logo der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt
Symbolbild "News"

RICHTFEST

01.08.1996

Richtfest für ein modernes Laboratoriumsgebäude der PTB im ehemaligen "Deutschen Arbeitsschutzmuseum" in Berlin-Charlottenburg am 13. August 1996

Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) erweitert ihre Arbeitsmöglichkeiten auf ihrem Berliner Stammgelände in Charlottenburg: Das denkmalgeschützte, ehemalige "Deutsche Arbeitschutzmuseum" wird als modernes Forschungsgebäude für zwei Arbeitsgebiete der PTB wiederhergestellt. Hier wird für die "Wärmemeßtechnik" die leistungsfähigste Wärmezählerprüfstrecke Europas aufgebaut und für die "Medizinische Meßtechnik" mit der weltweit wirksamsten Abschirmkabine gegen magnetische Störfelder die Voraussetzung für ein Zentrum für biomagnetische Untersuchungen geschaffen. Dieses Zentrum entwickelt in Zusammenarbeit mit Berliner Universitätskliniken und Partnern aus der Industrie zukunftsweisende, den Patienten nicht belastende Diagnosetechniken.
Am 13. August findet nach dem Abschluß des Rohbaus das Richtfest statt.

Das um die Jahrhundertwende erbaute "Deutsche Arbeitschutzmuseum" erhielt seinen Namen durch die "Ständige Ausstellung für Arbeiterwohlfahrt und Unfallschutz", eine Unfallverhütungsschau, die dort ihren Sitz hatte, bis das Gebäude im letzten Krieg ausgebrannt ist. Der Komplex mißt in seiner Längsachse gut 100 m. Er besteht aus einem Verwaltungsgebäude, einem Hörsaaltrakt mit einem erdgeschossigen Foyer und einer sich anschließenden Ausstellungshalle. Insbesondere aufgrund der einzigartigen Konstruktionsart dieser Halle wurde das Bauwerk 1986 unter Denkmalschutz gestellt. Die Halle besteht - ähnlich einer Basilika - aus einem Längsschiff, das von zwei Querschiffen kreuzförmig durchdrungen wird. Die Kreuzungspunkte werden durch Dachlaternen betont. Gegenpol zu dieser eher sakralen Bauform bildet die streng technische Bauweise der Halle: Eine filigrane Stahlkonstruktion, deren Außenstützenreihe mit Mauerwerk ausgefacht ist, trägt ein Glasdach, durch das das Licht in die fast 1000 m2 große Halle flutet. Akzentuiert wird der Innenraum durch eine umlaufende Galerie.

Das ehemalige Arbeitsschutzmuseum, das seit 1978 zur PTB gehört, wird mit außergewöhnlichen finanziellen Anstrengungen (knapp 80 Mio. DM), viel konservatorischem Feingefühl und erheblichem technischem Aufwand wiederhergestellt. Nach Fertigstellung werden hier ca. 50 der 350 Mitarbeiter des "Instituts Berlin" der PTB beschäftigt sein. In dem Gebäude sind modernste Apparaturen für physikalische Untersuchungen im Bereich der "Wärmemeßtechnik" und der "Medizinischen Meßtechnik" geplant.

Für den Bereich der "Wärmemeßtechnik" wird in einem Teil der ehemaligen Ausstellungshalle die leistungsfähigste Meßapparatur Europas zur Prüfung der Genauigkeit und Zuverlässigkeit von Wärmezählern aufgebaut mit dem Ziel einer besseren Kontrolle von Energiesparmaßnahmen bei der Gebäudeheizung. Gleichzeitig soll an dieser Anlage intensiv die Weiterentwicklung dieser Zähler vorangetrieben werden. Zur Zeit werden vielfach noch Wärmezähler mit einer Meßunsicherheit von rd. 5 % verwendet. Das jährliche Abrechnungsvolumen für Fernwärme in Europa liegt derzeit bei ca. 20 Mrd. DM. Die PTB verfolgt mit ihrer neuen Anlage das Ziel, innerhalb der nächsten Jahre die Unsicherheiten bei der Wärmemessung auf 1 % zu reduzieren, um so die Objektivität der Heizkostenberechnung im Interesse der Verbraucher erheblich zu verbessern.

Im anderen Teil der Ausstellungshalle wird innerhalb des Bereichs "Medizinische Meßtechnik" ein Zentrum für Biomagnetische Untersuchungen aufgebaut. Dazu verfügt die PTB in zwei Schlüsseltechnologien, nämlich dem Einsatz magnetisch abgeschirmter Meßräume und der Entwicklung hochempfindlicher Magnetfeldsensoren (sog. SQUIDs: mikroskopisch kleine supraleitende Sensoren) über langjährige Erfahrung. Kernstück dieses Zentrums wird u.a. ein neuer magnetisch geschirmter Meßraum sein, der das Erdmagnetfeld und störende Wechselfelder in einem Maße unterdrücken kann wie nirgends anders auf der Welt. In diesem abgeschirmten Meßraum kann mit Hilfe der hochempfindlichen Magnetfeldsensoren das etwa milliardenfach schwächere, von Menschen erzeugte Magnetfeld gemessen werden. Das Magnetfeld des Menschen wird von extrem schwachen Strömen im menschlichen Organismus hervorgerufen, die mit biologischen Prozessen, wie der Steuerung des Herzmuskels oder den Aktivitäten des menschlichen Gehirns, zusammenhängen. Es ist so möglich, ohne irgendwelche Belastung des menschlichen Körpers (wie sie z. B. bei Röntgenaufnahmen auftritt) berührungslos Fehlfunktionen dieser Organe räumlich einzugrenzen, auf einem Bildschirm graphisch darzustellen und die Ursachen zu diagnostizieren. Daß diese Diagnosetechnik ein großes Entwicklungs- und Anwendungspotential besitzt, zeigen Untersuchungen, die in Zusammenarbeit mit Ärzten des Universitätsklinikums Benjamin Franklin in Berlin-Steglitz z.B. zur Klärung der Ursachen des plötzlichen Herztods und zur Diagnose von Nervenleitungsunterbrechungen bei Querschnittslähmungen mit Erfolg durchgeführt werden.