Datum | Ereignis |
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1887 | Gründung der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt (PTR) in Berlin auf Initiativen und nach Ideen von Werner von Siemens und Hermann von Helmholtz. |
1887 – 1894 | PTB-Präsident Hermann von Helmholtz |
1892 – 1896 | Entwicklung der Theorie Schwarzer Strahler durch Willy Wien mit dem „Verschiebungsgesetz“ im Jahr 1893 und dem „Strahlungsgesetz“ im Jahr 1896 (Physik-Nobelpreis für Wien: 1911). |
1895 – 1905 | PTB-Präsident Friedrich Kohlrausch |
1895 | Erste Hohlraumstrahler werden von Otto Lummer und Willy Wien entwickelt. |
1898 | Erste gesetzliche Aufgaben der PTR: Darstellung und Bewahrung der elektrischen Einheiten, Prüfung von Messgeräten für elektrische Größen. |
1899 | Otto Lummer und Ernst Pringsheim stellen experimentell Abweichungen vom Wien’schen Strahlungsgesetz fest und sind damit experimentelle Wegbereiter der Quantenmechanik. |
1900 | Max Planck findet auf der Grundlage der PTR-Messungen (von Lummer, Wien, Pringsheim, Rubens und Kurlbaum) eine exakte Beschreibung der Wärmestrahlung des Schwarzen Körpers (Physik-Nobelpreis für Planck: 1918). |
1905 – 1922 | PTB-Präsident Emil Warburg |
1913 | Hans Geiger baut das Labor für Radioaktivität auf und entwickelt ein Zählrohr zum Nachweis einzelner Strahlungsquanten. |
1913 | Walther Meißner beginnt Tieftemperatur-Experimente und untersucht die Eigenschaften von flüssigem Wasserstoff und anderen Materialien. |
1915 | Albert Einstein entwickelt zusammen mit Wander Johannes de Haas ein Experiment (das einzige seiner Laufbahn als Theoretischer Physiker) zur Überprüfung der Ampère’schen Molekularstromhypothese (gyromagnetischer Effekt). |
1917 | Wilhelm Kösters entwickelt den Interferenzkomparator für Längenmessungen (Kösters-Komparator). |
1920 | Harald Schering entwickelt eine Brücken-Methode zur Messung von Kapazität und Verlustwinkel bei hohen Wechselspannungen (Schering-Brücke). |
1920 | Ernst Gehrcke und Ernst Lau messen die Feinstruktur des H2-Spektrums. |
1922 – 1924 | PTB-Präsident Walther Nernst (Nobelpreisträger 1921) |
1923 | Eingliederung der Reichsanstalt für Maß und Gewicht in die PTR; die PTR ist technische Oberaufsicht über die Eich- und Prüfämter und für die Festsetzung und Sicherung aller gesetzlichen Einheiten verantwortlich. |
1924 – 1933 | PTB-Präsident Friedrich Paschen |
1924 | Walther Bothe und Hans Geiger entwickeln die Koinzidenzmessmethode und weisen nach, dass es sich beim Compton-Effekt um die Streuung eines Photons an einem Elektron handelt (Physik-Nobelpreis für Bothe, 1954). |
1925 | Walther Meißner gelingt in seinem Kältelaboratorium die Verflüssigung von Helium. |
1925 | Ida Tacke und Walther Noddack gelingt der Nachweis eines bisher unentdeckten Elements (Ordnungszahl 75, Rhenium) im Periodensystem. |
1928 | Wilhelm Kösters führt Normallampen für die interferentielle Längenmessung von Endmaßen ein. |
1929 | Walther Bothe und Werner Kolhörster weisen nach, dass es sich bei der kosmischen Strahlung um relativistische geladene Teilchen handelt. |
1930 | Entdeckung des Kern-Photo-Effektes durch Walther Bothe. |
1932 – 1934 | Adolf Scheibe und Udo Adelsberger entwickeln eine hochgenaue Quarzuhr, mit der erstmalig die Ungleichförmigkeit der Erdrotation gemessen werden konnte. |
1933 | Walther Meißner und Robert Ochsenfeld entdecken die vollständige Verdrängung des magnetischen Flusses aus dem Inneren eines Supraleiters (Meißner-Ochsenfeld-Effekt). |
1933 – 1939 | PTB-Präsident Johannes Stark (Nobelpreisträger 1919). Auch für die PTR beginnt damit ein dunkles Kapitel. Mit Stark wird ein überzeugter Nationalsozialist und Gegner der modernen theoretischen Physik zum Präsidenten ernannt. U. a. löst er in seiner Amtszeit das Kuratorium der PTR auf. |
1939 – 1945 | PTB-Präsident Abraham Esau |
1939 – 1945 | Normalfrequenzaussendung über den Deutschlandsender in Zeesen. |
1943 – 1945 | Schwere Kriegsschäden an der PTR; fast alle Laboratorien werden aus Berlin in verschiedene Orte des Deutschen Reichs verlagert; Verlegung der Leitung nach Weida in Thüringen. |
1947 | Beginn des Aufbaus eines neuen metrologischen Staatsinstituts in Braunschweig aus den in die westlichen Besatzungszonen verlagerten Laboratorien der PTR unter Leitung von Max von Laue und Martin Grützmacher. Dieses Institut heißt von 1948 bis 1959 Physikalisch-Technische Anstalt (PTA). |
1946 | Wiederaufbau der PTR in Berlin als Dienststelle des Senats von Berlin-West. |
1948 – 1950 | PTB-Präsident Wilhelm Kösters |
1950 | Gründung der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig. Die PTB in Braunschweig wird metrologisches Staatsinstitut der Bundesrepublik Deutschland. |
1951 – 1961 | PTB-Präsident Richard Vieweg |
1951 | Ernst Engelhard entwickelt eine Kryptonlampe, mit der eine Wellenlänge sehr präzise reproduziert werden kann. |
1953 | Die ehemalige PTR in Berlin-Charlottenburg wird als „Institut Berlin“ in die PTB eingegliedert. |
1957 | Die Einheit Ohm wird auf grundlegend neue Weise (auf der Basis einer berechenbaren Induktivität) bestimmt. |
1959 | Die offizielle Aussendung von Normalfrequenzen und Zeitmarken über den Sender DCF77 in Mainflingen beginnt. |
1960 | Der Meter wird auf der Basis der an der PTB entwickelten Krypton-Wellenlängen-Normallampen neu definiert. |
1961 – 1969 | PTB-Präsident Martin Kersten |
1966 – 1973 | Entwicklung der Caesium-Atomuhr der PTB zur genauesten Uhr der Welt. |
1967 | Der Forschungs- und Messreaktor (FMRB) geht in der PTB in Betrieb. |
1969 | Das Einheitengesetz und das Eichgesetz weisen der PTB gesetzliche Aufgaben zu. |
1969 | Die erste Caesium-Atomuhr CS1 der PTB tickt. |
1970 – 1975 | PTB-Präsident Ulrich Stille |
1972 | Erster einheitlicher Wert für die Josephson-Konstante (gemessen in der PTB und ihren Schwesterinstituten in den USA, Großbritannien und Australien) wird festgelegt. |
1975 – 1995 | PTB-Präsident Dieter Kind |
1977 | Staat und Wirtschaft gründen den Deutschen Kalibrierdienst (DKD) zur staatlich zertifizierten Kalibrierung von Normalen und Messgeräten, dessen Leitung bei der PTB liegt. |
1978 | Das Zeitgesetz beauftragt die PTB mit Darstellung und Verbreitung der gesetzlichen Zeit. |
1979 | Rahmenvertrag über Errichtung und Betrieb des Berliner Elektronen-Speicherrings für Synchrotronstrahlung (BESSY). Betrieb des Speicherrings ab 1981. Die PTB betreibt bei BESSY ein Laboratorium, das die Synchrotronstrahlung für die optische Metrologie vor allem bei kurzen Wellenlängen nutzt. |
1980 | Erste Präzisionsmessungen des Quanten-Hall-Effekts zusammen mit seinem Entdecker Klaus von Klitzing (Nobelpreis 1985). Der Quanten-Hall-Effekt erweist sich als geeignet zur Reproduzierung der Einheit Ohm. |
1981 | Eine magnetisch geschirmte Kabine für biomagnetische Untersuchungen mit hochempfindlichen SQUIDs geht in Betrieb. |
1984 | Der Elektronenspeicherring BESSY I wird primäres Strahlungsnormal (mit berechenbarer Strahlungsleistung). |
1985 | Erstmalig gelingen Messungen magnetischer Signale aus den tiefen Bereichen des menschlichen Gehirns. |
1986 | Die zweite CS-Atomuhr der PTB CS2 geht als genaueste Uhr ihrer Zeit in Betrieb. |
1987 | Darstellung der Spannungseinheit 1 V mit einer Reproduzierbarkeit von 10–13 mit Hilfe einer Reihenschaltung von 1400 Josephson-Elementen und Frequenzstabilisierung durch Atomuhren. |
1987 | 100-jähriges Jubiläum der PTR/PTB. An der Festveranstaltung am 6. Oktober in Braunschweig mit Bundespräsident Richard von Weizsäcker nimmt auch der Präsident des ASMW, Helmut Lilie, teil - eine erste Annäherung der metrologischen Institutionen aus Ost und West. |
1990 | Übernahme von Aufgaben des Bereichs Messwesen des „Amtes für Standardisierung, Messwesen und Warenprüfung“ (ASMW) der ehemaligen DDR. Die PTB beschäftigt zu diesem Zeitpunkt über 2000 Mitarbeiter. |
1990 | Die strahlungsthermometrischen Messungen der PTB schaffen die Grundlage für den Hochtemperaturbereich der Internationalen Temperaturskala (ITS-90). |
1991 | Neue Abteilungen „Temperatur und Synchrotronstrahlung“ sowie „Medizinphysik und Informationstechnik“ werden im IB etabliert. |
1993 | Einrichtung eines PTB-Laboratoriums im Klinikum Steglitz. |
1993 | Einrichtung eines Messplatzes für medizinische Lasermesstechnik zur Tumorerkennung in der Robert-Rössle-Klinik am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin. |
1993 | Inbetriebnahme des weltweit ersten messenden Rastertunnelmikroskops im neuen Reinraumzentrum der PTB. |
1994 | Das Medizinproduktegesetz legt weitere Aufgaben der PTB fest. |
1995 – 2011 | PTB-Präsident Ernst Otto Göbel |
1995 | In der PTB entsteht mit der phasenkohärenten Messung von der Caesium-Atomuhr zum calcium-stabilisierten Laser erstmals eine optische Atomuhr im sichtbaren Spektralbereich. |
1996 | Als erste Institution in Deutschland nimmt die PTB einen 3-Tesla- Ganzkörper-Magnetresonanz-Tomografen in Betrieb. |
1999 | Formelle Einweihung des von BESSY zu BESSY II verlagerten Synchrotronstrahlungslabors der PTB. |
2000 | Die Caesiumfontänenuhr CSF1 der PTB trägt zur Realisierung der internationalen Atomzeit bei. |
2000 | Einweihung des wiederhergerichteten ehemaligen Deutschen Arbeitsschutzmuseums in unmittelbarer Nachbarschaft zu den übrigen Gebäuden des IB als Hermann-von-Helmholtz-Bau. |
2000 | Die PTB ist maßgeblich an der Erstellung der internationalen „Provisional Low Temperature Scale 2000 (PLTS-2000)“ für den Tieftemperaturbereich von 0,9 mK bis 1 K beteiligt. |
2001 | Die PTB löst den ehemaligen Standort des ASMW in Berlin-Friedrichshagen auf. |
2001 | Der Microbeam an der PTB erlaubt es erstmals, lebende Zellen mit einer definierten Anzahl von Ionen mit Mikrometer-Ortsgenauigkeit zu bestrahlen, um Strahlenwirkungen zu untersuchen. |
2002 | Evaluation der PTB im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit (BMWi) durch eine internationale Expertenkommission in Bezug auf Profil und Qualität der Arbeit – mit exzellentem Ergebnis. |
2004 | Die Europäische Richtlinie für Messgeräte (MID) wird beschlossen. |
2006 | Entwicklung des weltweit ersten programmierbaren 10-Volt-Josephson-Spannungsnormals in SINIS-Technologie zur direkten Rückführung elektrischer Wechselstromgrößen auf Naturkonstanten (S: Supraleiter, I: Isolator; N: Normalleiter). |
2008 | Im Auftrag der Bundesregierung wird die PTB vom Wissenschaftsrat evaluiert – mit exzellentem Ergebnis |
2008 | Beginn des regulären Nutzerbetriebs der Metrology Light Source (MLS), des neuen primären Strahlernormals zur Realisierung strahlungsoptischer Einheiten vom nahen Infrarot bis in den Bereich weicher Röntgenstrahlung. |
2009 | Gründung des „Instituts für experimentelle Quantenmetrologie“ (QUEST) als gemeinsames Institut der PTB und der Leibniz Universität Hannover (LUH). |
2009 | In der PTB wird das erste Erdalkali-Bose-Einstein-Kondensat erzeugt. |
2010 | Einrichtung der Deutschen Akkreditierungsstelle GmbH (DAkkS) als einzige nationale Akkreditierungsstelle. |
2010 | Unter Leitung der PTB gelingt einem internationalen Konsortium die Neubestimmung der Avogadro-Konstante aus einem 28>Si-Kristall mit einer Unsicherheit von nur 3 × 10-8 und ebnet damit den Weg zur Neudefinition des Kilogramms auf der Basis von Naturkonstanten. |
2012 | Festveranstaltung zur 125-Jahr-Feier der PTB in der Stadthalle in Braunschweig und Einweihung des restaurierten „Observatoriums“ am Institut Berlin. |
ab 2012 | PTB-Präsident Joachim Ullrich |
2013 | Gemeinsame Einwerbung des „Laboratory for Emerging Nanotechnology“ (LENA) unter Federführung der Technischen Universität (TU) Braunschweig. |
2013 | Wissenschaftler des Exzellenzclusters QUEST erreichen die kontrollierte Erzeugung von Symmetriebrüchen bei lasergekühlten Ionen in Ionen-Coulomb-Kristallen. |
2014 | In der PTB wird eine sogenannte selbstreferenzierte Quantenstromquelle entwickelt. |
2015 | Verabschiedung des neu geordneten Mess- und Eichgesetzes, Einrichtung des Regelermittlungsausschusses unter der Leitung der PTB sowie der Konformitätsbewertungsstelle an der PTB. |
2016 | Im Auftrag der Bundesregierung wird die PTB vom Wissenschaftsrat evaluiert – erneut mit exzellentem Ergebnis. |
2016 | Die Frequenzen von StrontiumGitteruhren im französischen Metrologieinstitut SYRTE (Paris) und der PTB werden über Faserverbindungen nach Straßburg miteinander verglichen. |
2017 | Arbeiten aus der PTB tragen entscheidend zur Revision der Basiseinheiten bei, insbesondere zur Bestimmung des Planck’schen Wirkungsquantums sowie zur Boltzmann-Konstante. |
2018 | Das Kompetenzzentrum für Windenergie nimmt in der PTB den Betrieb auf. |
2019 | Die Neudefinitionen des Internationalen Einheitensystems (SI) auf Basis von Naturkonstanten treten in Kraft. |
2019 | Die PTB richtet Lenkungskreise für die folgenden Themen ein: „Digitalisierung“, „Quantentechnologien“, „Medizin“, „Energie“ sowie „Umwelt und Klima“. |
2019 | Der Vergleich zweier optischer Ytterbium-Atomuhren an der PTB bestätigt deren hohe Genauigkeit (Frequenzabweichung < 3 × 10–18) und eine Grundannahme der Relativitätstheorie. |
Geschichte von PTR und PTB
VON DER GRÜNDUNG BIS INS 21. JAHRHUNDERTVON DER GRÜNDUNG BIS INS 21. JAHRHUNDERT
Gesichter der PTR/PTB
Bis heute lebt in der PTB der Geist ihrer Gründerväter weiter – sei es im Aufgabenspektrum, sei es im ausdrücklichen Schwerpunkt auf der Forschung, sei es im Inhalt der Forschungsarbeiten, der oftmals auf bedeutenden Errungenschaften aus der PTR/PTB gründet. Die folgenden Personen haben das wissenschaftliche Gesicht der PTB in besonderem Maße geprägt:
Chronologie der PTR/PTB
Dieser animierte Zeitstrahl entstand anlässlich des 125-jährigen Jubiläums im Jahr 2012.
Das Projekt beschäftigt sich mit der Tätigkeit der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt im Dritten Reich und ihrer Stellung im nationalsozialistischen Wissenschafts- und Forschungssystem. Das Projekt wird bearbeitet von dem Wissenschaftshistoriker Prof. Dr. Dieter Hoffmann (Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte).
Diese bibliographische Datenbank weist Quellen zur PTR/PTB-Geschichte nach.
Mehrere Bücher aus der PTB beschäftigen sich mit der Geschichte der PTR/PTB (erhältlich im Buchhandel oder direkt beim Fachverlag NW):
- David Cahan: Meister der Messung. Die Physikalisch-Technische Reichsanstalt. 1992
- Ulrich Kern: Forschung und Präzisionsmessung. Die Physikalisch-Technische Reichsanstalt zwischen 1918 und 1948. 1993
- Dieter Kind: Herausforderung Metrologie. Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt und die Entwicklung seit 1945. 2002
- Rudolf Huebener, Heinz Lübbig: Die Physikalisch-Technische Reichsanstalt. Ihre Bedeutung beim Aufbau der modernen Physik. 2011
- Imke Frischmuth, Jens Simon (Hrsg.): Metrologisches Lesebuch. Messkunst in der PTB – in der Vergangenheit, in der Gegenwart und für die Zukunft. Sonderdruck der 4 Hefte der PTB-Mitteilungen im Jubiläumsjahr 2012.
Eine ganze Reihe von Broschüren und Zeitschriften aus der PTB-Pressestelle beschäftigen sich mit der Geschichte der PTR/PTB. Sie können viele von ihnen als kostenlose Print-Ausgabe bestellen oder die Hefte gleich als pdf herunterladen.