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Primärnormal für die Qualitätssicherung hämatologischer Laboratorien

22.12.2011

Das so genannte kleine Blutbild ist eine der am häufigsten durchgeführten Untersuchungen der Laboratoriumsmedizin. Dabei handelt es sich um ein Verfahren zur Differenzierung und Zählung von Blutzellen mit Hilfe der Durchflusszytometrie. Seit 2002 ist nach dem Medizinproduktegesetz auf der Grundlage einer Richtlinie der Bundesärztekammer eine externe Qualitätssicherung mittels Ringversuchen durchzuführen, um eine Vergleichbarkeit der Messergebnisse und damit der Patientensicherheit zu gewährleisten. Zur Bewertung der Ringversuche werden von medizinischen Standesorganisationen Referenzmesswerte der PTB herangezogen.

Das in der PTB entwickelte primäre Referenz-Messverfahren zur Konzentrationsbestimmung von Erythrozyten beruht auf dem durchfluss-zytometrischen Nachweis von Zellen durch Impedanzmessungen. Um die von instrumentellen Parametern und von Eigenschaften der Probe abhängigen Zählverluste durch zufällige Koinzidenzen zu berücksichtigen, werden Verdünnungsreihen untersucht. Der Referenzmesswert der Zellkonzentration wird dabei durch Extrapolation auf verschwindenden Volumenanteil der Probe in der Messsuspension bestimmt.

Die Voraussetzungen für ein primäres Referenzmessverfahren, d.h. die Rückführung auf SI-Einheiten, eine vollständige Analyse der Einflussgrößen und Störfaktoren sowie eine detaillierte Messunsicherheitsbetrachtung, sind für viele Analyte in biologischen Systemen aufgrund ihrer Komplexität nur schwierig zu erfüllen. Daher sind auch bei der Blutzellzählung nur für wenige Targetzellen, die Erythrozyten (RBC), die Leukozyten (WBC) und die Thrombozyten (Plt) standardisierte Verfahren beschrieben, die potentiell als primäre Referenz-Messverfahren geeignet sind. Für die Bestimmung der Konzentration der Erythrozyten in frischen Blutproben normaler Probanden erfüllt das Messverfahren die Voraussetzungen für ein primäres Referenzmessferfahren. Die Messunsicherheiten sind dabei kleiner als 0.75%. Für pathologische Proben sowie bei der Bestimmung von Referenzmesswerten für Thrombozyten und Leukozyten müssen verschiedene Einflüsse und Störungen im Einzelfall untersucht und berücksichtigt werden. Beispielsweise kann durch die hämolytische Zerstörung der Erythrozyten, die zur Konzentrationsbestimmung der Leukozyten erforderlich ist, auch ein Teil der Leukozyten, d.h. der Targetzellen zerstört werden.

Zukünftige Entwicklungen werden die Zählung immunologisch markierten Targetzellen wie beispielsweise die CD4 positiven T-Helfer-Lymphozyten einbeziehen.

Schematische Darstellung der Messzelle, die für Referenzwertbestimmungen verwendet wird:  A: Probeneinlass, B: Abflusskanüle, C: Vorderer Hüllstrom, D: Hinterer Hüllstrom, E: Messöffnung (Ø 40 µm oder 60 µm), F: Elektroden

 

 

Vergleich der in der PTB bestimmten Referenzmesswerte der Erythrozytenkonzentration mit den Mittelwerten des Teilnehmerkollektivs (ca. 700 bis 1200 hämatologische Laboratorien) bei Ringversuchen zur externen Qualitätskontrolle. Dargestellt sind die Ergebnisse für die seit 1985 untersuchten 284 Kontrollblutproben.