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Brandverhalten von Mineralölprodukten mit Flammpunkt über 55 °C

20.11.2018

Die Brandgefahr in Tanklägern, die Produkte mit einem Flammpunkt oberhalb von 55 °C lagern, wurde in einem Forschungsprojekt beurteilt. Nach früherer Bezeichnung handelt es sich dabei um AIII Produkte, die heute als brennbar und bei Flammpunkten bis einschließlich 60 °C als entzündbar eingestuft sind. Anhand von Messungen wurde eine fundierte Grundlage als eine Erkenntnisquelle für die Erstellung einer Gefährdungsbeurteilung im Sinne der TRGS 509 und der TRGS 800 geschaffen. Dazu wurden in Kooperation mit der DGMK (Deutsche Wissenschaftliche Gesellschaft für Erdöl, Erdgas und Kohle e.V.) repräsentative Mineralölproben untersucht.

Für die repräsentativen Proben der Mineralölprodukte Dieselkraftstoff B0, Dieselkraftstoff B7, Heizöl EL und Bunkerkraftstoff sowie Biodiesel B100 wurden unter Anwendung verschiedener Methoden die Flammpunkte, die unteren Explosionspunkte und die Brennpunkte bestimmt. Für diese der PTB bereitgestellten Proben wurde bestätigt, dass die Flammpunkte 55 °C nicht unterschreiten. Die Proben von Dieselkraftstoff B0, Dieselkraftstoff B7 und Heizöl EL verhalten sich ähnlich hinsichtlich ihrer Kenngrößen Flammpunkt, unterer Explosionspunkt und Brennpunkt. Alle bestimmten Flammpunkte dieser Gruppe lagen mindestens 16,5 K unter dem jeweiligen Brennpunkt. Der Abstand zwischen unterem Explosionspunkt und Flammpunkt bestimmt nach DIN EN ISO 2719 betrug mindestens 4,5 K (maximal 8 K). Bis zu einer Produkttemperatur von 75 °C wird der jeweilige Brennpunkt nicht erreicht, so dass davon ausgegangen werden kann, dass eine Weiterbrennbarkeit der Flüssigkeit bei 40 °C Produkttemperatur (Flüssigphase) nicht erfolgt.

Die zur Verfügung gestellten Bunkerkraftstoffproben haben nach DIN EN ISO 2719 Flammpunkte um die 75 °C und einen Mindestabstand von über 25 K zum darüberliegenden Brennpunkt. Der untere Explosionspunkt liegt 7 K unterhalb des Flammpunktes. Bunkerkraftstoff ist damit hinsichtlich der Bildung explosionsgefährlicher Dampf/Luft-Gemische oder der Weiterbrennbarkeit der Flüssigkeit bei 40 °C Produkttemperatur (Flüssigphase) als weniger gefährlich einzuschätzen als die zuerst genannte Gruppe. Die Biodieselproben B100 liegen mit den Temperaturwerten ihrer Kenngrößen deutlich oberhalb der anderen Proben. Der Brennpunkt der Biodieselproben liegt mindestens 24 K oberhalb des Flammpunktes, der nach nach DIN EN ISO 3679 gemessen wurde.

Zusammenfassend kann die Schlussfolgerung gezogen werden, dass im Rahmen der separaten Lagerung besagter Produktgruppen in Tanklägern und Raffinerien im Gebiet NW Europa bezüglich Explosionsgefahr und Brandgefahr im bestimmungsgemäßen Betrieb keine Risiken zu befürchten sind, sofern die Produkttemperatur in der Flüssigphase 40 °C nicht überschreitet. In der vom Arbeitgeber nach der Gefahrstoffverordnung durchzuführenden Gefährdungsbeurteilung kann dieses Ergebnis als Erkenntnisquelle herangezogen werden, wobei der Arbeitgeber die örtlichen Bedingungen der Lageranlage berücksichtigen muss (DGMK-Forschungsbericht 811, ISBN 978-3-941721-94-4).