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Verfahren zur Zündgefahrenbewertung von explosionsgeschützten mechanischen Geräten

04.11.2005

Für mechanische Geräte wird nach DIN EN 13463-1 "Nichtelektrische Geräte für den Einsatz in explosionsgefährdeten Bereichen - Teil 1: Grundlegende Methodik und Anforderungen" eine Zündgefahrenbewertung gefordert, um die grundlegenden Sicherheits- und Gesundheitsanforderungen der Richtlinie 94/9/EG (ATEX) erfüllen zu können. Dabei sind für jede einzelne identifizierte Zündgefahr angemessene Schutzmaßnahmen in Abhängigkeit von den zu berücksichtigenden Fehlerzuständen festzulegen. Die Norm stellt Anforderungen an das Ergebnis einer Zündgefahrenbewertung, gibt jedoch keine Anleitung, wie man die Bewertung durchführen kann. Der geforderte Bewertungsbericht enthält nur die Mindestanforderungen an die Ergebnisse einer Zündgefahrenbewertung und damit nur einen Teil der aus anderen Gründen notwendigen und nützlichen Informationen. Eine Vorgehensweise in Anlehnung an die Minimalanforderungen aus der Norm birgt daher für den Anwender Nachteile und Fehlerquellen.

Im Rahmen von PTB-Workshops wurde unter Mitwirkung von Herstellern explosionsgeschützter Geräte eine Vorgehensweise und ein erweitertes Berichtsschema zur Zündgefahrenbewertung diskutiert und den Bedürfnissen des Anwenderkreises angepasst. Das Berichtsschema unterstützt ein systematisches Vorgehen, erleichtert die Erfüllung der Anforderungen seitens der Anwender, stellt die spätere Nachvollziehbarkeit sicher und ermöglicht die zielgerichtete Fortschreibung der Bewertung bei Änderungen. Weiterhin werden Hilfen für die Festlegung geeigneter Schutzmaßnahmen und die Zusammenstellung der unabdingbaren technischen Dokumentation aufgezeigt. Die Bewertung wird in vier grundlegenden Arbeitsschritten durchgeführt.

1. Identifizierung der Zündgefahren und deren Ursachen:

In diesem Arbeitsschritt soll für das Produkt eine vollständige Liste aller denkbaren Zündgefahren und deren mögliche Ursachen erstellt werden. Dabei ist es wichtig, systematisch vorzugehen und zunächst auf jegliche Bewertung der Häufigkeit der Zündgefahren zu verzichten.

2. Bewertung der Zündgefahren bezüglich der Häufigkeit ihres Auftretens:

In diesem Schritt wird bewertet und begründet, wie häufig eine bestimmte potenzielle Zündquelle zu einer wirksamen Zündquelle werden kann. Die Bewertung ist eine Einschätzung der Wahrscheinlichkeit, mit der ein bestimmter Fehlerzustand mit entsprechenden Folgen auftritt.

3. Bestimmung der erforderlichen Schutzmaßnahmen und deren Dokumentation:

In diesem Schritt sollen geeignete Schutzmaßnahmen festgelegt werden, die das Wirksamwerden der jeweils betrachteten Zündquelle in Bezug auf die angestrebte Gerätekategorie hinreichend unwahrscheinlich werden lässt. Weiterhin soll zu jeder festgelegten Maßnahme die notwendige technische Dokumentation bestimmt werden.

4. Abschließende Bewertung mit Bestimmung der Gerätekategorie:

Dieser Schritt gleicht dem zweiten Schritt, nur dass jetzt die festgelegten Schutzmaßnahmen zusätzlich berücksichtigt werden. Aus der Bewertung ergibt sich direkt die Gerätekategorie. Daneben können Einschränkungen des Einsatzbereiches notwendig sein, die in die Kennzeichnung des Produktes übernommen werden müssen.

Gegenwärtig wird in CEN TC 305 WG 4 die Norm prEN 15198 mit dem Titel "Methoden zur Bewertung der Zündgefahren für nicht-elektrische Geräte und Komponenten zur Verwendung in explosionsgefährdeten Bereichen" (engl.: Methodology for the ignition hazard assessment of non-electrical equipment and components for intended use in potentially explosive atmospheres) erarbeitet. Weiterhin hat CEN TC 305 WG 2 kürzlich die Überarbeitung der EN 13463-1:2001 begonnen. Die entwickelte Bewertungsmethode wird in beide Normen einfließen. Inzwischen wird die Methode bereits von einigen Herstellern und Betreibern verwendet und hat sich dabei als praxistauglich erwiesen. Verschiedene Arbeitsblätter zur Bewertungsmethode im Dateiformat können angefordert werden (michael.beyer@ptb.de).