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Erfolgreicher Start der Forschungszusammenarbeit PTB – Hamburg Wasser zur Untersuchung des messtechnischen Verhaltens von Wasserzählern in kommunalen Versorgungsnetzen

14.05.2015

Die derzeitigen Eichfristen für Wasserzähler betragen 6 Jahre für Kalt- und 5 Jahre für Warmwasserzähler. Eine Verlängerung dieser Fristen ist unter festgelegten Bedingungen mittels spezieller Stichprobenverfahren möglich. Dennoch ist der wirtschaftliche Gesamtaufwand für die notwendigen Zählerwechsel, der den Endverbraucher zusätzlich zu den Kosten für den Wasserverbrauch selbst finanziell belastet, enorm [1]. Sowohl Eichfristen als auch Stichprobenverfahren beruhen auf 30 Jahre alten Ergebnissen. Seitdem haben sich die Wasserzähler technisch weiterentwickelt, das Verbrauchsverhalten der Nutzer verändert und ebenso die Untersuchungsmethoden für das Messverhalten der Zähler deutlich verbessert. Mit Hilfe eines umfangreichen Forschungsvorhabens wollen PTB und das Hamburger Wasserversorgungsunternehmen Hamburg Wasser GmbH die derzeitige Situation analysieren und Vorschläge für eine Anpassung der Standzeiten von Wasserzählern in kommunalen Versorgungsnetzen an die jeweils bestehenden konkreten Einsatzbedingungen –  nicht nur für das Versorgungsgebiet Hamburg – erarbeiten.

Die erste Etappe dieser Forschungszusammenarbeit bestand in einem Großversuch, im Rahmen dessen etwa 7500 Kalt- und Warmwasserzähler, die nach Ablauf der Eichfrist regulär aus dem Hamburger Versorgungsnetz ausgebaut und individuell nach einem speziellen Programm hinsichtlich ihres aktuellen Messverhaltens untersucht wurden. Die Messungen wurden sowohl auf dem Wasserzählerprüfstand der PTB als auch in der Prüfstelle von Hamburg Wasser durchgeführt. Das Gesamtergebnis ist in der nachfolgenden Tabelle zusammengefasst.

Tabelle: Zusammenfassung der Messergebnisse bei Hamburg Wasser nach Zählergrößen

 

Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Mit Ausnahme der (wenigen) großen Hauswasserzähler Qn 10, die in Gebäuden mit mehr als 200 Wohneinheiten eingebaut und denen in der Regel Wohnungswasserzähler zur individuellen Verbrauchsabrechnung nachgeschaltet sind, liegen die festgestellten Abweichungen der Zähleranzeigen klar im zulässigen Bereich (mehr als 95 % halten die Verkehrsfehlergrenzen ein). Von besonderer Bedeutung sind die Angaben in der letzten Zeile: Kein einziger der mehr als 5600 geprüften Wohnungswasserzähler und ein nur verschwindend geringer Anteil der in Einfamilien- und kleinen Mehrfamilienhäusern installierten Hauswasserzähler zeigen zu Ungunsten des Verbrauchers an. Längere Standzeiten der Zähler im Netz stellen deshalb eine sehr vernünftige Alternative zu den eingangs bereits genannten hohen Wechselkosten auf Grund der relativ kurzen Eichfristen von 5 bzw. 6 Jahren dar. Ein erster Schritt hierfür könnte beispielsweise eine Ausweitung des Stichprobenverfahrens zur Verlängerung der Eichgültigkeit auf Warmwasserzähler und (Wohnungs-)Wasserzähler in Messkapselausführung sein, die bisher nicht in die Stichprobenprüfungen einbezogen waren. Dies gilt insbesondere auch für die letztgenannten Messkapselzähler, die bereits vor einigen Jahren Gegenstand umfangreicher Untersuchungen in der PTB waren, in deren Ergebnis die Gleichwertigkeit des Messverhaltens von Ein- und Mehrstrahl- sowie Ringkolben-Messkapselzählern mit Wasserzählern in „herkömmlicher Kompaktausführung“ eindeutig nachgewiesen wurde [2].

 

Die zunächst für das Hamburger Versorgungsgebiet begonnenen Untersuchungen werden derzeit auf Wasserversorger mit anderen Wasserqualitäten ausgedehnt, die Mitarbeit in den betreffenden nationalen Vorschriftengremien wird verstärkt. Ziel der Aktivitäten ist es, allgemeingültige Parameter zur Bewertung und Optimierung der Standzeiten von Wasserzählern in kommunalen Versorgungsnetzen zu erarbeiten und über mögliche Flexibilisierungen der bestehenden Stichprobenverfahren die Wasserkosten für den Endverbraucher langfristig zu senken und nicht zuletzt auch einen nachhaltigen Beitrag zum Umweltschutz [1] zu leisten.

Literatur:

[1] H. Schonlau, H. Rubach: Wasserzähler auf dem Prüfstand – Sind die vorgeschriebenen Eichfristen noch zeitgemäß? gwf – Wasser/Abwasser, 155 (2014), Heft 4, S. 504-509
[2] G. Wendt et al.: Untersuchung und Entwicklung strömungsunempfindlicher Wasser- und Wärmezähler und deren mechanischer Schnittstellen. PTB-Bericht MA 90, September 2012, Braunschweig

Ansprechpartner:

Gudrun Wendt, FB 1. 5,  E-Mail:Opens window for sending email gudrun.wendt(at)ptb.de