Johannes Graf
Genaue Zeit an jedem Ort – das ist heute für uns selbstverständlich geworden. Uhren als Taktgeber des täglichen Lebens finden sich in beinahe jedem Haushaltsgerät, im Handy, Auto oder Computer. Dafür sorgt die enorme Zahl von über einer Milliarde Quarzuhren, die weltweit jährlich die Fabriken verlassen. Ohne groß nachzudenken, stellen wir unsere Uhren nach der amtlichen Zeit, oder sie synchronisieren sich automatisch über Zeitsender oder Zeitserver.
Doch dieser Zustand der überall verfügbaren genauen Zeit ist noch sehr jung. Vor gerade einmal 150 Jahren begannen sich Wissenschaftler, Ingenieure und Politiker zu fragen, wie man es schafft, dass Uhren an unterschiedlichen Orten die gleiche Zeit anzeigen. Bereits in den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg war die Lösung dieses Problems eine wichtige Voraussetzung für den stark ansteigenden globalen Waren- und Datenaustausch. Treibende Kraft der Zeitsynchronisation im Wilhelminischen Kaiserreich war der Astronom Wilhelm Foerster.
Foerster, am 16. Dezember 1832 im schlesischen Grünberg geboren, war eine der schillerndsten Figuren in Technik und Wissenschaft seiner Zeit. Bedeutenden Einfluss hatte er gleichermaßen auf Wissenschaft und Forschung, Industrie und Volksbildung. Seine Funktionen in unterschiedlichen Gremien waren so vielfältig, dass eine vollständige Würdigung aller seiner Leistungen und Ämter einer eigenständigen Veröffentlichung wert wäre.