65. Tagung des Kuratoriums
In der Sitzung des Kuratoriums am zweiten Tag berichtete zunächst der Vorsitzende des Kuratoriums, MinDir Detlef Dauke (Abteilungsleiter Innovations-, IT- und Kommunikationspolitik des BMWi), über die politischen Entwicklungen, soweit sie die PTB betreffen. Neben der Energiewende wird sich das BMWi verstärkt dem Innovationsgedanken zuwenden – Themen, zu denen die PTB durch ihre Forschungsarbeit und den nachfolgenden Technologietransfer in die Wirtschaft beiträgt. Von besonderer Wichtigkeit ist die Verabschiedung des Messund Eichgesetzes, welches der PTB neue wichtige Aufgaben überträgt. Dazu gehört die Einrichtung einer Konformitätsbewertungsstelle ebenso wie die Koordinierung des gesetzlichen Messwesens auf nationaler Ebene, z. B. durch Leitung des Ausschusses der Konformitätsbewertungsstellen und des Regelermittlungsausschusses. Weniger Fortschritte als erhofft gibt es bei der Schaffung wissenschaftsfreundlicher Rahmenbedingungen für die PTB, wie sie im Zuge der Verabschiedung des Wissenschaftsfreiheitsgesetzes beabsichtigt waren. Hier wird das BMWi weiterhin auf die Beseitigung bestehender Widerstände hinarbeiten.
Schwerpunkt der Sitzung war der Bericht des PTBPräsidenten. Professor Ullrich stellte zunächst die aktuellen Ergebnisse der PTB im Zuge der angestrebten Neudefinition der internationalen Einheiten auf der Basis von festgelegten Naturkonstanten vor. Beim Avogadro-Projekt, der Bestimmung der Avogadro- Konstante durch Abzählen der Atome in einer nahezu isotopenreinen Kugel aus einkristallinem 28Si, gibt es deutliche Fortschritte auf dem Weg zu immer kleineren Unsicherheiten, insbesondere durch die stete Verbesserung der Poliermethoden, die die extreme Rundheit der Kugel sicherstellen. Auch das Experiment zur Bestimmung der Boltzmann-Konstante und die Arbeiten zu optischen Atomuhren und zu Einzelelektronenschaltungen gehen sehr gut voran. Im Dienstleistungsbereich konnten einige neue Verfahren in die Anwendung gebracht werden, z. B. die Kalibrierung elektrischer Größen mit Quantenstandards, die auch in privaten Kalibrierlaboratorien praktikabel handhabbar sind. Die internationale Wertschätzung für die PTB in ihrer Rolle als führendes Metrologieinstitut auf dem Gebiet der Darstellung der grundlegenden Einheiten drückt sich auch darin aus, dass Professor Ullrich von den Mitgliedern der Meterkonvention zum Präsidenten des Beratenden Komitees für die Einheiten (CCU) der Meterkonvention berufen wurde.
Eine wichtige Entwicklung, über die Professor Ullrich berichtete, war die Fortentwicklung des europäischen Metrologieforschungsprogramms EMRP, welches nun unter dem Namen EMPIR (European Metrology Programme for Innovation and Research) in den nächsten zehn Jahren gemeinsame Projekte im Bereich der Metrologie fördern wird, die besonders von einer europäischen Koordinierung profitieren. Die EU wird etwa die Hälfte des Budgets von insgesamt 600 Millionen Euro beisteuern. Für deutsche Projektbeteiligte kann mit einer Förderung im Umfang von 88 Millionen Euro gerechnet werden. Außerdem gab Professor Ullrich einen Überblick über die Maßnahmen der PTB, um deren traditionell starke Vernetzung mit Universitäten noch weiter zu intensivieren, zum Beispiel durch Einrichtung eines PTB-Instituts für Theoretische Physik zum Thema „Fundamentale Physik für Metrologie“, dessen Leitung gemeinsam mit der TU Braunschweig berufen wird.
Ein besonderes Highlight zum Abschluss der Kuratoriumstagung war die Ernennung von Prof. Dr. T. W. Hänsch und Prof. Dr. K. von Klitzing zu Ehrenkuratoren der PTB.