Liebe Leserin, lieber Leser,
kennen Sie das? Sie lesen eine Zeitung oder ein Buch und plötzlich springt Sie ein Satz an, von dem Sie in der Sekunde, in der Sie ihn lesen, wissen, dass Sie ihn ein Leben lang im Gedächtnis behalten werden? Vielleicht nicht wörtlich, aber doch dem Sinn nach. Mir ist letztens dieser Satz begegnet: „Jeder von uns besteht bei seinem Tod aus so vielen ständig wieder verwerteten Atomen, dass eine beträchtliche Zahl davon – nach manchen Schätzungen bis zu einer Milliarde in jedem Menschen – vermutlich einst zu Shakespeare gehörte. Jeweils eine weitere Milliarde stammt von Buddha, Dschingis Khan und Beethoven oder jeder anderen historischen Gestalt, die uns einfällt.“ Dass alles in der Welt aus Atomen besteht und ihre Anzahl also gigantisch ist, haben wir zwar schon vorher gewusst, aber diese Folgerung war dann doch verblüffend, wenn nicht schockierend, in jedem Fall „merk-würdig“.
Als universelle Legosteine hatten sich ja schon die alten Griechen die Atome gedacht – als unveränderliche Bauteile in einer veränderlichen Welt. Und lange Jahrhunderte waren sie auch das einzig Unveränderliche, von dem die Menschheit wusste, bis … – ja, bis die Physiker (wer sonst?) anfingen, Ordnung in die vielgestaltigen Phänomene der naturwissenschaftlichen Welt zu bringen. Zu dem Alphabet der Atome (das allerdings auch erst nach und nach im Detail aufgedeckt wurde) gesellte sich eine Grammatik in Form von Grundprinzipien und Naturgesetzen. Doch es geht den Physikern hier ein wenig wie der Prinzessin auf der Erbse. Mit eleganten Gleichungen können sie sich und die Welt schön einbetten, aber ein paar Dinge pieksen sie doch arg. Denn in den Gleichungen tauchen mysteriöse Zahlen auf, die immer und überall dieselben Werte zu haben scheinen.
In das Dickicht dieser Naturkonstanten wollen die maßstäbe ein wenig hineinlinsen. Es wird von Eseln und Speisekarten ebenso die Rede sein wie von kleinen Orten und großen Zeiträumen. Die berüchtigste aller Zahlen, die 137, wird, ihrer Berühmtheit angemessen, gleich mehrfach die Bühne dieser maßstäbe betreten. Folgen Sie doch einfach der 137 von einem Krankenzimmer in Zürich bis in das Zeitlabor der PTB und machen Sie vielleicht einen kleinen Abstecher zu Quasaren mit. Der Umweg beträgt nur ein paar Milliarden Lichtjahre.
Im Namen der Redaktion wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Blättern und Lesen. Vielleicht stoßen Sie auf die eine oder andere Überraschung, die Sie gerne im Gedächtnis behalten möchten. Ich drücke uns den Daumen.
Ihr Jens Simon