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Das Erdgas-Trio

29.04.2004

Frankreich unterzeichnet das Abkommen zum Erdgas-Kubikmeter – Realisierung des Harmo-nisierten Europäischen Erdgaskubikmeters

Am 4. Mai wird der gigantische Markt der Erdgas-Lieferungen innerhalb Europas um ein gutes Stück einheitlicher: An diesem Tag tritt auch Frankreich einem Abkommen bei, das bereits seit 1999 zwischen Deutschland und den Niederlanden besteht. Damit werden in Zukunft diese drei Staaten exakt dasselbe darunter verstehen, wenn von einem Kubikmeter Hochdruck-Erdgas die Rede ist.

In den letzten 30 Jahren ist Europa mit einem Netz von Pipelines durchzogen worden, in denen ungeheure Mengen Erdgas transportiert werden. Allein Deutschland importiert pro Jahr rund 100 Milliarden Kubikmeter Ergas, entsprechend einem Importwert von 12 Milliarden Euro. Zu den im eigenen Lande verbrauchten Gasmengen kommen noch etwa 200 Milliarden Kubikmeter hinzu, die im Transit in andere europäische Länder wie Frankreich, Spanien und Italien geliefert werden.

Abrechnungsgrundlage ist die Einheit „Kubikmeter Hochdruck-Erdgas“, der mit modernen Messgeräten mit einer Unsicherheit von etwa 0,15 % ermittelt werden kann. Das gilt aber nur innerhalb eines Landes. Wird das Erdgas in ein Nachbarland geliefert, kann die Unsicherheit wachsen, denn in den verschiedenen europäischen Ländern existieren zum Teil höchst unterschiedliche Messverfahren.

Dieses Problem gibt es seit 1999 zwischen Deutschland und den Niederlande nicht mehr. Damals haben die beiden metrologischen Staatsinstitute, die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) und das Nederlands Meetinstituut (NMi), ein Abkommen unterzeichnet, in dem sie ihre Messverfahren gegenseitig anerkennen und daraus – als gewichteten Mittelwert – eine gemeinsame metrologische Einheit bilden. Damit waren die Nachteile der beiden verschiedenen Messmethoden elegant in einen Vorteil umgemünzt worden, indem das Know-how beider Konzepte und die Kompetenzen beider Staatsinstitute zusammengeführt wurden. Die Messungen wurden sicherer und Differenzen von vornherein ausgeschlossen.

Das erfolgreiche Unternehmen geht jetzt in eine neue Runde, wenn der Präsident des französischen Bureau Nationale de Metrologie (BNM) am 4. Mai in Paris das Abkommen ebenfalls unterzeichnet. Damit wird in der Tat ein einheitlicher „Harmonisierter Europäischer Erdgas-kubikmeter“ realisiert, der von den großen metrologischen Staatsinstituten, welche auf diesem

Gebiet arbeiten, metrologisch definiert und gestützt wird. Und nicht zuletzt könnte ein

Zeichen gesetzt werden für weitere Abkommen dieser Art – zum Wohle der Verbraucher in ganz Europa.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. rer. nat. Dr.-Ing. habil. Dietrich Dopheide
PTB-Fachbereich „Gase“
Telefon: (05 31) 592-14 00
E-Mail: dietrich.dopheide(at)ptb.de


Das nationale Normal der Bundesrepublik Deutschland für die Durchflussmessung von Erdgas steht im Ruhrgebiet, in Dorsten, auf einem Werksgelände der Ruhrgas AG, Essen, und trägt den Namen pigsar. Der dort gemessene Erdgas-Kubikmeter repräsentiert die staatlich definierte Bezugsgröße.
Foto (Quelle: Ruhrgas AG):
(Das farbige Foto steht mit 72 dpi im Internet und kann als 300-dpi-Datei bei der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bestellt werden (E-Mail: Erika.Schow(at)ptb.de).