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Durch Erdgas vereint

02.06.1999

Die Erdgasmessung zwischen Deutschland und den Niederlanden wird harmonisiert

Ab heute wissen wir genauer, wieviel ein Kubikmeter Erdgas ist. Die beiden für das Meßwesen zuständigen Staatsinstitute in Deutschland und in den Niederlanden, die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) und das Nederlands Meetinstituut (NMi), unterzeichneten heute einen diesbezüglichen Kooperationsvertrag: PTB und NMi einigen sich darauf, von nun an dasselbe darunter zu verstehen, wenn von einem Kubikmeter Erdgas die Rede ist. Für die Gasgesellschaften wie für den Endverbraucher ist dies ein unschlagbarer Vorteil, denn der nun gültige gemeinsame Referenzwert sichert, daß beidseits der Grenze dasselbe gemessen wird.

Die öffentliche Gaswirtschaft ist ein gigantischer Markt. Allein in Deutschland fließen pro Jahr rund 95 Milliarden Kubikmeter Erdgas durch die Rohrleitungssysteme zu den Endkunden, entsprechend einem Geldwert von etwa 40 Milliarden DM. Doch eben diese Erdgasmessung ist kein einfaches Geschäft. Die besten Prüfstände, die an Hochdruck-Erdgasleitungen die Durchflüsse messen, erreichen ‑ unter optimalen Versuchsbedingungen ‑ eine Meßunsicherheit in der Größenordnung von 0,15%. Angesichts dieser momentan technisch erreichbaren Genauigkeit ist es umso wichtiger, nicht noch eine mögliche Meßunsicherheit beim Passieren einer Landesgrenze zusätzlich in Kauf nehmen zu müssen.

Deutschland und die Niederlande realisieren völlig unterschiedliche Konzepte, um die Erdgasmessungen meßtechnisch zu sichern. Was sich bisher möglicherweise nachteilig auswirken konnte, wird nun in einen Vorteil umgemünzt: Durch den vereinbarten gemeinsamen Referenzwert, der das Know-how beider Konzepte und die Kompetenz beider Staatsinstitute zusammenführt, werden die Messungen sicherer und mögliche Differenzen von vornherein ausgeschlossen.

Mit diesem Vertrag legen sich damit erstmals zwei nationale Staatsinstitute darauf fest, eine gemeinsame metrologische Einheit ‑ in diesem Fall die Einheit „ein Hochdruck-Kubikmeter Erdgas“ ‑ zu realisieren. Konkret bedeutet der Vertrag, daß sich die niederländische und die deutsche Seite auf einen gewichteten Mittelwert ihrer jeweiligen nationalen „Normale“ der Erdgasmessung verständigen. Allerdings ist diese Wichtung nicht für alle Zeiten festgeschrieben: Ein deutsch-niederländisches Expertenteam überwacht und kontrolliert die Güte und Zuverlässigkeit der Messungen auf beiden Seiten der Grenze und kann, mit einstimmigem Beschluß, auch die in einem Anhang des Vertrages festgehaltenen Gewichtungen abändern.

Darüber hinaus enthält der Vertrag deutliche Zukunftsoptionen. PTB und NMi haben in dem Vertrag vereinbart, auch neue Verfahren zur Erdgasmessung zu erforschen. Neben der Weiterentwicklung von konventionellen Verfahren, ist dabei besonders an optische und akustische Methoden gedacht. Und: Jeder, der ein unabhängiges Verfahren zur Hochdruck-Erdgasmessung vorweist, kann der Vereinbarung beitreten. Denn das Ziel ist, möglichst überall dasselbe zu meinen, wenn von einem Kubikmeter Erdgas die Rede ist.

Das nationale Normal der Bundesrepublik Deutschland für die Durchflußmessung von Erdgas steht im Ruhrgebiet, in Dorsten, auf einem Werksgelände der Ruhrgas AG, Essen, und trägt den Namen pigsar. Die Ruhrgas AG und die PTB haben am 12. Mai dieses Jahres einen Vertrag unterzeichnet, mit dem der Ruhrgas-Hochdruckprüfstand pigsar den Status „Nationales Normal“ erhält. Dieser Prüfstand hat die höchste Meßgenauigkeit in Deutschland, und der dort gemessene Erdgas-Kubikmeter repräsentiert künftig die staatlich definierte Basismeßgröße.
(Foto: Ruhrgas AG)

 

 

 

Weitere Informationen:
Priv.-Doz. Dr.rer.nat. Dr.-Ing.-habil D. Dopheide, Tel.: (0531) 592 - 1300
Dipl.-Phys. Gudrun Wendt, Tel.: (0531) 592 - 1332
Fachbereich „Fluidmechanik“

spezielle Informationen zu pigsar:
Ruhrgas AG, Huttropstraße 60, 45117 Essen
Tel.: (0201) 184 - 44 64
Fax: (0201) 184 - 43 51