Neuer Forschungsbau für Messungen rund um Temperatur und Supraleitung
Erster Spatenstich für innovatives Wissenschaftsgebäude der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Berlin-Charlottenburg
Das neue Forschungsgebäude hat einen illustren Namenspatron: Der Physiker Walther Meißner nahm bereits 1927 auf nahezu demselben Areal in der damaligen Physikalisch-Technischen Reichsanstalt ein Tieftemperatur-Laboratorium in Betrieb. In den folgenden Jahren entdeckte er dort neue supraleitende Elemente und erforschte ihr Verhalten. Der Meißner-Ochsenfeld-Effekt ist Physikern bis heute ein Begriff und das Kriterium für den Nachweis von Supraleitung. Meißners Laboratorium wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, aber die Erfolgsgeschichte der PTB auf dem Gebiet der Temperatur- und Supraleitungsmesstechnik setzte sich fort. Seit den 1980er-Jahren werden in ihrem Institut in Berlin sogenannte SQUIDs – supraleitende Quanteninterferenzdetektoren – hergestellt, mit denen man kleinste Magnetfelder messen kann.
Die PTB ist heute auf diesem Gebiet international führend. Dazu trägt auch das kürzlich eröffnete Gerätezentrum mit einer weltweit einmaligen Ausstattung an Messgeräten für biomedizinische und physikalische Messungen bei. Die Forschungstätigkeiten der PTB auf diesem Gebiet umfassen unter anderem metrologische Grundlagenforschung, aber auch die apparative Entwicklung neuer medizinischer Diagnoseverfahren auf der Basis höchstempfindlicher magnetischer Messungen der menschlichen Hirnaktivität, der Anwendung magnetischer Nanopartikel und der magnetischen Kernresonanz bei sehr kleinen Magnetfeldern. Die Weiterentwicklung und Herstellung von SQUIDs mit Hilfe der Supraleiter-Dünnfilmtechnologie und die Forschung rund um die Anwendung dieser Sensoren werden mit dem neuen Walther-Meißner-Bau noch einmal einen kräftigen Schub bekommen.
Auch einem zweiten Forschungsgebiet wird der Neubau einmalige Umgebungsbedingungen bieten: Die PTB verfügt über die besten Kryostaten-Systeme der Thermometrie. Für die überwiegend mittelständisch geprägte deutsche Thermometer-Industrie gewährleistet die PTB damit die Kalibrierung ihrer Produkte über einen sehr weiten Temperaturbereich aus einer Hand.
Die Architektur des neuen Gebäudes fügt sich als eigenständiger zeitgenössischer Bau harmonisch in das denkmalgeschützte historische Ensemble des Campus Charlottenburg der PTB ein. Der neue Walther-Meißner-Bau wird den Campus architektonisch bereichern und fachlich dazu beitragen, dass die PTB auch zukünftig eine führende Rolle in Kryosensorik und Thermometrie einnehmen und die Wünsche von Kunden und Kooperationspartnern aus Industrie und Forschung erfüllen kann.
Fakten zum neuen Gebäude: Die Nutzfläche des Walther-Meißner-Baus wird rund 2880 Quadratmeter betragen, hiervon sind 555 Quadratmeter als Büroflächen für die dort beschäftigten Wissenschaftler, Ingenieure und Techniker vorgesehen. Insgesamt umfasst das Gebäude 30 582 Kubikmeter umbauten Raum. Höchste Anforderungen werden an Schwingungsfreiheit und Temperaturkonstanz der Labore und an die infrastrukturellen Bedingungen in den Reinräumen gestellt. Eine meterdicke Bodenplatte dämpft mechanische Schwingungen, dazu kommt eine hinsichtlich Isolierung und Temperaturregelung maßgeschneiderte Gebäudezonierung. Die Planung erfolgt als Pilotprojekt des Building Information Modeling (BIM) in 3D. Die haushaltsrechtlich genehmigten Gesamtkosten belaufen sich auf rund 37 Millionen Euro. Das Gebäude soll im Jahr 2020 baulich fertiggestellt werden.
Ansprechpartner in der PTB
Dr. Frank Melchert, Leiter der Technisch-wissenschaftlichen Infrastruktur der PTB Berlin, Telefon: (030) 3481-7446, E-Mail: frank.melchert@ptb.de