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Zukunftsforschung zu tiefen Temperaturen und Quantentechnologie

Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) weiht auf ihrem historischen Standort in Berlin den Walther-Meißner-Bau ein

Presseinformation
13.04.2022

Hier trifft Zukunft auf Geschichte und hier trifft Tieftemperatur- auf Quantenphysik. Walther Meißner, ein Pionier der Tieftemperaturforschung, promovierte, bevor er in die Physikalisch-Technische Reichsanstalt eintrat, im Jahr 1907 bei Max Planck, dem Pionier der Quantenphysik. Beide Forschungsgebiete erfuhren in der PTR entscheidende Impulse, und beide werden auf dem historischen Gelände in die Zukunft geführt: im neuen Walther-Meißner-Bau als Berliner Dependance des Quantentechnologiezentrums der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB). Nach sechs Jahren Bauzeit wird der hochkomplexe Neubau vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) an die PTB übergeben. Die nicht minder komplexen Anlagen der PTB zur Quanten- und Kryosensorik, zur Kryo- und Primärthermometrie sowie zur photonischen Druckmessung werden dort in den kommenden Monaten aufgebaut und in Betrieb genommen. Der Entwurf für den Neubau stammt von Rohdecan Architekten aus Dresden, die aus einem vom BBR ausgelobten Architektenwettbewerb siegreich hervorgingen. Zur Einweihung am Freitag, den 22. April um 11 Uhr sind interessierte Journalistinnen und Journalisten herzlich eingeladen.

Der neue Walther-Meißner-Bau der PTB am Institut Berlin in Charlottenburg (Foto: Jörn Beyer, PTB)

(Foto: J. Struyken)

(Foto: H. Körner)

Die Entwicklung, Herstellung und Anwendung von höchstempfindlichen supraleitenden Quanteninterferometern (SQUIDs) bilden den Kern der Arbeiten im Walther-Meißner-Bau. SQUID-Sensoren dienen der Messung kleinster Magnetfelder und elektrischer Ströme und werden bei sehr tiefen Temperaturen betrieben, die fast am absoluten Temperatur-Nullpunkt liegen. Die Spitzenforschung der PTB auf dem Gebiet der SQUID-Messtechnik und der Kryothermometrie bekommt somit jetzt ein adäquates Zuhause auf historischen Fundamenten.

Um die präzisen Messungen an der PTR zur Licht- und Wärmestrahlung von (Hohlraum-)Körpern in Abhängigkeit von ihrer Temperatur beschreiben zu können, musste Max Planck im Jahr 1900 die Quantenhypothese postulieren und veränderte die Welt. Seit dieser Zeit treiben Quantenphänomene die technologische Entwicklung, vom Computer-Chip bis zur Solarzelle, von der Magnetresonanztomografie bis zur Supraleitung und den SQUIDs. In seinem Tieftemperaturlaboratorium, das er 1927 an der PTR in Betrieb nahm, gelangen Walther Meißner bahnbrechende Beiträge zu Nachweis, Erklärung und Anwendungen der Supraleiter.

Im neuen Walther-Meißner-Bau wird die PTB in enger Zusammenarbeit mit ihren Technologietransferpartnern Magnicon GmbH und Entropy GmbH ein modernes Applikationslabor für Quantentechnologie-Anwendungen entwickeln, verbunden mit dem Ausbau der bestehenden Netzwerke, insbesondere mit den Berliner Universitäten, der Europäischen Metrologie-Partnerschaft sowie den metrologischen Staatsinstituten in den USA (NIST) und Japan (AIST). Die Anwendungen beziehen sich im Wesentlichen auf Präzisionsmesstechnik für viele Bereiche der Metrologie und Abteilungen der PTB, von biomagnetischen Messverfahren über die Realisierung elektrischer und photonischer Quantennormale, die Radionuklidspektrometrie, Verfahren der Wasserstoff- und allgemeinen Gas- und Vakuummetrologie bis hin zu neuen primären Verfahren der Temperaturmessung wie der Rauschthermometrie.

Einem Vorschlag folgend, den Max Planck schon vor über hundert Jahren unterbreitet hatte, wird seit 2019 das Internationale Einheitensystem SI durch die Festlegung von Naturkonstanten definiert. Mit Primärthermometrie lässt sich die Basiseinheit Kelvin in Zukunft direkt darstellen, und mit der neu entwickelten Rauschthermometrie hat man eine sehr praktische Temperaturmessung, die im Walther-Meißner-Bau weiterentwickelt und mittels Quantennormalen kalibriert wird.

Die architektonische Gestaltung des Neubaus fügt sich bei aller aktueller Eigenständigkeit in das denkmalgeschützte historische Ensemble des Campus Charlottenburg der PTB ein. Auf seinen insgesamt 2880 m2 Nutzfläche beherbergt der Walther-Meißner-Bau unter anderem Labor-, Mess- und Reinräume. Sie erfüllen höchste Anforderungen hinsichtlich Schwingungsfreiheit und Temperaturkonstanz sowie an die infrastrukturellen Bedingungen in den Reinräumen der Klassen 8, 6 und 4. Ein Teil der im Gebäude enthaltenen 555 m2 Büroflächen soll im Rahmen des Technologietransfers der PTB zur Beratung und zum Anwendertraining für industrielle und wissenschaftliche Kooperationspartner genutzt werden.

Ansprechpartner

Dr. Frank Melchert, Leiter der Technisch-wissenschaftlichen Infrastruktur Berlin der PTB (IB.T), Telefon: (030) 3481-7446, E-Mail: frank.melchert(at)ptb.de

 

 

Einweihung des Walther-Meißner-Baus

am Freitag, 22. April 2022 11.00 bis 12.30 Uhr

PTB Institut Berlin, Abbestraße, Ecke Fraunhoferstraße, 10587 Berlin, vor dem Walther-Meißner-Bau

  

Programm

11.00 Uhr Begrüßung und Grußworte:

  • Prof. Dr. Tobias Schäffter, Leiter des Instituts Berlin der PTB
  • Videobotschaft von Dr. Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz
  • Petra Wesseler, Präsidentin des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung
  • Prof. Dr. Dr. h. c. Joachim Ullrich, Präsident der PTB
  • Prof. Dr. Mathias Richter, Leiter der Abt. 7 Temperatur und Synchronstrahlung der PTB
  • Prof. Dr. Tobias Schäffter, Leiter des Instituts Berlin der PTB

11.30 Uhr Einweihungsakt mit Sektempfang, Imbiss und Besichtigung des Walther-Meißner-Baus

 

Wenn Sie als Journalist/in an der Veranstaltung teilnehmen möchten, melden Sie sich bitte per E-Mail an: presse@ptb.de

 

CORONA-VORSORGE:

Bitte bringen Sie zur Veranstaltung einen tagesaktuellen, negativen Corona-Selbsttest mit (unabhängig von Ihrem Impfstatus) und tragen Sie auf der Veranstaltung eine FFP2-Maske!

 

Ansprechpartner, auch vor Ort

Dr. Dr. Jens Simon, Pressesprecher der PTB, Telefon (0531)592-3005, jens.simon@ptb.de