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PTB betreibt internationales, Blockchain-basiertes E-Voting Forschungsnetzwerk

07.06.2022

Wählen ist die Grundlage einer demokratischen Gesellschaft. Digitale Wahlsysteme ermöglichen es Bürgern demokratische Entscheidungen zu treffen, selbst wenn der Gang zur Wahlurne auf Grund von gesellschaftspolitischen Herausforderungen (z. B. der COVID-19-Pandemie, Naturkatastrophen, Krieg, etc.) nicht möglich ist. Eine Lösung für diese Herausforderungen ist die elektronische Stimmabgabe (E-Voting). An der PTB wurde dazu ein Ansatz entwickelt, der auf der Blockchain-Technologie beruht und es erlaubt, die abgegebene Stimme bis zum Ende der Wahl noch zu ändern. Dabei bleibt die Stimmabgabe vollständig anonym und das Wahlergebnis transparent. 

Die PTB ist seit 1999 nach Bundeswahlgeräteverordnung (BWahlGV) mit der Bauartzulassungen von Wahlgeräten beauftragt. Um elektronische Wahlen in Sondersituationen zu ermöglichen wurde 2020 während der COVID-19-Pandemie das Bundeswahlgesetz angepasst. Auf dieser Grundlage hat die PTB ein internationales E-Voting Forschungsnetzwerk ins Leben gerufen. Dieses besteht mittlerweile aus mehreren, bei Nationalen Metrologie Instituten stationierten Servern. Zwei Server stehen beim INMETRO in Brasilien, einer in Japan beim NMIJ, einer beim CMI in Tschechien und einer bei der PTB in Berlin. 

Zusammen mit diesen internationalen Metrologieinstituten wurde ein Blockchain-basierter Ansatz für das E-Voting entwickelt (D. Peters, F. Thiel; E-Voting: I changed my mind, now what ?, Future Technologies Conference 2022). Jeder Wähler erhält dabei einen Token, der einmalig und zufällig generiert wird. Mit Hilfe dieser Token können die Wähler ihre Stimmen noch bis zum Ablauf der Wahl beliebig oft verändern, ohne ihre Anonymität aufzugeben. Die Wähler leisten auch einen aktiven Beitrag zur Anonymisierung der Wahl. Jeder Wähler bekommt dazu eine Anzahl an elektronischen Wahlzetteln und vermischt diese dann mit Hilfe sogenannter Mix-Networks. Dadurch kann sichergestellt werden, dass Wahlzettel nicht zu dem ursprünglichen Wähler zurückverfolgt werden können. Am Ende der Wahl sind die Wahlzettel für jeden einsehbar und unveränderbar. Damit kann jeder Wähler transparent nachprüfen, dass seine Stimme gezählt wurde und damit sicher gehen, dass das Wahlergebnis nicht manipuliert wurde. 

Ein zusätzlicher wichtiger Vorteil der Token ist, dass die Wähler ihre Stimmen noch bis zum Ablauf der Wahl beliebig oft verändern können, ohne ihre Anonymität aufzugeben. Die Implementierung befindet sich in einem experimentellen Stadium. Das Verfahren wurde von der PTB zum Patent angemeldet. 

(D. Peters, FB 8.5, daniel.peters(at)ptb.de)