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Eingebettete metrologische Systeme

Arbeitsgruppe 8.52

Profil

Die Arbeitsgruppe konzentriert sich auf Forschungsarbeiten im Bereich der IT-Sicherheit für eingebettete metrologische Systeme und unterstützt die Arbeitsgruppen des Fachbereichs mit gesetzlichem Auftrag.

Dabei werden insbesondere Forschungsthemen anhand wirtschaftlich relevanter technologischer Entwicklungen identifiziert, wobei eine Fokussierung auf Basistechnologien gelegt wird, die Treiber ganzer Technologiefelder sind.

Eine Hauptaufgabe ist die Entwicklung und Anwendung der dafür notwendigen Testumgebung sowie deren kontinuierliche Weiterentwicklung und Pflege.


Weitere Aufgaben sind:

  • Unterstützung der Gruppe 9.3 (Internationale Zusammenarbeit),
  • Vertretung der PTB in DIN-Gremien (Software Engineering),
  • Entwickeln von Referenzarchitekturen im Rahmen des Technologietransfers der Mittelstandsförderung.

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Forschung/Entwicklung

Referenzarchitektur für sichere eingebettete Systeme im gesetzlichen Messwesen

 

Nutzung von Mikrokernen zur Kapselung von Software-Modulen

 

Messgeräte nutzen oft große Standard-Betriebssysteme als Softwarefundament, welche die Softwareprüfung  erschweren, weil sie zahlreiche „Bugs“ enthalten.

Eine in der PTB entwickelte neue Software-Referenzarchitektur nutzt die Vorteile der Standard-Betriebssysteme, etwa die höhere Funktionalität, eine bekannte Benutzeroberfläche und lauffähige Treiber, gewährleistet aber dennoch Sicherheit aufgrund von Kapselung und Modularisierung des Systems.

Diese konfigurierbare Software-Referenzarchitektur baut auf einem Mikrokernel auf.

Der Mikrokernel ist die Software, die auf unterster Ebene die eigentlichen Betriebssysteme in Module, sogenannte virtuelle Maschinen (VM), kapselt.

Die Betriebssysteme können weiterhin ihre üblichen Programme und Treiber laden, jedoch nur über den Mikrokernel miteinander kommunizieren und auf Hardware zugreifen.

Die Systemarchitektur basiert auf einem modularen Design, bei dem die einzelnen VMs Forderungen der Messgeräte-Richtlinie der Europäischen Union (MID) und des WELMEC 7.2 Software Guides berücksichtigen.

Diese sind in der Abbildung zu sehen und wie folgt: Anzeigen von Daten (Secure GUI), Schutz von Daten (Key & Signature Manager), Speichern von Daten (Storage Manager), Ausführen von Downloads (Download Manager), Übertragung von Daten (Connection Manager) und Datenempfang (Communication Monitor).

So wird eine gesetzeskonforme Architektur  gewährleistet, die alle messrechtlich relevanten Funktionen überwachbar und sicher durchführt.

Außerdem wird in der Architektur rechtlich nicht relevante Software (N) von rechtlich relevanter Software (L) getrennt.

Alle Berechnungen, die unter die gesetzliche Kontrolle fallen, werden in der L-VM durchgeführt, alle anderen in der N-VM.

Diese strikte Trennung gewährleistet, dass rechtlich relevante Software nicht beeinflusst wird.

 

 

Abb.: Kommunikation der einzelnen Module innerhalb der Systemarchitektur

 

Das Projekt wird in Kooperation mit der Technischen Universität Berlin fortgeführt, welche einen neuen Mikrokernel entwickelt, der mathematisch formell verifiziert werden soll, um typische Betriebssystemfehler auszuschließen.

Dies ist für Messgeräte wichtig, die gerichtlich ihre Korrektheit beweisen müssen (z.B. Verkehrsmessgeräte).

Auf diesem Mikrokernel wurde das vorgeschlagene Rahmenwerk für einen Demonstrator implementiert.

Dies ist zum Einen ein Medizinprodukt und zum Anderen ein Verkehrsmessgerät.

 

Ansprechpartner

 

 

   Dr. Ing. Daniel Peters

   Fachbereich 8.5 Metrologische Informationstechnik

   Telefon: (030) 3481-7916

   E-Mail: daniel.peters@ptb.de

 

 

Wissenschaftliche Veröffentlichungen

 

Dr. Daniel Peters: Publications

Publications

  1. Public-Key Infrastructure for Smart Meters using Blockchains; Melo, Wilson; Machado, Rafael; Peters, Daniel; Moni, Mahbuba; IEEE International Workshop on Metrology for Industry 4.0 and IoT, 2020; conference
  2. Software security frameworks and rules for measuring instruments under legal control; Peters, Daniel; Scholz, Patrick; Thiel, Florian; Nordholz, Jan; Seifert, Jean-Pierre; 9th International Scientific Conference Security and Protection of Information, Brno, June 2017; conference
  3. A secure system architecture for measuring instruments under legal control; Peters, Daniel; Institut für Softwaretechnik und Theoretische Informatik, Publications, June 2017; PhD thesis Sichere Architekturen für eingebettete Systeme im gesetzlichen Messwesen; Peters, Daniel; PTB-Mitteilungen 2016; journal
  4. A secure system architecture for measuring instruments in legal metrology; Peters, Daniel; Peter, Michael; Seifert, Jean-Pierre; Thiel, Florian; Computers 2015; journal
  5. A practical succinct data-structure for tree-like graphs; Fischer, J.; Peters, Daniel; WALCOM: algorithms and computation: 9th international workshop, WALCOM, Dhaka, Bangladesh, February 26 - 28, 2015; proceedings; (Lecture Notes in Computer Science: 8973); conference

Blockchain

Blockchain

 

Softwaregesteuerte Messgeräte (wie Smart Meter) verwenden moderne Technologien, die kompliziert sein können und in allen Ländern einige Sicherheitsprobleme aufwerfen. 

Der weitverbreitete Einsatz von Smart Metern in komplexen Situationen macht diese Herausforderungen noch bedeutsamer.

Wir schlagen eine Public-Key-Infrastruktur (PKI) auf Basis der Blockchain-Technologie vor und beschreiben, wie sie angepasst werden kann, um spezifische Schwierigkeiten beim Schutz intelligenter Zähler zu bewältigen. 

Die digitale Signatur ist einer der Hauptzwecke der Public-Key-Kryptographie. 

Die Ergebnisse zeigen die Effektivität unserer Strategie und bieten einen starken Rahmen für die Verwaltung digitaler Zertifikate.

Ein Blockchain-Netzwerk erfordert eine Reihe von Peers oder Maschinen, die von den verschiedenen Organisationen bereitgestellt werden, die es integrieren. 

Daher verstärken wir die Forschung für Systeme, die mehrere Hosts verwenden, indem wir mehrere nationale Metrologie Institute (National Metrology Institutes NMIs) mit dem Blockchain-Netzwerk verbinden.

Wir versuchen, einen einzelnen Fehlerpunkt (a single point of failure) zu eliminieren und die Anzahl der Hosts im Netzwerk zu erhöhen. 

Peer-Knoten (Peer nodes) erhöhen die Transaktionsrate und verringern gleichzeitig die Abhängigkeit von einem einzelnen Peer-Knoten (Peer nodes).

Die Transaktionsrate des Blockchain-Netzwerks wird zweifellos mit mehr Endorser-Peers erhöht, wodurch Transaktionen von vielen NMI-Servern gleichzeitig verarbeitet werden können. 

Unsere Analyse, wie andere NMIs in dieses Blockchain-Netzwerk einbezogen werden können, wird durch die Ergebnisse des Inter-NMI-Blockchain-Netzwerks und der zugrunde liegenden Messprozesse angeregt. 

Wir haben unser Inter-NMI-Blockchain-Netzwerk und unseren Vorschlag als Smart Contract unter Verwendung der Hyperledger Fabric-Plattform implementiert. 

Derzeit integriert die Implementierung Server und Knoten von: 

  • Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB), Germany 
  • Czech Metrology Institute (CMI), Czech Republic 
  • National Institute of Metrology, Standardization, and Industrial Quality (INMETRO), Brazil 
  • National Metrology Institute of Japan (NMIJ), Japan 
  • National Metrology Institute of Malaysia (NMIM), Malaysia 

 

Wir richten das Blockchain-Netzwerk ein und geben Vorgaben zur Verwaltung des späteren Wachstums unseres Inter-NMI-Netzwerks.
 

 

Abbildung: Inter-NMI Network

 

Ansprechpartner 

Mahbuba Moni 

Fachbereich 8.5 Metrologische Informationstechnik 

8.52 (Embedded Metrological Systems)

Telefon: (030) 3481-7066 

E-Mail: mahbuba.moni(at)ptb.de

 

 

 

Wissenschaftliche Veröffentlichungen

  1. K. Shirono, N. Takegawa, M. Moni, D. Peters. Design of the digitalized conformity assessment for laboratory activities in individual certifications. M4Dconf2022 First International IMEKO TC6 Conference on Metrology and Digital Transformation, Berlin, 19-21, September 2022, Germany. 
  2. When Measurements Meet Blockchain: On Behalf of an Inter-NMI Network; Moni, Mahbuba; Melo, Wilson; Peters, Daniel; Machado, Rafael; Sensors 2021; journal
  3. Public-Key Infrastructure for Smart Meters using Blockchains; Melo, Wilson; Machado, Rafael; Peters, Daniel; Moni, Mahbuba; IEEE International Workshop on Metrology for Industry 4.0 and IoT, 2020; conference
  4. Security for Distributed Smart Meter: Blockchain-based Approach, Ensuring Privacy by Functional Encryption; Yurchenko, Artem; Moni, Mahbuba; Peters, Daniel; Nordholz, Jan; Thiel, Florian; 10th International Conference on Cloud Computing and Services Science; 2020; Conference

 

 

 

 

Sichere und Datensparsame Lösungen zur Datenauswertung auf bedingt vertrauenswürdigen Systemen

Sichere und Datensparsame Lösungen zur Datenauswertung auf bedingt vertrauenswürdigen Systemen

 

Die Digitalisierung und zunehmende Vernetzung finden auch in der Metrologie zunehmend Einzug.

Doch neben zahlreichen Vorteilen gehen die modernen Technologien mit neuen Herausforderungen, insbesondere im Bereich des Datenschutzes, einher. 

Während die klassischen Verschlüsselungsverfahren den Transport und die Speicherung der Daten ausreichend absichern, bedarf es innovativer Lösungen, um auch Datenverarbeitung an verschlüsselten Daten realisieren zu können.  

So ermöglicht zum Beispiel die homomorphe Verschlüsselung eine sichere Datenauswertung in bedingt vertrauenswürdigen Systemen. 

Eine solche Lösung ist besonders im Kontext verteilter Messgeräte interessant.

Mithilfe der funktionalen Verschlüsselung kann eine gewichtete Akkumulation von Messwerten ohne Preisgabe einzelner Datensätze realisiert werden. 

Insbesondere Smart Meter könnten von einer solchen Lösung profitieren.

Auch ein entfernter Abgleich bestimmter Systemparameter, wie zum Beispiel das Vorhandensein einer bestimmten Softwareversion lässt sich mithilfe von kryptografischen Methoden sicher und datensparsam realisieren. 

So ermöglichen die Zero Knowledge Proof-Verfahren einen Vergleich zweier Werte durchzuführen, ohne den konkreten Wert preisgeben zu müssen.

Viele der genannten Verfahren sind noch relativ neu und demnach ist es besonders wichtig bereits heute die Anwendung dieser Verfahren zu erproben, um für zukünftige Herausforderungen in der Metrologie gewappnet zu sein.

Ansprechpartner 

Artem Yurchenko

Fachbereich 8.5 Metrologische Informationstechnik 

8.52 (Embedded Metrological Systems)

Telefon: (030) 3481-7015 

E-Mail: artem.yurchenko(at)ptb.de

 

Weitere Ansprechpartner 

Robert Stojic

Fachbereich 8.5 Metrologische Informationstechnik 

8.52 (Embedded Metrological Systems)

Telefon: (030) 3481-7211 

E-Mail: robert.stojic(at)ptb.de

 

Dr. Ing. Daniel Peters 

Fachbereich 8.5 Metrologische Informationstechnik 

Telefon: (030) 3481-7916 

E-Mail: daniel.peters(at)ptb.de

 

Wissenschaftliche Veröffentlichungen

  1. NORDHOLZ, J., M. DOHLUS, J. GRÄFLICH, A. KAMMEYER, M. NISCHWITZ, J. WETZLICH, A. YURCHENKO und F. THIEL, 2021. Evolution of the European Metrology Cloud. In: OIML Bulletin. LXII(3), 27-34. ISSN 0473-2812. 
  2. YURCHENKO, A., M. MONI, D. PETERS, J. NORDHOLZ und F. THIEL, 2020. Security for distributed smart meter: blockchain-based approach, ensuring privacy by functional encryption. In: Proceedings of the 10th International Conference on Cloud Computing and Services Science - CLOSER 2020. SCITEPRESS. 292-301. ISBN 978-989-758-424-4. 
  3. DOHLUS, M., M. NISCHWITZ, A. YURCHENKO, R. MEYER, J. WETZLICH und F. THIEL, 2020. Designing the European Metrology Cloud. In: OIML Bulletin. 61(1), 8-17. ISSN 0473-2812.
  4. PETERS, D., A. YURCHENKO, W. MELO, K. SHIRONO, T. USADA, J. SEIFERT und F. THIEL, 2020. IT security for measuring instruments: confidential checking of software functionality. In: Advances in Information and Communication - Proceedings of the 2020 Future of Information and Communication Conference (FICC). Cham: Springer. 701-720. Advances in Intelligent Systems and Computing. 1129. ISBN 978-3-030-39444-8. 
  5. OPPERMANN, A., F. GRASSO TORO, A. YURCHENKO und J. SEIFERT, 2018. Secure cloud computing: communication protocol for multithreaded fully homomorphic encryption for remote data processing. In: Proceedings 15th IEEE International Symposium on Parallel and Distributed Processing with Applications and 16th IEEE International Conference on Ubiquitous Computing and Communications (ISPA/IUCC 2017). New York, NY: IEEE. 503-510. ISBN 978-0-7695-6329-5. 
  6. OPPERMANN, A., A. YURCHENKO und M. ESCHE, 2017. Secure cloud computing: multithreaded fully homomorphic encryption for legal metrology. In: TRAORE, I., I. WOUNGANG und A. AWAD, Hrsg. Intelligent, Secure, and Dependable Systems in Distributed and Cloud Environments : First International Conference, ISDDC 2017, Vancouver, BC, Canada, October 26-28, 2017, Proceedings. Cham: Springer. 35-54. Lecture Notes in Computer Science (LNCS). 10618. ISBN 978-3-319-69154-1.  

     

 

 

 

Technologietransfer

 

Netzsicherheit für kommunikative Medizinprodukte (NetMed)

Das TransMeT-Kooperationsprojekt mit der Xiralite GmbH startete im April 2017 und entwickelt noch bis März 2020 für das gleichnamige, netzangebundene Medizinprodukt Xiralite® eine neuartige, sichere Systemsoftwarearchitektur.

Die Xiralite GmbH ist Markt- und Innovationsführer für optische Bildgebung in der Rheumatologie und erschuf mit dem Xiralite® X5 ein Fluoreszenzkamerasystem, dass Mikrozirkulation in Händen darstellt, um Entzündungsherde zu erkennen.

Dazu wird bei einer Untersuchung der Fluoreszenzfarbstoff Indocyaningrün inkorporiert, der für Mikrozirkulationsdiagnostik in Europa zugelassen ist.

Die Diagnosesoftware XiraView® steuert dabei die Untersuchung und assistiert bei der anschließenden Auswertung.

 

 

Basis des neuen Softwarekonzepts stellt eine im Fachbereich 8.5 erforschte und erprobte Softwarereferenzarchitektur, die Separations- bzw. Mikrokerne und Virtualisierungstechniken verwendet.

Um diese für dieses spezielle medizinische Gerät anzupassen und weiterzuentwickeln wurden zu Beginn die ebenfalls im Fachbereich 8.5 entwickelten Risikoanalyseverfahren verwendet und zusammen mit dem MPG, dem BDSG, diverser DIN und Empfehlungen der FDA, neue Schutzziele, Bedrohungen und konkrete Angriffsvektoren im medizinischen Bereich identifiziert.

Anhand der Sicherheitsanalyse für das Xiralite® X5 wurde ein Softwaresystem mit geringerer aber ausreichender Sicherheit gegenüber der Mikrokernreferenzarchitektur gewählt, die für den späteren Gebrauch die Handhabung und Nutzerfreundlichkeit beachtet.

Durch die Entwicklungen soll auch eine spätere Expansion des Geräts in den US-amerikanischen Markt begünstigt werden.

Grundlage der Softwareimplementierung stellt ein funktionsarmes, und damit weniger fehleranfälliges Linux Ubuntu inklusive aktuellster Sicherheitsupdates.

Als Hypervisor zur Etablierung, Steuerung und Überwachung zweier Virtueller Maschinen wird Xen eingesetzt.

Eine virtuelle Maschine ist dabei für gesetzliche relevante Zwecke wie u.a. die Diagnosesoftware XiraView® bereitgestellt und eine Andere für gesetzlich nichtrelevante Zwecke um darin enthaltende Software ohne Re-Zertifizierung updaten zu können.

Zusätzlich wird im Innern der gesetzlich relevanten virtuellen Maschine durch Restriktionen, Richtlinien und Rechteverwaltung auf Betriebssystemebene eine intrinsische Softwaresicherheit etabliert.

Durch UEFI wird Secure Boot genutzt, dass beim Start des Systems eine signierte und authentifizierte, gesicherte Bootreihenfolge bis zum Start der virtuellen Maschinen gewährleistet.

Durch zwei 1 TB Festplatten, die zu einem RAID 1, Spiegelung der Festplatten, organisiert sind, wird eine hohe Resilienz der Systemdaten und damit der späteren Patientendaten als schützenswertes Gut erreicht.

Ein gesicherter Zugang von Extern dient als Wartungszugang und in einer restriktiveren Variante mit eingeschränkten Rechten auch als Remotesitzung für spätere Schulungen des medizinischen Personals und als Ferndiagnoseunterstützungsleistungen für Ärzte.

Neue Methode zur Validierung von Messalgorithmen. Update ohne Rezertifizierung

Problembeschreibung

Die voranschreitende Vernetzung von Messgeräten birgt nicht nur zahlreiche Vorteile, sondern auch Risiken.

Während die unerlaubte Softwaremodifikation bei den Geräten ohne Netzwerkverbindung bisher einen Siegelbruch voraussetzte, ist dies bei den netzwerkgebundenen Geräten oft nicht der Fall.

Das Vorhandensein eines potentiell ausnutzbaren Programmierfehlers (englisch: exploit) ist bereits ausreichend.

Angesichts der zunehmenden Komplexität der Messgeräte steigt auch die Wahrscheinlichkeit für das Vorhandensein eines solchen Fehlers.

Ähnlich dem physischen Siegel, der die Unversehrtheit der Hardware bestätigt, stellt deshalb die Prüfsumme über die Softwarekomponenten ein Integritäts- und Authentizitätsmerkmal dar.

Der Abgleich einer Prüfsumme mit dem erwarteten Wert ermöglicht damit die Erkennung einer persistenten Softwareveränderung, viele Manipulationen erfolgen jedoch im flüchtigen Speicher (RAM) und können somit über den Prüfsummenabgleich nicht detektiert werden.

Zudem stellt die Routine zur Prüfsummenberechnung selbst einen Angriffspunkt dar, deren Manipulation zum Verstecken der unerlaubten Veränderungen des persistenten Speichers genutzt werden können.

Diese Beispiele zeigen, dass die Prüfsummenverfahren nur einen geringen Schutz gegen mögliche vom Hersteller unerwünschte Softwaremanipulationen bei den netzwerkgebundenen Geräten bieten.

Ein weiteres Problem stellen die vom Hersteller erwünschten Softwaremanipulationen dar, zu denen Updates zählen, denn selbst die kleinste Veränderung am persistenten Speicher zu einer Veränderung der Prüfsumme führen.

Da die Prüfsumme keine Aussage über die Art der Softwareveränderung ermöglicht, zieht ein Software-Update in der Regel einen Rezertifizierungsprozess nach sich.

Einen möglichen Lösungsansatz stellt die Softwareseparation dar, deren Kerngedanke die Trennung der Software in einen gesetzlich relevanten und einen nicht gesetzlich relevanten Teil umfasst.

Damit ist es zwar möglich die Updates des nicht gesetzlich relevanten Teils ohne Rezertifizierung zuzulassen, jedoch stellen die technischen Voraussetzungen einer solchen Separation besonders für kleinere Messgeräte eine große Hürde dar.

Deshalb betreibt die PTB Forschungsarbeiten zur Entwicklung alternativer Methoden zur Softwarevalidierung, welche Updates ohne Rezertifizierung ermöglichen würden.

Der hier vorgestellte Ansatz basiert auf einer logischen Separation der Messsoftware in Kern- und Hilfsalgorithmen. Zu den Kernalgorithmen zählen die Methoden, welche direkt an der Verarbeitung der rohen Messdaten zu einem Messergebnis beteiligt sind.

 

Lösungsansatz

Im ersten Schritt wird eine Meta-Beschreibung des Kernalgorithmus erzeugt, auf deren Basis im nächsten Schritt die Konstruktion eines mathematischen Beweises (proof) erfolgt.

Der Beweis beinhaltet die vollständige logische Beschreibung des Kernalgorithmus ohne Bezug zu einer konkreten Implementierung.

Wird die Software zum Beispiel umschrieben, ohne die Logik des Kernalgorithmus zu verändern, so behält der Beweis weiterhin seine Gültigkeit.

Der Beweis selbst ist zusätzlich durch kryptographische Methoden gesichert und kann nicht zur Rekonstruktion des Kernalgorithmus missbraucht werden.

Die Anwendung eines Beweises in Verbindung mit den rohen Sensordaten und dem vom Messgerät angezeigten Ergebnis führt zu einer binären Aussage, ob die Transformation der rohen Messdaten zum Messergebnis strikt den Regeln des Kernalgorithmus folgt.

Der große Vorteil eines solchen Verfahrens gegenüber den Prüfsummen liegt in seiner dynamischen Natur, so kann der Beweis zur Validierung jeder einzelnen Messung herangezogen werden.

Der zweite und der wichtigste Vorteil ist, dass durch die Anwendung von Beweisen Softwareupdates ohne Rezertifizierung möglich werden und die Sicherheit der netzwerkgebundenen Systeme somit erheblich verbessert wird.

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Dienstleistungen

Wir beraten Hersteller, Behörden der Markt- und Verwendungsüberwachung und alle Fachbereiche der PTB, die auf die Prüfung der physikalischen Eigenschaften solcher Messgeräte spezialisiert sind. 

Auf diese Weise werden Technologielücken geschlossen und Innovationshemmnisse abgebaut.

Softwareprüfung (DIN EN 12830):

Die Arbeitsgruppe befasst sich mit der Erstellung des Softwareprüfberichts nach DIN EN 12830 zur Überprüfung der Eignung der Temperatur-Recorder-Software im Rahmen von Prüfprozessen im gesetzlichen Messwesen.

Die Norm DIN EN 12830 legt die technischen und funktionellen Eigenschaften von Temperaturerfassungsgeräten für den Transport, die Lagerung und den Vertrieb von temperaturempfindlichen Gütern fest. Basierend auf dieser Norm erstellt die Arbeitsgruppe die Prüfberichte, indem sie die Verbesserung der Softwaredokumentation des Herstellers bewertet und konsultiert.

Daher sind die Prüfverfahren zur Überprüfung der Eignung der Software in Abhängigkeit von der Konstruktionsdokumentation des Temperatur-Recorders und der Benutzerdokumentation des Herstellers.

Die detaillierte checklistenbasierte Dokumentationsprüfung umfasst eine Reihe von Schritten – die Software-Identifikation dient hier zur Überprüfung der Authentizität der gespeicherten Messdaten.

Absicherung von Windows-Systemen nach Anforderungen des Welmec 7.2

Die Arbeitsgruppe 8.52 bietet unterstützende Beratung für die Hersteller von Windows-basierten Messgeräten bei den Fragen rund um die Anforderungen des Welmec 7.2 Softwareguide an.

Darüber hinaus verfügt die Arbeitsgruppe über eine eigenentwickelte und ständig erweiterte Referenzimplementierung einer rechte- und regelbasierten Sicherheitsarchitektur.

Diese kann unter Berücksichtigung der kundenspezifischen Anforderungen als Basis für neue Produkte, welche den Anforderungen des Welmec 7.2 genügen sollen, verwendet werden.

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Informationen

Wissenschaftliche Veröffentlichungen

Patents (German):

  1. Verfahren und System zur anonymen Übertragung von digitalen Daten; Peters, Daniel; accepted 08.12.2022; Aktenzeichen 102021129979.9
  2. Peters D., Thiel F., et. al., Verfahren und Computerprogramm zur Überprüfung der Dateisystemintegrität sowie Datenverarbeitungseinrichtung hierzu., DE 20 16 06 07 14213900 DE, (2016)

 
Publications
 

  1. e-Voting: I Changed My Mind, Now What?; Peters, Daniel; Thiel, Florian; FTC 2022; conference, October 2022 
  2. K. Shirono, N. Takegawa, M. Moni, D. Peters. Design of the digitalized conformity assessment for laboratory activities in individual certifications. M4Dconf2022 First International IMEKO TC6 Conference on Metrology and Digital Transformation, Berlin, 19-21, September 2022, Germany.
  3. NORDHOLZ, J., M. DOHLUS, J. GRÄFLICH, A. KAMMEYER, M. NISCHWITZ, J. WETZLICH, A. YURCHENKO und F. THIEL, 2021. Evolution of the European Metrology Cloud. In: OIML Bulletin. LXII(3), 27-34. ISSN 0473-2812.
  4. High Level Software Separation: Experience Report for e-Health and Legal Metrology; Scholz, Patrick; Peters, Daniel; Berger, Jörn; Thiel, Florian; FICC 2021; conference 
  5. When Measurements Meet Blockchain: On Behalf of an Inter-NMI Network; Moni, Mahbuba; Melo, Wilson; Peters, Daniel; Machado, Rafael; Sensors 2021; journal 

Fortsetzung

  1. Public-Key Infrastructure for Smart Meters using Blockchains; Melo, Wilson; Machado, Rafael; Peters, Daniel; Moni, Mahbuba; IEEE International Workshop on Metrology for Industry 4.0 and IoT, 2020; conference
  2. Security for Distributed Smart Meter: Blockchain-based Approach, Ensuring Privacy by Functional Encryption; Yurchenko, Artem; Moni, Mahbuba; Peters, Daniel; Nordholz, Jan; Thiel, Florian; 10th International Conference on Cloud Computing and Services Science; 2020; Conference 
  3. DOHLUS, M., M. NISCHWITZ, A. YURCHENKO, R. MEYER, J. WETZLICH und F. THIEL, 2020. Designing the European Metrology Cloud. In: OIML Bulletin. 61(1), 8-17. ISSN 0473-2812
  4. IT Security for Measuring Instruments: Confidential Checking of Software Functionality; Peters, Daniel; Yurchenko, Artem; Melo, Wilson, Shirono Katsuhiro; Usuda, Takashi; Seifert, Jean-Pierre; Thiel, Florian; FICC 2020; conference
  5. Blockchain applications for legal metrology; Peters, D.; Wetzlich, J.; Thiel, F.; Sefeirt, J.-P.; IEEE  I2MTC 2018; conference 
  6. Software separation in measuring instruments through security concepts and separation kernels; Peters, D.; Scholz, P.; Thiel, F., Acta IMEKO; 2018; journal
  7. OPPERMANN, A., F. GRASSO TORO, A. YURCHENKO und J. SEIFERT, 2018. Secure cloud computing: communication protocol for multithreaded fully homomorphic encryption for remote data processing. In: Proceedings 15th IEEE International Symposium on Parallel and Distributed Processing with Applications and 16th IEEE International Conference on Ubiquitous Computing and Communications (ISPA/IUCC 2017). New York, NY: IEEE. 503-510. ISBN 978-0-7695-6329-5. 
  8. OPPERMANN, A., A. YURCHENKO und M. ESCHE, 2017. Secure cloud computing: multithreaded fully homomorphic encryption for legal metrology. In: TRAORE, I., I. WOUNGANG und A. AWAD, Hrsg. Intelligent, Secure, and Dependable Systems in Distributed and Cloud Environments : First International Conference, ISDDC 2017, Vancouver, BC, Canada, October 26-28, 2017, Proceedings. Cham: Springer. 35-54. Lecture Notes in Computer Science (LNCS). 10618. ISBN 978-3-319-69154-1. 
  9. FLOUDS: A succinct file system structure; Peters, Daniel; Fischer, Johannes; Thiel, Florian; Seifert, Jean-Pierre; Federated Conference on Computer Science and Information Systems (FedCSIS), Prague, 3-6, September 2017; conference
  10. A secure system architecture for measuring instruments under legal control; Peters, Daniel; Institut für Softwaretechnik und Theoretische Informatik, Publications, June 2017; PhD thesis Sichere Architekturen für eingebettete Systeme im gesetzlichen Messwesen; Peters, Daniel; PTB-Mitteilungen 2016; journal
  11. Security Concepts for Software in Measuring Instruments; Peters, Daniel; Scholz, Patrick; Thiel, Florian (2017), 15th IMEKO, Budapest, June 2017; conference
  12. Software security frameworks and rules for measuring instruments under legal control; Peters, Daniel; Scholz, Patrick; Thiel, Florian; Nordholz, Jan; Seifert, Jean-Pierre; 9th International Scientific Conference Security and Protection of Information, Brno, June 2017; conference
  13. Software in measuring instruments: ways of constructing secure systems; Peters, Daniel; Thiel, Florian; Sensoren und Messsysteme,18. GMA/ITG-Fachtagung, GMA/ITG-FachtagungSensoren und Messsysteme 2016, Nürnberg, 10-11, Mai, 2016; conference 
  14. GLOUDS: Representing tree-like graphs; Fischer, J.; Peters, Daniel; Journal of Discrete Algorithms, 2016; journal 
  15. Cloud computing in legal metrology; Thiel, Florian; Esche, Marko; Peters, Daniel; Grottker, Ulrich; 17th International Congress of Metrology 17th International Conference on Metrology, Paris, 21-24, September 2015; conference 
  16. A secure software framework for measuring instruments in legal metrology; Peters, Daniel [speaker]; Thiel, Florian; Peter, M.; Seifert, J.-P.; IEEE International Instrumentation and Measurement Technology Conference (I2MTC), Pisa, 11-14, May 2015; conference 
  17. A secure system architecture for measuring instruments in legal metrology; Peters, Daniel; Peter, Michael; Seifert, Jean-Pierre; Thiel, Florian; Computers 2015; journal 
  18. A practical succinct data-structure for tree-like graphs; Fischer, J.; Peters, Daniel; WALCOM: algorithms and computation: 9th international workshop, WALCOM, Dhaka, Bangladesh, February 26 - 28, 2015; proceedings; (Lecture Notes in Computer Science: 8973); conference 
  19. Achieving software security for measuring instruments under legal control; Peters, Daniel; Grottker, Ulrich; Thiel, Florian; Peter, M.; Seifert, J.-P.; FedCSIS, Warsaw, 7-10, September 2014; conference

 

 

 

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