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Vorläufige Dosisabschätzung der EURADOS-Arbeitsgruppe "Dosimetrie des fliegenden Personals"

10.05.2006

Durch eine Sonneneruption am 20. Januar wurde die Erde von so vielen hochenergetischen Teilchen getroffen, dass die Strahlenexposition in Flughöhen kurzzeitig zunahm. Die zusätzliche Strahlenbelastung in Reiseflughöhen wurde von der PTB und anderen europäischen Partnern auf weniger als 0,2 mSv abgeschätzt. Dies entspricht etwa 1 % des für beruflich strahlenexponierte Personen zugelassenen Jahresgrenzwertes.

Am 20. Januar 2005 fand ein Ereignis solarer hochenergetischer Teilchen („Solar Particle Event“) statt, dessen Beginn auf der Erde um 0650 UTC beobachtet wurde, und das seine maximale Intensität etwa um 0700 UTC erreichte. Die Teilchenenergien dieses Ereignisses waren ausreichend hoch, so dass es von Neutronenmonitoren (Ground Level Neutron Monitor, GLNM), die zum Nachweis kosmischer Strahlung auf der Erde installiert sind, nachgewiesen werden konnte. Das Ereignis wird als sogenanntes "Ground Level Event" (GLE68 oder 69) registriert werden.

In den Polarregionen, wo die Erde durch ihr Magnetfeld weniger gut abgeschirmt wird, erhöhten sich die Zählraten der GLNM im Vergleich zum Zeitraum zwischen dem 14. und dem 16. Januar 2005 in der nördlichen Hemisphäre lokal um 125 % (Stundenmittelwert des Neutronenmonitors Oulu) und in der südlichen Hemisphäre lokal um bis zu 380 % (Stundenmittelwert des Neutronenmonitors South Pole). Die Zählratenerhöhung nahm mit geringer werdender magnetischer Breite merklich ab. Daher kann erwartet werden, dass nur hohe Breiten (>60°) wirklich betroffen waren.

Die Intensität des Ereignisses nahm nach dem Maximum schnell ab, die Gesamtdauer war mit etwa 6 Stunden vergleichsweise kurz. Vorläufige Ermittlungen der wahrscheinlichen Strahlungsdosen, der Flugbesatzungen während dieser Zeit ausgesetzt waren, werden derzeit von mehreren Arbeitsgruppen durchgeführt. Erste Abschätzungen lassen erwarten, dass die zusätzliche Dosis nicht mehr als 200 µSv pro Flug - beispielsweise auf Routen von Europa zur amerikanischen Westküste oder nach Japan - betragen sollte.

Endgültige Dosisabschätzungen werden nach genauer Analyse der Satelliten- und Neutronenmonitordaten sowie möglicher Messdaten in Flugzeugen bekannt gegeben werden.

Quelle:

www.euradnews.org: „EURADOS Aircraft Crew Dosimetry Group assessment of doses“, S 167-172.