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Flüssiglichtleiter unter starker UV-Einkoppelung zeigen deutliche spektrale Transmissionsänderung

13.10.2009

Flüssiglichtleiter weisen besonders im UV-Spektralbereich eine hohe Transmission auf und sind daher in der Forschung und bei industriellen Anwendungen weit verbreitet. Sie werden dann eingesetzt, wenn UV-Strahlung von Strahlern zum jeweils bestrahlten Objekt effizient und sicher geleitet werden muss. In der PTB wurden die zeitliche und die spektrale Transmissionsstabilität von typischerweise im UV-Bereich verwendeten Flüssiglichtleitern unter dem Einfluss hoher UV-Bestrahlung erstmalig systematisch untersucht. Die Messungen weisen eine deutliche Degradation der spektralen Transmission der Lichtleiter nach, die wesentlich von der Art des UV-Strahlungsspektrums und der eingestrahlten Dosis bestimmt wird. Die erzielten Ergebnisse zeigen Probleme bei denjenigen Anwendungen auf, bei denen die zeitliche und spektrale Stabilität der UV-Strahlung gefordert ist.

Einleitung

Aufgrund ihrer hohen Transmission und ihrer großen numerischen Apertur bei vertretbaren Kosten, werden Flüssiglichtwellenleiter (FL) oft bei Anwendungen bevorzugt, bei denen die Ausstrahlung eines Strahlers möglichst effizient und sicher auf das bestrahlte Objekt geleitet werden muss. Im UV-Spektralbereich befassen sich derartige Anwendungen unter anderen mit UV-Härtung, Fluoreszenz-Analyse, Phototherapie oder Eximer-Laser Anwendungen. Für einige solcher Anwendungen ist eine zeitliche und spektrale Stabilität des FL-Durchgangs erforderlich. Umfangreiche Untersuchungen hierzu wurden jedoch bisher noch nicht durchgeführt bzw. veröffentlicht.

An dieser Stelle werden daher Untersuchungsergebnisse über die zeitliche und spektrale Stabilität von mehreren ausgewählten FL unter starker UV-Einkoppelung vorgestellt. Die Ergebnisse zeigen deutliche Abhängigkeiten der Degradation der FL-Transmission von der angewendeten UV-Dosis und dem angewendeten Spektrum.

Untersuchung der UV-Auswirkung auf die Flüssig-Lichtleiter

Um die Auswirkung der UV-Bestrahlung auf die FL zu untersuchen, wurde ein Hamamatsu LC5 UV-Strahler mit einer Lampe vom Typ L8251 eingesetzt. Die UV-Strahlung wurde in den FL eingekoppelt und die austretende Strahlung dann mit einem Spektroradiometer und SiC- sowie GaN-Photodioden über die gesamte Expositionszeit überwacht. Die zeitliche und die spektrale Stabilität des UV-Strahlers wurde hierbei getrennt überprüft [1].

Es wurden mehrere unterschiedliche, kommerziell erhältliche FL für UV-Anwendungen untersucht. Zunächst wurde ein FL mit hoher Transmission oberhalb 260 nm überwacht (Abb. 1 und Abb. 2). Wie man in den Abbildungen sehen kann, hat die UV-Strahlung bei Wellenlängen unterhalb von 290 nm eine intensive spektral variierende Degradation des FL Durchgangs ausgelöst. Ähnliche Auswirkungen wurden auch bei einem anderen FL Typ bemerkt, der nach der Angabe des Herstellers 50 % Transmissionsgrad bei einer Wellenlänge von 300 nm hat. Jedoch wurde in diesem Fall die Degradierung der FL auch durch Strahlung oberhalb von 290 nm ausgelöst (Abb. 3). Der dritte Typ der FL ist laut der Hersteller sogar bis zu einer Wellenlänge von 230 nm geeignet. Wie beim ersten FL, zeigte dieser FL keinerlei Degradation bei Strahlungseinkoppelung oberhalb von 290 nm. Jedoch wurde erneut ein Abfall der Transmission der FL beobachtet, wenn Strahlung unterhalb 290 nm in den FL gelangte (Abb. 4 und Abb. 5).  

Zeitliche Stabilität der FL Transmission unter eingekoppelter UV-Strahlung vom Hamamatsu LC5 Strahler.

Abb. 1: Zeitliche Stabilität der FL Transmission unter eingekoppelter UV-Strahlung vom Hamamatsu LC5 Strahler. Gezeigt sind relative Änderungen die als Integral über den Spektralbereich von 260 nm bis 400 nm berechnet wurden. Nach einer Bestrahlungszeit von 56 h wurde ein 290 nm Kantenfilter in den Strahler eingesetzt, um die kurzwellige Strahlung auszufiltern und dieser nach 146 h wieder entfernt.

Normiertes Spektrum der UV Strahlung am Ausgang der FL

Abb 2: Normiertes Spektrum der UV Strahlung am Ausgang der FL (dicke schwarze Kurve, linke Achse) und die relativen Änderungen der FL Transmission (bunte Kurve, rechte Achse) nach unterschiedlichen UV-Bestrahlungszeiten.

Normiertes Spektrum der UV Strahlung am Ausgang des zweiten FL

Abb. 3: Normiertes Spektrum der UV Strahlung am Ausgang des zweiten FL (dicke schwarze Kurve, linke Achse) und die relativen Änderungen der FL Transmission (bunte Kurve, rechte Achse) nach unterschiedlichen UV-Bestrahlungszeiten.

Normiertes Spektrum der UV Strahlung am Ausgang des dritten FL

Abb. 4: Normiertes Spektrum der UV Strahlung am Ausgang des dritten FL (dicke schwarze Kurve, linke Achse) und die relativen Änderungen der FL Transmission (bunte Kurve, rechte Achse) nach unterschiedlichen UV-Bestrahlungszeiten.

Degradation der FL Transmission mit der Dauer der UV-Exposition

Abb. 5: Degradation der FL Transmission mit der Dauer der UV-Exposition (siehe Abb. 4). Die gezeigten relativen Änderungen wurden als spektrales Integral über den Spektralbereich von 260 nm bis 400 nm berechnet.

Resümee

Unter dem Einfluss der Einkoppelung von hoher UV-Strahlung wurde eine deutliche spektral variierende Degradation der Transmission von Flüssiglichtleitern beobachtet. Es wurde festgestellt, dass die durch UV-Strahlung verursachten Änderungen von der Marke der FL, der spektralen Verteilung der verwendeten Strahler und der Dosis der eingekoppelten UV-Strahlung abhängen. Obwohl Herstellerangaben zum Aufbau der FL fehlen, ist generell bekannt, dass Materialien wie Teflon, FEP, PFA oder PTFE als Substanz des Kapillarmantels verwendet werden, der mit verschiedene ionischen Lösungen oder Alkoholen gefüllt ist. Somit ist anzunehmen, dass durch UV-Strahlung verursachte Schäden sowohl in den Füllflüssigkeiten als auch im Mantelmaterial die beobachteten Transmissionsänderungen der FL auslösen könnten. Solche Effekte sind in denjenigen Spektralbereichen stärker zu erwarten, in denen eine deutliche Absorption der FL vorhanden ist. Diese Aspekte sollten daher bei jeder UV-Bestrahlungsanwendung mit Flüssiglichtleitern berücksichtigt werden, bei denen die zeitliche und spektrale Stabilität der UV-Strahlung erforderlich ist.


Literatur:

[1]        S. Nevas, P. Sperfeld, C. Reichold, A. Heinrich, B. Seiferling, K. Haberstroh, and R. Gruler, New transfer standards for high UV-irradiances – investigation of Xe-Hg lamps, NEWRAD Proceeding (2008).



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4.1, Photometrie und angewandte Radiometrie
Arbeitsgruppe:
4.12, Photometrie