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Vermeidung von Explosionen bei der Reparatur von Gas-Rohrleitungen

23.10.2014

Zum vorübergehenden Absperren von Gasleitungen bei Reparaturen und Neuanschlüssen werden in der Regel Absperrblasen eingesetzt. Es wurde beobachtet, dass beim Rutschen einer solchen Blase in einer Gasleitung aus Kunststoff zündwirksame elektrostatische Entladungen auftreten. Im Rahmen eines BG-ETEM/PTB-Forschungsprojektes wurden die Beobachtungen experimentell verifiziert und Schutzmaßnahmen für ein sicheres Arbeiten entwickelt und eingeführt.

Die Versuche wurden in einer klimatisierten Stahlkammer in transparenten Gasrohren mit Geräten und Blasen zweier Hersteller durchgeführt. Bereits bei den ersten Versuchen bei einer relativen Luftfeuchte von 30 Prozent wurde festgestellt, dass bei Rutschvorgängen von isolierenden Blasen in isolierenden Rohren helle Lichtblitze zusammen mit lauten Knistergeräuschen auftreten (Abb.1). Diese Entladungen erwiesen sich als sicher zündwirksam.

Aus den erhaltenen experimentellen Ergebnissen wurden die folgenden notwendigen Schutzmaßnahmen abgeleitet:

1. Das Blasensetzgerät muss durch einen Anschluss an den elektrischen Schutzleiter oder an einen metallenen Pflock im Erdreich sicher geerdet  werden. Hinweis: Eine vollwertige elektrische Erdung gemäß den einschlägigen elektrischen Regeln ist nicht erforderlich.

2. Verwendete Blasen müssen einen Oberflächenwiderstand von höchstens 100 GΩ aufweisen, gemessen bei 1.000 V und höchstens 30 Prozent relativer Luftfeuchte. Eine Überschreitung dieses Werts ist nur dann gestattet, wenn die Blasen sich im Experiment selbst unter kritischen Bedingungen nicht elektrostatisch aufladen lassen. Hinweis: Im Experiment wurde unter kritischen Bedingungen festgestellt, dass sich alle Stoffblasen sowie die MDS-Blase eines Herstellers mit mindestens 2 Prozent Antistatikum und die MDA-Blase eines anderen Herstellers nicht elektrostatisch aufladen.

3. Ältere Blasen dürfen weiterhin verwendet werden, sofern ein Rutschen der Blase bei gleichzeitig anwesenden Gas-Luftgemischen sicher betriebsmäßig vermieden wird. Hinweis: Diese Bedingung ist bei beiden Herstellern erfüllbar.

4. Die verwendeten Blasen müssen über einen Widerstand von höchstens 100 MΩ mit dem Blasensetzgerät verbunden sein.

Weitere Informationen hierzu finden Sie unter Opens external link in new windowwww.bgetem.de, Webcode 14447362.

Elektrostatische Entladungen an einer Gas-Absperrblase

Abb. 1: Sichtbare Entladungen bei Rutschvorgängen isolierender Blasen in nichtleitenden Rohren

Literatur
Ulrich von Pidoll und Albert Seemann, So vermeiden Sie Entladungsblitze, etem, Ausgabe Energie und Wasserwirtschaft, Heft 6/2014.