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Untersuchung des Einflusses der Hohlraumbedämpfung auf die Schalldämmung bei abgehängten Decken

26.09.2006

Die Messung der Längs-Schalldämmung bei Gebäudestrukturen mit abgehängter Unterdecke wird normgemäß mit einer veränderten Absorberanordnung im Hohlraum ausgeführt. Diese Anordnung und weitere Einflüsse wurden experimentell mittels Modellprüfständen überprüft.

Bei Gebäuden in Skelettbauweise werden die einzelnen Räume häufig durch Leichtbauwände voneinander getrennt und mit einer abgehängten Decke versehen. Zwischen dieser abgehängten Decke und der Massivdecke darüber entsteht ein Hohlraum und damit ein Schallübertragungsweg (siehe Bild 1).
Die Norm ISO 140-9:1985 legt die Messung der Längs-Schalldämmung für diese Anordnung fest, und reduziert dabei die Konstellation mit vielen Räumen auf eine mit zwei Räumen, bei der der Hohlraum der Ausgangssituation durch Absorber vor den Seitenwänden im Hohlraum simuliert wird.

Schall-Längsleitung durch eine Unterdeck

Bild 1: Schall-Längsleitung durch eine Unterdecke

In einem von der European Insulation Manufacturers Association (EURIMA) finanzierten Projekt wurde untersucht, inwieweit diese Anordnung von Absorbern die Längs-Schalldämmung beeinflusst und ob die normalerweise vorliegende Viel-Raum-Konstellation durch die Anordnung gemäß Norm korrekt wiedergegeben wird. Außerdem wurde der Einfluss verschiedener sonstiger Randbedingungen auf die Längs-Schalldämmung untersucht.

Alle Messungen wurden an einem Modellprüfstand im Maßstab 1:10 ausgeführt, weil dadurch Umbauten schnell und kostengünstig möglich sind. Dabei wurde die Realität nicht nur qualitativ sondern auch quantitativ wiedergegeben. Es lagen Wiederholbedingungen gemäß ISO 140-2 vor. Die Schätzwerte für die Wiederhol-Standardabweichung aus ISO 140-2 sind als Unsicherheiten auf die Messungen im Modellmaßstab anwendbar. Die Maximaldämmung war stets ausreichend groß.
Abgehängte Unterdecken mit geringer eigener Absorption sind sehr empfindlich gegenüber dem Einfügen von Dämmmaterial in den Hohlraum. Eine kompakte, luftdichte abgehängte Unterdecke aus PMMA ohne Absorptionsmaterial darauf zeigt einen monotonen Anstieg der Längs-Schalldämmung, wenn die Menge an Dämmmaterial vor den Seitenwänden des Hohlraums erhöht wird. Wenn diese abgehängte Unterdecke mit nur einer Lage Vlies als Absorptionsmaterial bedeckt wird, nimmt der Einfluss weiteren Dämmmaterials im Hohlraum deutlich ab. Eine poröse abgehängte Unterdecke aus Vlies auf einem Metallgitter, die bereits eine hohe Eigenabsorption besitzt, ist von weiterem Dämmmaterial im Hohlraum und anderen Modifikationen des Hohlraums nahezu unabhängig.

Bei all diesen Deckentypen eignet sich die Anordnung gemäß ISO 140-9 für die Messung der Längs-Schalldämmung - jedoch nur für diejenigen Segmente der Viel-Raum-Konstellation, die in der Nähe der Wände des Umgebungsraums liegen. Segmente, die weiter von den Wänden des Umgebungsraumes entfernt sind, werden nicht repräsentiert. Dieser Defekt kann jedoch durch das Erhöhen der Schallabsorption im Hohlraum etwas reduziert werden.

Es wurde beobachtet, dass die Reduzierung der Abhänghöhe die Längs-Schalldämmung nicht in monotoner Weise verändert, aber die Repräsentation der realen Anordnung durch jene gemäß ISO 140-9 etwas verbessert. Das Einfügen weiteren Dämmmaterials in den Hohlraum erhöht zwar den Absolutwert der Längs-Schalldämmung erheblich, verbessert die Repräsentation des realen Falles durch die Normanordnung aber nur wenig.

Ansprechpartner:

Martin Schmelzer, FB 1.7, AG 1.71 martin.schmelzer@ptb.de