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Schallschutzschirme erfolgreich im Orchestereinsatz erprobt

07.10.2009

Nach Einführung der neuen EU-Richtlinie 2003/10/EG zum Lärmschutz am Arbeitsplatz war in einem Gemeinschaftsprojekt der AG 1.63 "Geräuschmesstechnik" mit den Städtischen Bühnen Münster und der Unfallkasse NRW ein Schallschutzschirm für Orchestermusiker entwickelt worden. Die in Labormessungen bereits ermittelten Schalldämmwerte konnten nun auch durch Messungen während einer Orchesterprobe bei den Städtischen Bühnen Münster/Westfalen bestätigt werden.

Hierzu wurde eine laute Passage im ersten Satz der 9. Sinfonie von Anton Bruckner unter vier verschiedenen Bedingungen gespielt, die gleichzeitig mit acht kalibrierten Mikrofonen aufgenommen und ausgewertet wurde:
1. ohne Schallschutzschirme,
2. mit kommerziell erhältlichen gebogenen Schallschutzschirmen, die in Kopfnähe hinter den einzelnen Musikern aufgestellt wurden,
3. mit ebenen Schallschutzschirmen, die nach Angaben der Musiker in der Bühnenwerkstatt angefertigt worden waren,
4. mit den in der AG 1.63 entwickelten großflächigen Schallschutzschirmen.

In Bild 1 ist die gemessene Schallpegeldifferenz der Messwerte mit und ohne Schirm an verschiedenen Positionen im Orchester dargestellt, wobei negative Werte eine Verringerung der akustischen Belastung bedeuten. Ziel war es, die hohen Pegel der nach vorne abstrahlenden Blechbläser (Posaunen und Trompeten) von den Ohren der hiervon am stärksten betroffenen Holzbläser wie Klarinetten, Oboen und Fagotte fernzuhalten. Die Messpunkte waren zu diesem Zweck bei den Blechbläsern und Holzbläsern sowie an einem Punkt mitten im Orchester (Streicher) und beim Dirigenten ausgewählt worden. Gemessen wurde jeweils der Pegelmittelwert LAeqT über einen Zeitraum von 30 s, wobei am Ohr der Holzbläser Werte von bis zu 104 dB(A) registriert wurden.

Schalldämmwirkung verschiedener Schallschutzschirmtypen gemessen an acht Positionen  im Sinfonieorchester

Bild 1: Schalldämmwirkung verschiedener Schallschutzschirmtypen gemessen an acht Positionen im Sinfonieorchester

Die dargestellten Messergebnisse dokumentieren deutlich, dass das Ziel der Pegelreduzierung bei den Holzbläsern mit Werten von bis zu 12,5 dB mit Hilfe der PTB-Schirmen wesentlich besser erreicht werden kann als mit den bisher verwendeten kleinflächigen Modellen. Die von den Blechbläsern befürchtete Pegelerhöhung durch die vor Ihnen aufgestellten Schirme konnte nicht festgestellt werden. Selbst beim Dirigenten und am Messpunkt bei den Streichern wurde eine Reduzierung um 2 dB gemessen, wodurch die Klangbalance im Probenbetrieb nur geringfügig verändert wird. Die hier gezeigten Werte gelten für den Fall, dass nur die Blechbläser spielen. Messungen mit dem ganzen Orchester ("tutti") ergaben erwartungsgemäß um 3-6 dB geringere Pegeldifferenzen, da in diesem Fall auch der von den Holzbläsern erzeugte Schall gemessen wird.

Ansprechpartner:

Ingolf Bork, FB1.6, AG 1.63, E-Mail: Ingolf.Bork@ptb.de