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Neues aus der OIML

19.02.2009

Ende Oktober 2008 tagte die 13. Internationale Konferenz für das gesetzliche Messwesen in Sydney, Australien. Zu dieser alle vier Jahre stattfindenden Konferenz der Internationalen Organisation für Gesetzliches Messwesen (OIML) waren insgesamt 127 Teilnehmer aus 41 Mitgliedsländern und acht Korrespondierenden Mitgliedsländern angereist.

Zur deutschen Delegation gehörten neben dem Autor auch Frau Dr. Petersen, Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi), Herr Dr. Wallerus, Leiter der deutschen Akademie für Metrologie (DAM) und stellvertretender Leiter des Bayerischen Landesamtes für Maß und Gewicht (BLMG) sowie Frau S. Ludwig von der OIML-Geschäftsstelle in der PTB. Als technischer Experte und Ehrenmitglied der OIML nahm auch Herr Prof. Kochsiek, Vizepräsident a.D. der PTB, an der Konferenz teil. Im Zusammenhang mit der OIML-Konferenz fanden weitere Sitzungen statt, z.B. die 43. Sitzung des Internationalen Komitees für das gesetzliche Messwesen (CIML). Alle Resolutionen der 13. OIML-Konferenz und der 43. CIML-Konferenz stehen im Original-Wortlaut unter http://www.oiml.org/download/ zur Verfügung.

Neben der Verabschiedung einer Vielzahl neuer oder revidierter OIML-Empfehlungen und anderer OIML-Dokumente standen zwei wichtige Punkte zur Diskussion:

1. OIML-BIPM-Rapprochement
Eine mögliche weitere Annäherung der beiden internationalen Metrologie-Organisationen OIML (gesetzliches Messwesen) und BIPM (Meterkonvention; wissenschaftliche und angewandte Metrologie), siehe das gemeinsame Webportal http://www.metrologyinfo.org/, wurde diskutiert. Auf der Grundlage einer Umfrage unter den CIML-Mitgliedern sollen 2009 weitere Diskussionen mit dem BIPM geführt werden, wobei man sich im Grundsatz einig ist, dass eine gute Zusammenarbeit von OIML und Meterkonvention im Interesse einer positiven Darstellung des Internationalen Messwesens in der Öffentlichkeit wichtig ist.

2. Basis- und MAA-Zertifizierungssystem
Das bisherige, 1991 eingeführte OIML-Zertifizierungssystem wird zwecks Abgrenzung zum neuen MAA-Zertifizierungssystem (MAA = Mutual Acceptance Arrangement) ab sofort „Basis-Zertifizierungssystem” genannt. Bis auf Weiteres gelten beide Zertifizierungssysteme parallel, allerdings wird zukünftig für jede Messgeräteart, für die im Rahmen des MAA eine „Declaration of Mutual Confidence” (DoMC) unterzeichnet worden ist, vom CIML ein Termin festgelegt, ab dem für diese Messgeräteart nur noch MAA-Zertifikate und keine Basis-Zertifikate mehr ausgestellt werden dürfen. Insofern werden beide Systeme zukünftig (ein genauer Termin ist bisher noch nicht festgelegt worden) komplementär sein.
Das im Jahr 2003 beschlossene MAA-Zertifizierungssystem mit höherer Verbindlichkeit als das bisherige System hat bisher erst relativ wenig Akzeptanz sowohl bei den nationalen Metrologie-Instituten als auch bei den Messgeräteherstellern gefunden. Seit 2006 wurden folgende DoMCs unterzeichnet: Nichtselbsttätige Waagen (R76), Wägezellen (R60) und Kaltwasserzähler (R49). Insgesamt sind seitdem erst 13 MAA-Zertifikate ausgestellt worden. Wesentliche Gründe der bisher geringen Akzeptanz liegen in dem relativ aufwändigen, mit nicht unerheblichen Kosten verbundenen System der gegenseitigen Anerkennung (durch Akkreditierung oder „Peer Assessment”), den deutlich höheren Kosten für ein MAA-Zertifikat (530 €) gegenüber einem Basis-Zertifikat (159 €), dem bisher beabsichtigten, zwangsweisen Ende des bewährten Basis-Zeritifizierungssystems für DoMC-Messgerätearten und der bisher im MAA fehlenden Möglichkeit für eine Zertifizierungsstelle, von Herstellerprüfergebnissen unter bestimmten Bedingungen Gebrauch machen zu dürfen.

Um diesen Problemen zu begegnen und damit die Akzeptanz des MAA zukünftig deutlich zu erhöhen, wurde beschlossen, einerseits die Kosten für Basis- und MAA-Zertifikate anzugleichen (je 350 € ab 2009) und andererseits die Diskussion um die Anerkennung von ISO/IEC-17025-Prüflaboratorien bei Herstellern weiterzuführen mit dem Ziel, diese Möglichkeit auch im MAA-Zertifizierungssystem zu etablieren.

Damit sind die wesentlichen Gründe beseitigt, die aus PTB-Sicht bisher gegen die Teilnahme am MAA gesprochen haben, so dass inzwischen die Teilnahme als „Issuing Participant” an den DoMCs für nichtselbsttätige Waagen (R76) und Wägezellen (R60) beantragt worden ist. Weitere Entscheidungen bzgl. des OIML MAA werden im Juni 2009 bei der Sitzung des CPR (Committee on Participation Review) erwartet.

Ansprechpartner:

Roman Schwartz, Leiter der Abteilung 1 „Mechanik und Akustik”, deutsches Mitglied im Internationalen Komitee für das Gesetzliche Messwesen (CIML),
E-Mail: roman.schwartz@ptb.de