25.08.2008
Die EU Richtlinie 2003/10/EG definiert erhöhte Anforderungen an den Schutz von Arbeitnehmern vor der Gefährdung durch Lärm. Die Umsetzung in die Praxis, die bis zum 15. Februar 2008 europaweit gefordert wurde, stellt besonders für Musiker im Sinfonieorchester ein ernstzunehmendes Problem dar,
da die geforderten Schallpegelwerte während der Arbeitszeit bisher nur durch persönlichen Schallschutz, d.h. Verstopfung des Gehörgangs mit geeigneten Ohrstöpseln, realisiert werden kann. Dies ist für anspruchsvolles Musizieren verständlicherweise kaum zumutbar, da gerade der Orchestermusiker das eigene Spiel sowie das Zusammenspiel mit den Musikerkollegen über das Gehör kontrolliert. Alternativ sollte nach Wegen gesucht werden, wie durch geeignete Maßnahmen der Schall an besonders gehörgefährdeten Stellen im Orchester reduziert werden kann. Zu diesem Zweck wurde in einem gemeinsamen Projekt von PTB, den Städtischen Bühnen Münster sowie dem Gemeindeunfallversicherungsverband Westfalen-Lippe untersucht, ob durch spezielle Schallschutzwände verhindert werden kann, dass der Pegel der Blechblasinstrumente (insbesondere Trompeten und Posaunen), der im Fortissimo bis auf 120 dB(A) ansteigen kann, direkt auf das Gehör der unmittelbar vor diesen Instrumenten sitzenden Musikern einwirkt.
Als Ergebnis dieser Untersuchungen wurde im Rahmen des durch die beiden Projektpartner drittmittelgeförderten Projektes ein Schallschutzschirm entwickelt, dessen Wirksamkeit im kritischen Frequenzbereich oberhalb 250 Hz nachgewiesen werden konnte. So konnten Pegelverminderungen oberhalb 4 kHz um mehr als 20 dB erzielt werden, wobei der erreichte Wert stark vom Abstand des zu schützenden Musikers vom Schallschutzschirm abhängig ist. Praktische Untersuchungen zeigten, dass im Abstand von 50 cm eine Beeinträchtigung des eigenen Spiels durch den Schirm kaum zu spüren ist, wohl aber eine erhebliche Verminderung der empfundenen Lautstärke von den Blechbläsern.
Bild 1: Schallschutzschirm zum Schutz von Musikern vor zu hohen Schallpegeln
Ansprechpartner:
Ingolf Bork, FB1.7, AG 1.72, E-Mail: Ingolf.Bork@ptb.de