Logo der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt
Symbolbild "Zeitschriften"

Wächterlymphknoten finden

Neues optisches Verfahren kann nuklearmedizinische Methode ersetzen

PTB-News 2.2018
29.05.2018
Besonders interessant für

Hersteller von fluoreszenzbasierten Medizingeräten

Kliniken mit chirurgischer Onkologie

Die PTB hat ein Kamerasystem für das Auffinden von Wächterlymphknoten mithilfe des fluoreszierenden Kontrastmittels Indocyaningrün entwickelt und gemeinsam mit der Klinik für Gynäkologie der Charité Universitätsmedizin Berlin erfolgreich erprobt.

Fluoreszenzkamerasystem mit Kamerakopf, Elektronikeinschub im PC und Bediensoftware, die einen Gewebeausschnitt mit fluoreszierendem Wächterlymphknoten (rot hervorgehoben) zeigt. Detailbild links unten: Anordnung der LEDs im Kamerakopf.

Wenn ein Karzinom beginnt, sich über das Lymphsystem in andere Regionen des Körpers auszubreiten, gelangen die Krebszellen zunächst in die direkt am Karzinom liegenden Lymphknoten. Diese Knoten werden daher als Wächterlymphknoten bezeichnet. Bei verschiedenen Krebsarten wird während der operativen Tumorentnahme auch untersucht, ob die Wächterlymphknoten frei von Krebszellen sind. Hierfür werden diese Lymphknoten entfernt und mikroskopisch untersucht. Sind keine Krebszellen vorhanden, dann können weiter entfernt liegende Lymphknoten im Körper verbleiben, wodurch die Funktion des Lymphsystems weitgehend erhalten bleibt.

Zum Auffinden der Wächterlymphknoten wird bisher in der klinischen Routine ein nuklearmedizinisches Verfahren verwendet. Die medizinische Forschung hat mittlerweile gezeigt, dass alternativ auch der fluoreszierende Farbstoff Indocyaningrün eingesetzt und damit auf das radioaktive Kontrastmittel verzichtet werden kann. Für den Nachweis der Fluoreszenz im Gewebe ist ein empfindliches Kamerasystem erforderlich.

Die PTB hat im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projektes (FKZ 03V0270) ein Kamerasystem entwickelt, das mit einer kleinen ungekühlten Kamera arbeitet. Dieses System kann mit der Hand gehalten und daher direkt an das zu untersuchende Gewebe herangeführt werden. Die Anregung der Fluoreszenz im Gewebe erfolgt mithilfe von Leuchtdioden (LEDs), die kreisförmig um das Kameraobjektiv herum angeordnet sind. Zusammen mit dem Fluoreszenzbild wird auch ein anatomisches Bild aufgenommen, in dem der fluoreszierende Bereich farblich markiert eingeblendet wird, um dem Arzt die Position der Wächterlymphknoten anzuzeigen.

Das Kamerasystem ist im Rahmen einer erkundenden Studie in der Klinik für Gynäkologie des Virchow-Klinikums der Charité Universitätsmedizin Berlin erfolgreich erprobt worden. In dieser Studie wurden insgesamt 16 Patientinnen mit den Krebsarten Vulvakarzinom, Zervixkarzinom, Endometriumkarzinom Konstanund Ovarialkarzinom untersucht. Dabei konnte nachgewiesen werden, dass die Empfindlichkeit des Kamerasystems ausreicht, um sowohl Lymphknoten als auch Lymphbahnen abbilden zu können.

Ansprechpartner

Dirk Grosenick
Fachbereich 8.3
Biomedizinische Optik
Telefon: (030) 3481-7302
Opens window for sending emaildirk.grosenick(at)ptb.de

Wissenschaftliche Veröffentlichung

L. Szyc, S. Bonifer, A. Walter, U. Jagemann, D. Grosenick, R. Macdonald: Development of a handheld fluorescence imaging camera for intraoperative sentinel lymph node mapping. J. Biomed. Opt. 20, 51025 (2015)