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Brustkrebs zuverlässiger erkennen

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Die PTB hat ein nicht-invasives Messverfahren entwickelt, mit dem sich geringe Mengen eines fl uoreszierenden Kontrastmittels in der Brust nachweisen lassen. Erste Untersuchungen an Patientinnen haben gezeigt, dass bösartige und gutartige Veränderungen des Brustgewebes anhand der Gefäßpermeabilität unterschieden werden können.

Fluoreszenz-Mammogramm einer Patientin mit Karzinom. Es erscheint aufgrund der lokal erhöhten Fluoreszenz durch das Kontrastmittel als heller Fleck.

Brustkrebs. Jede zehnte Frau bekommt in ihrem Leben diese Diagnose. Die Heilungschancen stehen gut, wenn der Krebs früh erkannt wird. Deshalb sind Vorsorgeuntersuchungen so wichtig. Andererseits werden mit der Röntgen-Mammographie oftmals gutartige Veränderungen fälschlich als "hochgradig suspekt" eingestuft. Dann müssen die Patientinnen mit dem belastenden Verdacht leben, Brustkrebs zu haben, bis eine Biopsie zeigt, dass es falscher Alarm war. Deshalb hat die PTB zusammen mit Medizinern der Charité Berlin ein Messverfahren entwickelt, das mehr Sicherheit bei der Unterscheidung von gutartigen und bösartigen Tumoren bietet. Die Fluoreszenzmammographie mit dem Kontrastmittel Indocyaningrün (ICG) könnte als Ergänzung zu den Standardverfahren eingesetzt werden und dazu beitragen, dass die Zahl der Biopsien reduziert wird.

ICG koppelt nach intravenöser Zufuhr schnell und vollständig an Plasma-Proteine des Blutes. Die dadurch entstehenden Makromoleküle sind zu groß für die kleinen Öffnungen der Gefäßwände von gutartigen Tumoren. In bösartigen Tumoren hingegen sind die Blutgefäßwände weitaus durchlässiger, sodass die farbstoffmarkierten Proteine die Kapillarwände passieren können und sich im extrazellulären Raum anreichern. Dort verbleiben sie längere Zeit, da im Tumorgewebe der Abbauprozess gestört ist. Wählt man den Messzeitpunkt so, dass das in den Blutgefäßen zirkulierende ICG bereits über die Leber ausgewaschen wurde, kann der im Karzinom ausgetretene Anteil des Kontrastmittels abgebildet werden.

Zum Nachweis wird nahinfrarote Laserstrahlung verwendet, die das Kontrastmittel zur Fluoreszenz anregt. Dieses Fluoreszenzlicht wird mit hoher Empfindlichkeit gemessen. Erste Untersuchungen an Patientinnen haben bestätigt, dass ein so entstandenes optisches Mammogramm tatsächlich nur dann einen erhöhten Fluoreszenzkontrast aufweist – also eine erhöhte Menge Kontrastmittel im Tumorgewebe anzeigt –, wenn es sich um einen bösartigen Tumor handelt.

Die Chancen dieser Methode müssen in weiteren klinischen Studien umfassend untersucht werden. Dabei geht es insbesondere auch um die Frage, ob aus den gemessenen Fluoreszenzkontrasten die Gefäßpermeabilität als physiologischer Parameter quantitativ bestimmt und für eine verbesserte Diagnose von Brustkrebs herangezogen werden kann.

Ansprechpartner

Axel Hagen
Fachbereich 8.3 Biomedizinische Optik
Tel. (030) 3481-7924
E-Mail: axel.hagen(at)ptb.de

Wissenschaftliche Veröffentlichung:

Hagen, A.; Grosenick, D.; Macdonald, R.; Rinneberg, H.; Burock, S.; Warnick, P.; Poellinger, A.; Schlag, P. M.: Late-fl uorescence mammography assesses tumor capillary permeability and differentiates malignant from benign lesions. Opt. Expr. 17 (2009), 17016-17033