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DCF77 für Warnhinweise geeignet

Bislang wurden in den ersten vierzehn Sekunden jeder Minute mit dem Zeitzeichensender DCF77 nur Statusinformationen, keine Zeitinformation übertragen. Im Auftrag des Bundesinnenministeriums wurde untersucht, ob stattdessen im Gefahrenfall Warnhinweise an die Bevölkerung ausgesendet werden könnten. Der nun vorliegende Abschlussbericht favorisiert eine solche erweiterte Nutzung des Zeitzeichensenders.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), im Geschäftsbereich des Bundesinnenministeriums, sucht eine Alternative zu den praktisch nicht mehr existenten Sirenensystemen, um in Krisen- und Katastrophenfällen die Bevölkerung über ein „Wecksignal“ zu alarmieren. Die Firma HKW-Elektronik GmbH wurde beauftragt, einen Feldversuch durchzuführen und auszuwerten. Dazu wurde der Langwellensender DCF77 in das Satelliten-Warnsystem SatWas des Bundes integriert, um (zunächst fiktive) Warninformationen in den Sekundenmarken 1 bis 14 auszusenden.

Zwischen dem 13.10. und dem 10.12.2003 wurden insgesamt 39 scharfe Testalarme gesendet, die mit 1000 landesweit verteilten Empfängern registriert werden sollten. Zusätzliche stille Alarme konnten nur mit 50 Industriefunkuhren erfasst werden. Die Alarmprotokolle umfassten 3 · 14 Bits und wurden in 3 aufeinanderfolgenden Minuten gesendet. Eingesetzt wurden modifizierte, handelsübliche Funkuhren (Armbanduhren, Wecker, Wanduhren, PC-Funkuhren) die zusätzlich zu ihrer Standardfunktion optisch und akustisch alarmieren konnten. Die Teilnehmer am Feldversuch hatten sich verpflichtet, die Alarme (auch Fehlalarme) über das Internet zu melden.

In ihrem Abschlussbericht zeigt HKW nun, dass die Alarmierungszeit und die Erreichbarkeit des Funkalarmsystems über unser Land gleichmäßig gut sind. Umgebung (Land vs. Ballungsraum, innen vs. außen) und Entfernung zum Sender hatten nur geringen Einfluss auf die Empfangswahrscheinlichkeit. Dagegen zeigte sich, dass im Detail die Wahl der Aufstellung bei stationären Uhren bzw. das Trageverhalten bei Armbanduhren erheblichen Einfluss haben. Die Zahl der Fehlalarme war vernachlässigbar klein.

Die Ergebnisse des Feldversuchs sind auch für die PTB von Interesse, bot dieser Versuch doch die seltene Möglichkeit, die Empfangsbedingungen für die im DCF77 kodierte Information systematisch zu untersuchen. Die Ergebnisse decken sich mit Einschätzungen, die die PTB aus langjährigen Kontakten mit Funkuhrenentwicklern und von Funkuhrbesitzern gewonnen hat: Fehlfunktionen der Uhren liegen fast immer individuelle Handhabungsfehler der Benutzer zu Grunde.

Das Bundesinnenministerium muss nun aufgrund des Abschlussberichts entscheiden, ob DCF77 langfristig ein Teil des Gesamtsystems zur Warnung der Bevölkerung wird. Die positiven Ergebnisse legen dies nahe.

 

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