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Qualitätsinfrastruktur für erneuerbare Energien und Energieeffizienz in Lateinamerika und der Karibik

Nachricht des Jahres im PTB-Jahresbericht 2015
01.04.2016

Die Wende hin zu erneuerbaren Energien und mehr Energieeffizienz steht auch in Lateinamerika und der Karibik oben auf der politischen Agenda. Bereits im Jahr 2014 wurden dort beeindruckende 54 % des Energiebedarfs aus regenerativen Quellen gedeckt, überwiegend durch Großwasserkraftwerke, die aber gesellschaftlich und umweltpolitisch umstritten sind. Daher bleibt das Potenzial für erneuerbare Energien groß, was sich in vielen staatlichen Initiativen widerspiegelt. Auch zur Verbesserung von Energieeffizienz werden Programme entwickelt. Der Wichtigkeit dieses Themas trägt auch die deutsche Entwicklungspolitik Rechnung: Die nachhaltige Gewinnung und Nutzung von Energie ist ein Kernpunkt im Konzept der Bundesregierung zur Zusammenarbeit mit Lateinamerika.

Ein Fachmann bei der Prüfung eines Solarthermie-Kollektors im Rahmen der Technischen Zusammenarbeit mit Mexiko.

In diesem Zusammenhang steht das von der PTB im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) durchgeführte Vorhaben „Qualitätsinfrastruktur für Energieeffizienz und erneuerbare Energien in Lateinamerika und der Karibik“. Es arbeitet unter dem Dach der Organisation Amerikanischer Staaten (Organisation of American States, OAS) und hat die Stärkung der regionalen Organisationen für Metrologie (Sistema Interamericano de Metrología, SIM), Normung (Comisión Panamericana de Normas Técnicas, COPANT) und Akkreditierung (Inter-American Accreditation Cooperation, IAAC) und ihrer nationalen Mitglieder zum Ziel. Ein sichtbarer Erfolg der kontinuierlichen Zusammenarbeit dieser Organisationen ist ihr Zusammenschluss im Amerikanischen Rat für Qualitätsinfrastruktur (Quality Infrastructure Council of the Americas, QICA), der 2014 formalisiert wurde. Außerdem ist es gelungen, die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (International Renewable Energy Agency (IRENA) und die Lateinamerikanische Energieorganisation (Organización Latinoamericana de Energía, OLADE) als strategische Partner für das Vorhaben zu gewinnen. Ihre Sektorkompetenz wird auf diese Weise für die Steuerung und inhaltliche Ausgestaltung der Kooperation nutzbar.

Zur wirkungsvollen Umsetzung von nationalen Entwicklungsplänen und Energiepolitiken ist unter anderem das zuverlässige Messen von Energiemengen unverzichtbar. Zu diesem Zweck wird die technische Kompetenz der Partnerinstitutionen durch regionalen Erfahrungsaustausch, Fortbildungsveranstaltungen und Studienreisen ausgebaut. In vielen nationalen Metrologieinstituten konnte damit das Angebot der Dienstleistungen verbessert werden, so z. B. in Costa Rica, Panama, Peru und Paraguay für die Eichung von Energiemesszählern. Die Partner in Bolivien, der Dominikanischen Republik und El Salvador können erstmals diese Dienstleistung anbieten. Uruguay und Kolumbien haben Kapazitäten zur Messung von elektrischer Spannung und Netzfrequenz aufgebaut.

Ebenfalls wurde im Rahmen des Vorhabens die erste interamerikanische Eignungsprüfung zur Energieeffizienzmessung bei Kühlschränken durchgeführt, an der elf Laboratorien aus sieben Ländern teilnahmen.

Auf Dialogforen werden politische Entscheidungsträger regelmäßig über die Bedeutung von Qualitätsinfrastruktur1) für die unterschiedlichen Themen informiert: Beispielsweise ist hier das Dialogforum zu Solarthermie zu nennen, das im Juli 2015 in Costa Rica mit Teilnehmern aus 14 Ländern der Region stattfand und gemeinsam mit OLADE und IRENA ausgerichtet wurde.

Bei der Durchführung dieser Aktivitäten nutzt das Vorhaben existierende Strukturen in den regionalen und nationalen Partnerorganisationen, die oft auch Früchte der langjährigen Zusammenarbeit der PTB in der Region sind. Partner aus Nationen wie Argentinien, Brasilien oder Mexiko steuern regelmäßig eigenes Know-how bei.

Auch auf dieser Ebene engagiert sich die PTB im Energiebereich. So werden zum Beispiel zusammen mit der mexikanischen Nationalen Kommission für effiziente Energienutzung (Comisión Nacional para el Uso Eficiente de la Energía, CONUEE) kleine und mittlere Unternehmen bei der Einführung von Energiemanagementsystemen unterstützt. Des Weiteren unterstützt das Projekt fünf Prüflabore im Bereich Solarthermie auf ihrem Weg zur Akkreditierung. Zu diesem Zweck fand im September in Zusammenarbeit mit dem mexikanischen Metrologieinstitut (Centro Nacional de Metrología, CENAM) eine Vergleichsmessung für Pyranometer statt. Diese Geräte zur Messung der eintreffenden globalen Sonneneinstrahlung sind unter anderem notwendig, um die Effizienz von Solarkollektoren zu bestimmen.

Der nachhaltige Aufbau derartiger Kapazitäten vor Ort ist ein wichtiges Ziel der Technischen Zusammenarbeit. Die dadurch erreichten positiven Entwicklungen in Energieeffizienz und erneuerbaren Energien tragen unter anderem auch zu einer Minderung des Klimawandels bei. Dies wiederum kommt Menschen in aller Welt zugute.