Das vergangene Jahr war nicht nur in diesem SI-Sinne eines, das weit in die Zukunft weist. Auf unserer Strategiekonferenz haben wir zugleich über die Abteilungsgrenzen hinweg gehende Themenfelder identifiziert, auf denen wir unsere metrologischen Kompetenzen nach innen und nach außen noch besser bündeln und zum Wohle von Wirtschaft und Gesellschaft verstärkt einbringen wollen. Die hier gemeinten fünf Themenfelder sind „Digitalisierung“, „Quantentechnologien“, „Medizin“, „Energie“ sowie „Umwelt und Klima“. Mit all diesen Begriffen sind Themen von enormer gesellschaftlicher Relevanz umrissen, die nahezu alle Bereiche unseres Lebens jetzt schon massiv beeinflussen und dies in Zukunft in einem noch viel stärkeren Ausmaß tun werden. Alle diese Themenfelder gehen zwar in ihrer gesamten Breite weit über die Metrologie hinaus, sind aber zugleich ohne Metrologie nicht angemessen und wirksam zu bestellen. Folgerichtig haben wir durch die Einsetzung entsprechender Lenkungskreise strukturelle Weichen gestellt, um unsere aktuellen und zukünftigen Aktivitäten auf diesen Themenfeldern besser zu koordinieren und die Anforderungen an die Metrologie herauszuarbeiten. All diese Lenkungskreise haben ihre abteilungsübergreifende Arbeit aufgenommen, wobei sie in unterschiedlichem Maße auf vorhandene, teils gut etablierte Strukturen aufbauen können. In jedem Fall werden diese „Big Five“ auf lange Sicht für die Ausrichtung der PTB-Arbeit mitbestimmend sein.
„Richtungsweisend“ ist dabei ein Stichwort, das in vielfacher Hinsicht das letzte Jahr geprägt hat. Zum Beispiel sind damit Weichenstellungen im Bereich des gesetzlichen Messwesens charakterisiert, das verstärkt auf digitalisierte und virtualisierte metrologische Dienstleistungen aufbauen wird. Insgesamt erfährt die gesamte Qualitätsinfrastruktur mit ihren Säulen Metrologie, Standardisierung und Akkreditierung weit über Deutschland hinaus einen grundlegenden Wandel, der von der PTB maßgeblich mitbeeinflusst wird. So wird zurzeit nicht nur in Deutschland an einer Agenda „QI Digital“ gearbeitet, sondern innerhalb der Meterkonvention das „digitale SI“ in einer Arbeitsgruppe unter der Leitung der PTB vorangetrieben. Dies geschieht unter anderem in enger Abstimmung mit der OIML, die durch Dr. Roman Schwartz als Präsident die Digitalisierung auf die Agenda gesetzt hat. Zwei internationale Workshops, jeweils vom CIPM und OIML ausgerichtet, werden 2020 die Weichen für die weitere Digitalisierungsagenda stellen.
Im Jahr 2019 wurde vieles für die Zukunft vorbereitet, und zugleich bot das Jahr die Gelegenheit, auf viele Erfolgsgeschichten zurückzublicken. Unsere 30-jährige Kooperation mit dem CENAM in Mexiko zählt hier ebenso dazu wie die bereits seit 40 Jahren bestehende metrologische Zusammenarbeit zwischen China und Deutschland. Ein weiteres bemerkenswertes Jubiläum konnte an der Uhr abgelesen werden, genauer: an der Atomuhr CS1, die vor 50 Jahren zu ticken begann und sozusagen das „Quantenzeitalter der Metrologie“ einläutete.
Diese und andere Erfolgsgeschichten wird die PTB, da bin ich sicher, weiterschreiben, weil wir auf einer Fülle von Kompetenzen und Erfahrungen aufbauen können, weil Ihr Engagement als PTB-Mitarbeiter/innen groß ist und vor allem, weil die allgemeine Erkenntnis wächst, dass ohne Metrologie, insbesondere auch in vielen zukünftigen Anwendungsfeldern von 5G über Wasserstofftechnologie bis hin zu autonomem Fahren oder Medizin „nichts geht“.
Um weiterhin, gemessen an unserer Außenwirkung, so erfolgreich zu sein, müssen wir uns auch im Inneren immer wieder hinterfragen, ob wir mit den richtigen Strukturen arbeiten, alle Dinge richtig und angemessen kommunizieren und das Wesentlichste unserer Arbeit, nämlich die Menschen, die die Arbeit machen, im Blick haben und wertschätzen. Nicht zuletzt deswegen haben wir im letzten Jahr eine umfangreiche Mitarbeiterbefragung durchgeführt, deren Ergebnisse jetzt analysiert werden und woraus sich anschließend Folgemaßnahmen ableiten lassen.
Mein herzlicher Dank geht an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das Geleistete im letzten Jahr, verbunden mit dem Wunsch, das fortzuführen, was erfolgreich war, und Neues ebenso engagiert zu verfolgen, um in und mit der PTB gemeinsam die Zukunft zu gestalten.

Prof. Dr. Joachim Ullrich
Präsident der PTB