Herausgeber
Physikalisch-Technische Bundesanstalt
Braunschweig und Berlin
Redaktion
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Grafik: Björn Helge Wysfeld (Mitarbeit von KOBOLD DESIGN, Weddel)
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Druck
Limbach Druck und Verlag GmbH, Braunschweig
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Braunschweig, September 2001
Liebe Leserin, lieber Leser,
sind Sie weiblich, 1,71 m groß, wiegen 70 kg (was einen body mass index von 23,9 ergibt) und es ist 21.25 Uhr? Oder sind Sie männlich, 1,79 m groß, wiegen 82 kg (body mass index 25,6) und es ist 21.26 Uhr? Wahrscheinlich beides nicht. (Worüber Sie sich nicht grämen müssen. Es ist nicht immer nötig, "Ja" zu sagen.) Aber auch wenn ich mit meinen beiden Fragen kein "Ja" bekommen habe, so weiß ich doch einiges über Sie: Sie sind entweder eine Frau oder ein Mann; Sie sind zwischen 1,65 m und 1,95 m groß; Sie wiegen mehr als 55 kg und weniger als 90 kg; es ist später als 8.00 Uhr und früher als 22.00 Uhr. Liege ich jetzt mit den Merkmalen richtig? "Kein Wunder!" könnten Sie sagen, die Bandbreite war ja auch groß genug gewählt. Aber dennoch zeigt diese kleine Ansprache, dass ein gewisses Wissen über diese Welt und ihre Bewohner sich in Zahlen und Intervallen ausdrücken lässt. Sie kennen das alles: Körpertemperatur in °C, Geschwindigkeitsüberschreitung in km/h (nebst nachfolgenden Bußgeld in DM), Stromverbrauch in kWh, ... Und obwohl Sie das alles kennen, ist dieses Magazin eben diesen Dingen geschuldet, die Sie kennen - und doch nicht kennen: der Zeit, dem Raum, der Masse, der Geschwindigkeit, der Temperatur, ...
An all dies wollen wir einen Maßstab anlegen. Wir wollen berichten, erzählen, zeigen, dass all dies der Betrachtung wert ist, ja, dass es ganze Institutionen gibt, die sich im Wesentlichen mit nichts anderem beschäftigen als Maßstäbe aufzustellen und zu verfeinern, anzulegen und abzulesen. Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt in Braunschweig und Berlin ist in Deutschland die Institution für diese Aufgabe, zu vermessen, was zu vermessen ist, und dies so gründlich und so genau wie nötig und möglich zu tun; zugleich ist sie diejenige, von der Sie dieses Magazin jetzt in Händen halten.
Wir wagen mit diesem Magazin den Versuch, über das Genaue ungenau zu sprechen. Es wäre schön, wenn Sie uns bei diesem Versuch begleiten und vielleicht sogar Ihre Meinung sagen würden. Folgen Sie uns einfach in die Welt des Messens.
Das "Messen-Wollen" liegt übrigens, so scheint es, in der Natur des Menschen, der sich mitteilen will. Der Mensch macht dabei auch keinen Halt vor dem Unmessbaren. Und dieses "Messen-Wollen" beginnt früh: In einem der bezauberndsten Kinderbücher** geht es darum, dass ein kleiner Hase seine Liebe zum großen Hasen "ausmessen" will. "Rate mal, wie lieb ich dich hab", sagt der kleine zum großen Hasen. "Oh, ich glaub nicht, dass ich das raten kann", sagt darauf der große Hase. Aber der kleine und der große Hase versuchen dann doch, die Größe dieser Liebe zu messen, zuerst durch ihre Armlängen, dann durch ihre ausgestreckten Körper, bis sie schließlich beim Vergleichen (und nichts anderes meint "messen") im Himmel landen: "Bis zum Mond und wieder zurück haben wir uns lieb." (Dies bringt mich dazu, bevor ich Sie mit den maßstäben allein lasse, meiner Tochter zu danken, die die Zeichnungen zur Glosse auf der letzten Seite beigesteuert hat.)
Und nun im Namen der gesamten Redaktion: Viel Spaß beim Schmökern!
Ihr Jens Simon