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Professor Dieter Kind verstorben

Der ehemalige Präsident der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt wurde 88 Jahre alt

12.06.2018

In der über 130-jährigen Geschichte der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) hat er ein sehr gewichtiges Kapitel entscheidend mitgeschrieben. Nahezu 20 Jahre lang hat Prof. Dr.-Ing. Dieter Kind die Geschicke der Bundesanstalt als Präsident geführt und – als ein herausragendes Ereignis seiner Amtszeit – die Vereinigung der PTB mit ihrer ostdeutschen „Schwesterinstitution“ gestaltet. Am Sonntag, den 10. Juni 2018, ist Dieter Kind im Alter von 88 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit in einem Braunschweiger Krankenhaus verstorben.

Prof. Dr.-Ing. Dieter Kind, 5.10.1929 – 10.6.2018
(Foto: PTB; Aufnahmedatum: 24. Mai 2017)

Unter den 14 Persönlichkeiten, welche die PTB bzw. ihre Vorgängerinstitution, die Physikalisch-Technische Reichsanstalt (gegründet 1887), bis heute geleitet haben, fällt bei Dieter Kind die Länge seiner Amtszeit (von 1975 bis 1995) auf. Kein Präsident vor ihm und keiner nach ihm bekleidete so lange das Präsidentenamt. Aber das eigentlich Bemerkenswerte sind die Wirkungen, die Dieter Kind für die PTB erzielen konnte, nicht nur national, sondern auch international, etwa als Präsident des höchsten Gremiums in der Welt der Metrologie, des Internationalen Komitees für Maß und Gewicht der Meterkonvention.

Dieter Kind hatte Elektrotechnik in Berlin und München studiert, in Hochspannungstechnik promoviert und war ab 1962 Professor an der (damals noch) Technischen Hochschule Braunschweig, bevor er 1975 zum Präsidenten der PTB ernannt wurde. Erstmals stand damit ein Ingenieur dieser im Kern sehr physikalisch orientierten Institution vor. Eine Aufgabe, die sicher für beide Seiten – die Welt der Ingenieure und die Welt der Physiker – etwas Besonderes war. Dieter Kind meisterte diese Aufgabe mit Bravour, was sich auch in den zahlreichen Ehrungen und Preisen ausdrückt, die ihm verliehen wurden. Unter anderem wurde ihm am Ende seiner Amtszeit das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

Zu den großen Herausforderungen seiner Amtszeit zählte die damals noch in der PTB beheimatete Zuständigkeit für die „Sicherstellung und Endlagerung radioaktiver Abfälle“ – ein in jeder Hinsicht schwieriges Thema, das Ende der 1980er Jahre in eine eigene Bundesbehörde, das Bundesamt für Strahlenschutz, ausgelagert wurde. Die größte Herausforderung jedoch wurde durch die Deutsche Wiedervereinigung ausgelöst. Diese betraf auch die bis dahin geteilte Welt der Metrologie – mit der PTB in Braunschweig und Berlin-Charlottenburg sowie dem Amt für Standardisierung und Messwesen (ASMW) in Berlin-Friedrichshagen. Die erfolgreiche Integration der metrologischen Abteilungen des ASMW und der dort beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter war eine der größten Leistungen von Dieter Kind.

Mit Dieter Kind verlieren die PTB und die gesamte metrologische Welt einen unermüdlichen Geist, der sich auch weit nach seiner offiziellen Amtszeit um die Belange „seiner Bundesanstalt“ kümmerte und sie mit Rat und Tat unterstützte.

jes/ptb