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Raumsonde SOHO erlaubt besseres Verständnis der Sonne und ihres Einflusses auf die Erdatmosphäre

13.12.1995

Am 2. Dezember 1995 wurde die Raumsonde SOHO (Solar and Heliospheric Observatory) erfolgreich vom Cape Canaveral gestartet. An Bord von SOHO befinden sich Instrumente zur Messung der solaren vakuum-ultravioletten (VUV-) Strahlung, die von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt mit Hilfe des Berliner Elektronenspeicherrings BESSY I kalibriert wurden.

Die Raumsonde SOHO ist ein Eckstein des gemeinsamen solar-terristrischen Wissenschaftsprogramms von ESA und NASA. Die Raumsonde wird in eine Umlaufbahn um einen Punkt auf der Verbindungsachse Erde-Sonne in einer Entfernung von 1,5 Millionen Kilometern gebracht (d. h. etwa viermal die Entfernung Erde-Mond). Dies ermöglicht eine ununterbrochene Beobachtung der Sonne während 24 Stunden am Tag für wenigstens zwei Jahre.

Ein wesentliches Ziel der Mission ist es, die VUV-Strahlung der Sonne zu untersuchen und ihren Zusammenhang mit anderen charakteristischen solaren Eigenschaften, wie dem Sonnenwind und dem Sonnenfleckenzyklus, zu verstehen. Die VUV-Strahlung der Sonne und der Sonnenwind bestimmen entscheidend die Vorgänge in den oberen Schichten der Erdatmosphäre und äußern sich beispielsweise in Störungen des Funkverkehrs und in dem Erscheinen von Polarlichtern. Sonnenwind und solare VUV-Strahlung entstehen in der äußeren Atmosphäre der Sonne. Es liegen bislang keine hinreichend genauen Meßdaten vor, die es gestatten, zwischen konkurrierenden Modellen der Sonnenatmosphäre zu unterscheiden und damit ein grundlegendes Verständnis dieser Vorgänge ermöglichen.

Um diese Lücke mit dem SOHO-Projekt zu schließen, ist es notwendig, daß die Teleskop-Spektrometer-Systeme an Bord absolute Messungen mit hoher Präzision durchführen können. Dazu wurden bei der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Berlin spezielle Sonnensimulatoren entwickelt und mittels der berechenbaren Strahlung des Elektronenspeicherrings BESSY I charakterisiert. Mit diesen transportablen Instrumenten konnte die Bestimmung der Empfindlichkeit der Teleskope unter den extremen Reinraumbedingungen erfolgen, die für die Lagerung solcher Instrumente bis zum Start notwendig sind. Um die hohe Qualität der Daten während der mindestens zwei Jahre dauernden Beobachtungszeit aufrecht zu erhalten, sind vergleichende Messungen mit Sonnenteleskopen auf Höhenforschungsraketen geplant. Diese werden ebenfalls mit den speziellen Sonnensimulatoren der PTB auf der Grundlage des Elektronenspeicherrings BESSY I kalibriert.

Die mit hohem Aufwand durchgeführten Kalibrierungen ermöglichen es, aus den mit SOHO gewonnenen Bildern der Sonne quantitative Ergebnisse abzuleiten, die zu einem besseren Verständnis der Sonnenatmosphäre und ihres Einflusses auf die Erdatmosphäre führen werden.

Weitere Informationen:
Tel.: 0531 / 592-3322 oder -3301