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Max von Laue und die PTB – eine Vaterschaftsgeschichte

05.10.2004

Am 9. Oktober wäre Max von Laue 125 Jahre alt geworden Mit seinem Namen verbindet sich eine lange Liste an Stichworten: Röntgenbeugung an Kristallen und Supraleitung stehen dort ebenso wie Nobelpreis für Physik (1914) und Göttinger Manifest (1957). Das Leben Max von Laues, der am kommenden 9. Oktober 125 Jahre alt geworden wäre, war wissenschaftlich und wissenschaftspolitisch übervoll. Die Beziehung der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) zu Max von Laue ist dabei eine besondere: Ihm verdankt die PTB ihre Neugründung in Braunschweig Ende der 1940er Jahre.

Für die PTB war Max von Laue ein Glücksfall. Denn auf seinen Schultern lag die Aufgabe, die durch den Zweiten Weltkrieg versprengten Teile der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt (PTR) wieder zusammenzuführen. (Für die PTR hatte Laue bereits von 1925 bis 1933 als Berater für Theoretische Physik gearbeitet.) Nach Kriegsende war Laue zunächst mit anderen führenden deutschen Physikern, die an dem so genannten Uran-Projekt beteiligt waren, in Farm Hall in England interniert. Aus den Aufzeichnungen, der dort geführten Gespräche, wird die hohe Wertschätzung Laues deutlich: „Ich bin der Meinung,“ so der englische Physiker Patrick Blackett, „daß Sie zu den Leuten gehören, die nach Deutschland zurückgehen und dort beim Wiederaufbau des akademischen und wissenschaftlichen Lebens helfen sollten. Sie genießen einen sehr guten Ruf als kluger und verständiger Mann, der seinen Standpunkt konsequent vertreten hat und überall spricht man von Ihnen mit großer Hochachtung.“

Nach seiner Rückkehr aus Farm Hall übernahm Laue dann die Aufgabe, die er in seiner Selbstbiographie so beschreibt: „Vor allem wollte ich aber sogleich zur Stelle sein, wenn nach dem von mir stets vorausgesehenen und erhofften Zusammenbruch des Dritten Reiches sich die Möglichkeit zu einem kulturellen Wiederaufbau aus den Ruinen bot, die dieses Reich schuf. Unter diesem Aspekt stand denn auch ein großer Teil meiner Tätigkeit nach 1945.“ Die Wiedergründung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft gehört hier ebenso dazu wie sein intensives Ringen um eine Wiedererrichtung der PTR in den westlichen Besatzungszonen. Seine ausgezeichneten Kontakte zur britischen Militärregierung waren ihm hierbei von großem Nutzen, so dass es schließlich von der britischen Dienststelle „Research Branch“ grünes Licht gab für das, was heute die Physikalisch-Technische Bundesanstalt ist, und für die er damals in den ersten Jahren als wissenschaftlicher Berater im Kuratorium tätig war. Max von Laue, einer der großen Theoretischen Physiker des 20. Jahrhunderts, der Gründungsvater der heutigen PTB in Braunschweig, starb am 24. April 1960 in West-Berlin an den Folgen eines Autounfalls.

Max von Laue – Aus seiner Biographie

Am 9. Oktober jährt sich zum 125. Mal der Geburtstag von Max von Laue, einem der größten Physiker Deutschlands. 1879 in Pfaffendorf bei Koblenz geboren studierte er nach dem Abitur Physik und Mathematik an den Universitäten von Straßburg, Göttingen, München und Berlin, bevor er 1903 bei Max Planck in Berlin promoviert wurde. 1909 ging Max von Laue als Privatdozent nach München, wo er seine wohl bekannteste Entdeckung, nämlich die Beugung von Röntgenstrahlung an Kristallen vorschlug. Schon kurz nach Max von Laues Ausarbeitung der Theorie und der experimentellen Bestätigung durch Knipping und Friedrich, publiziert im Jahr 1912, erhielt Max von Laue 1914 den Nobelpreis für Physik für diese Arbeiten. Sie zeigten einerseits, dass Röntgenstrahlen elektromagnetische Wellen sind und andererseits eröffneten sie den Weg zur Aufklärung der mikroskopischen Struktur von Kristallen, Viren, Proteinen oder - vielleicht am bekanntesten – der Doppelhelix der Desoxyribonukleinsäure (DNS) als der Substanz des Lebens.

In seiner Münchner Zeit war Max von Laue einer der ersten, der Albert Einsteins Relativitätstheorie in der Wissenschaft zum Durchbruch verhalf. Zwischen den beiden Wissenschaftlern entwickelte sich eine lebenslange enge Freundschaft. Beide standen dem 1917 neugegründeten Physikinstitut der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft in Berlin Dahlem vor, wobei von Laue als zweiter Direktor Einstein den größten Teil der administrativen Arbeit abnahm. Seit dieser Zeit begann der beträchtliche Einfluss Max von Laues auf die Entwicklung der wissenschaftlichen Forschung in Deutschland.

In Berlin war Max von Laue Professor der Physik, war Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften und war Berater der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt (PTR) in Berlin-Charlottenburg. Hier arbeitete Walther Meißner an der Untersuchung der Supraleitung, für dessen Messungen Max von Laue 1932 die Abhängigkeit des kritischen Magnetfeldes von der Geometrie der Probe erklären konnte und damit einen wichtigen Anstoß zur Entdeckung des Meißner-Effekts der Feldverdrängung im Supraleiter gab.

Aus der Kriegsgefangenschaft in England kam Max von Laue 1946 nach Göttingen, wo er sich bis 1948 intensiv der Zusammenfassung der durch den Krieg zerprengten Teile der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt widmete. Seinem intensiven Wirken und seiner im Nationalsozialismus unbelasteten Vergangenheit ist maßgeblich die Gründung der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig als Nachfolgerin der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt zu verdanken. In dieser Zeit betrieb er auch erfolgreich die Wiedergründung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. 1951 übernahm Max von Laue die Leitung des Kaiser-Wilhelm-Instituts für physikalische Chemie und Elektrochemie (heute: Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft) in Berlin.

Neben seinen wesentlichen Beiträgen zur Physik hat Max von Laue sich bis ins höchste Alter für die Belange der Wissenschaft und deren Verantwortung eingesetzt. So gehörte er 1957 zu den Unterzeichnern des Göttinger Manifests, mit dem führende deutsche Physiker vor der atomaren Aufrüstung der Bundeswehr warnten.